Mit „Interstellar“ kommt nach einem mauen Oktober endlich ein Film in unsere Kinos, der zumindest in der Theorie über ein ordentliches Blockbusterpotenzial verfügt.
In der Woche des 25-jährigen Mauerfall-Jubiläums mit einem historischen Drama über Alt-Nazis in der Bundesrepublik der 1950er Jahre punkten zu wollen, ist mehr als schlechtes Timing. Und so wird schnell der Mantel des Schweigens über „Im Labyrinth des Schweigens“ gedeckt werden.
Ein ähnliches Schicksal wird auch „Mr. Turner“ ereilen, der die nicht gerade große Nische der Kunst liebenden Arthouse-Besucher für sich reklamiert.
Ebenfalls ein eher älteres Publikum sprechen „Plötzlich Gigolo“ und „Das grenzt an Liebe“ an. Ersterer zielt auf die Woody Allen-Fans ab, die den Meister mal wieder vor der Kamera in einer seiner typisch neurotischen Rollen sehen wollen. Trotzdem dürfte die halbe Besucher-Million von „Blue Jasmine“ mit Allen als Regisseur für diese leichtfüßige Komödie in weiter Ferne liegen. Gegen Woody Allen werden Michael Douglas und Diane Keaton mit „Das grenzt an Liebe“ trotzdem keine Chance haben, vielmehr wird sich dieses Lustspiel in ähnlich niedrigen Besucher-Bahnen bewegen wie „Wie in alten Zeiten“.
Und dann wird schließlich noch der Erbauungsstreifen „Den Himmel gibt’s echt“ als zum Misserfolg bestimmter Alibistart in die Kinos gepresst.
Interstellar
Die Latte hat Christoper Nolan selbst bereits sehr hoch gelegt: Knappe 700.000 Besucher am Startwochenende konnte „Inception“ verbuchen, während es bei „The Dark Knight Rises“ sogar über eine Million waren. „Interstellar“ wird als ebenfalls originärer Stoff, ohne Zugpferd Leonardo DiCaprio und aufgrund der nicht ganz so massenkompatiblen SciFi-Thematik mit seinen Startbesuchern irgendwo dazwischen liegen mit leichter Tendenz zu den „Inception“-Zahlen. Die Mundpropaganda sollte dann aber problemlos dafür sorgen, dass die 3-Millionen-Gesamtbesuchermarke einmal mehr geknackt wird.
Christopher Nolan hat sich noch einmal selbst übertroffen: Er liefert nicht nur sein bisher grandiosestes Werk ab, sondern etabliert sich auch als ein in allen Belangen visionärer Filmemacher. Entstanden ist ein komplexes, visuell atemberaubendes SciFi-Epos, das den Zuschauer diverse Gefühlszustände durchleben lässt und trotz einer Laufzeit von knapp drei Stunden keine Sekunde langweilt. Ein Werk, das jetzt schon als Klassiker gelten darf. Besser geht Kino nicht!