Larry Crowne

Für heute war eine weitere „Was macht eigentlich …?“-Kolumne geplant, aber mir fehlte leider die Zeit für die Recherche. Zum Glück habe ich noch ein paar Kritiken in der digitalen Schublade, auf die ich zurückgreifen kann. Heute geht es also um Larry Crowne, und dabei stellte ich mir unwillkürlich die Frage: Was machen eigentlich Julia Roberts und Tom Hanks?

Larry Crowne ist nun auch schon wieder drei Jahre her, und seither habe ich Julia Roberts lediglich in dieser völlig vermurksten Schneewittchen-Adaption gesehen. Im August in Osage County habe ich leider verpasst, obwohl ich ihn gerne gesehen hätte. Seit sie Kinder bekommen und die vierzig überschritten hat, ist es um den Hollywoodstar recht still geworden, drehte sie früher zwei, drei Filme im Jahr sind es nun nur noch ein oder höchstens zwei, darunter Ensemblefilme und Synchronarbeiten. In diesem Jahr war sie in den USA, wo Im August in Osage County bereits 2013 herauskam, lediglich in einem TV-Film von Ryan Murphy zu sehen, als ein prominenter Gaststar unter vielen. Eigentlich schade, aber immerhin wurde nun ein neues Projekt angekündigt: The Secret in Their Eyes.

Tom Hanks ist da wesentlich fleißiger, nicht nur als Produzent von gleich mehreren neuen TV-(Mini-)Serien, sondern auch als Schauspieler. Seine beiden letzten Produktionen, Captain Phillips und Saving Mr. Banks sind noch nicht vergessen, da ist er nächstes Jahr als Geschäftsmann in Ein Hologramm für den König von Tom Tykwer zu sehen, dann in der Romanverfilmung Ithaca über einen jugendlichen Telegrammboten während des Zweiten Weltkriegs in einer US-Kleinstadt (mit einer weiteren Was macht eigentlich …?-Kandidatin: Meg Ryan), die er auch beide produziert. Ferner soll er in Steven Spielbergs Kalter Krieg Spionagedrama St. James Place mitspielen, und die Verfilmung des jüngsten Robert Langdon-Abenteuers aus der Feder von Dan Brown, Das verlorene Symbol, steht auch noch an. Ganz schön fleißig …

Aber nun endlich zu Larry Crowne, der zweiten Zusammenarbeit mit Julia Roberts nach Der Krieg des Charlie Wilson.

Larry Crowne

Larry (Tom Hanks) hat seinen Job verloren. Weil er weiß, dass er mit Anfang fünfzig und ohne College-Abschluss nicht so schnell eine neue Stelle finden kann, beschließt er, noch einmal zu studieren. Dabei lernt er die unkonventionelle Samantha (Sarah Mahoney) kennen, die sein Leben gehörig umkrempelt: Bald trägt Larry neue, coole Klamotten und fährt Vespa. Sein Rhetorik-Kurs wird von Mercedes Tainot (Julia Roberts) geleitet, die nicht nur die Freude am Unterrichten verloren hat, sondern sich überdies mit ihrem nichtsnutzigen Ehemann (Brian Cranston) herumschlägt. Wider Erwarten verguckt sich Larry in seine Lehrerin …

Mit der Wirtschaftskrise hat sich das Leben des Durchschnittsamerikaners geändert, und RomComs, in denen reiche, coole und gestylte Großstadtsingles nach der Liebe fürs Leben suchen, sind nicht mehr ganz so glaubwürdig. Hollywoods Antwort ist dieser sympathische Film, der die sehr amerikanische Botschaft vermittelt: Hilf dir selbst und verändere dein Leben! Anstatt herumzunörgeln und Vater Staat auf der Tasche zu liegen, verkauft Larry all sein Hab und Gut und fängt voller Optimismus von vorne an. Er studiert Wirtschaft und wird Mitglied in einem Biker-Club, der wie die Hells Angels daherkommt, nur eben auf Vespas. Irgendwie putzig und dank Tom Hanks, der einmal mehr beweist, dass er der würdige Erbe James Stewarts ist, nicht ganz so albern wie es hier vielleicht klingt.

An und für sich ist die Idee nicht schlecht, nur versäumen es die Macher der Rezessions-RomCom leider, sich auch eine richtige Geschichte auszudenken. Wie und ob Larry am Ende wieder auf die Beine kommt, wird nicht erzählt, stattdessen stolpert er so lässig und ganz nebenbei, wie auch alles andere in diesem Film passiert, in Julia Roberts Arme – es gibt vermutlich Leute, die mehr unter der Rezession gelitten haben …

Note: 3-

Dieser Eintrag wurde veröffentlicht in Pi Jays Corner von Pi Jay. Setze ein Lesezeichen zum Permalink.

Über Pi Jay

Ein Mann des geschriebenen Wortes, der mit fünfzehn Jahren unbedingt eines werden wollte: Romanautor. Statt dessen arbeitete er einige Zeit bei einer Tageszeitung, bekam eine wöchentliche Serie - und suchte sich nach zwei Jahren einen neuen Job. Nach Umwegen in einem Kaltwalzwerk und dem Öffentlichen Dienst bewarb er sich erfolgreich an der Filmakademie Baden-Württemberg in Ludwigsburg. Er drehte selbst einige Kurzfilme und schrieb die Bücher für ein halbes Dutzend weitere. Inzwischen arbeitet er als Drehbuchautor, Lektor und Dozent für Drehbuch und Dramaturgie - und hat bislang fünf Romane veröffentlicht.