Nur noch kurz die Welt retten war ein großer Hit, nicht nur, weil der Song eine eingängige, flotte Melodie besitzt, sondern auch einen großartigen Text, in dem sich irgendwie jeder wiederfinden kann. Nur mal eben schnell eine Kolumne schreiben, den Garten winterfest machen, vielleicht noch ein paar Weihnachtskekse backen, ein wenig am neuen Buch arbeiten und nebenbei noch die fünfzig E-Mails beantworten, die über den Tag so hereinkommen. Ich könnte auch ein Lied singen …
Gestern wollte ich nur mal kurz zur Post gehen, um einen wichtigen, längst überfälligen (tja, warum wohl?) Brief aufgeben und danach einkaufen. Kein Problem, dauert vielleicht eine halbe Stunde, dann kann ich mit der eigentlichen Arbeit beginnen. Leider gibt es heutzutage ja kaum noch Postfilialen, sondern nur noch Poststationen, die in irgendwelchen Läden untergebracht sind. Wenn man Pech hat, stehen fünfzig Leute vor einem in der Schlange, die nicht nur, wie früher bei der Post, ein paar Briefmarken kaufen oder ein Paket aufgeben wollen, sondern nach einer Maniküre verlangen, Lotto spielen oder – in meinem Fall – Geld ins Ausland transferieren wollen.
Es begann schon damit, dass ich kaum in das Lokal hineinkam, weil die Schlange bis zur Tür reichte. Nachdem ich gut zwei Minuten gewartet hatte, waren die beiden Damen am anderen Ende der Schlange sich immer noch nicht einig, wie viel Geld sie überhaupt verschicken wollen, und diskutierten in einem hastigen Flüsterton, während hinter ihnen vier Leute darauf warteten, endlich an die Reihe zu kommen. Vor mir stand eine Frau mit Kinderwagen, die sich vermutlich sorgte, ob sie genug Milch und Windeln dabei hatte, um die Wartezeit zu überstehen, und weil es nun wirklich gar nicht voranging, verließ ich das Geschäft wieder. Die nächste Poststation liegt zum Glück nur sechs, sieben Gehminuten entfernt – auf einem Hügel. Dort gab es keine Schlange, aber die Station liegt in einer Buchhandlung, und aus denen komme ich immer ganz schlecht wieder raus. Da helfen dann nur Scheuklappen.
Beim Einkauf im Supermarkt stellte ich mich natürlich an die falsche Kasse an (Murphy’s Law), und hatte einen älteren Herrn vor mir, der entweder an Altersstarrsinn litt oder an einer frühen Form von Demenz. Möglicherweise konsumiert er auch zu viel Alkohol, denn außer Bier hatte er nichts eingekauft. Aus irgendeinem Grund war er jedenfalls nicht in der Lage zu bezahlen, zählte unverdrossen einzelne Centstücke ab (die Summe, die er schuldig war, betrug knapp sechs Euro) und ignorierte die immer frustrierteren Ausrufe der Kassiererin. Ein Streit bahnte sich an. Die Marktleiterin, die offenbar häufiger Probleme mit dem Kunden gehabt hatte, drohte mit Rauswurf. Und als Begleitmusik zu dem Chaos piepste die Kasse, weil die Kassiererin sie noch nicht geschlossen hatte, in den höchsten Tönen.
Nur mal eben schnell geht gar nichts. Deshalb muss an dieser Stelle die donnerstägliche Rubrik Was macht eigentlich …? eine Weile ruhen, da ich zu wenig Zeit für die notwendige Recherche habe. Stattdessen gibt es weiterhin einige Kritiken und vielleicht von Zeit zu Zeit einen Beitrag über das ganz alltägliche Leben …