Es ist immer gefährlich, sich nach längerer Zeit alte Lieblingsfilme wieder anzusehen. Ein bisschen ist es wie ein Treffen mit alten Freunden, zu denen man jahrelang keinen Kontakt hatte. Viele sehen auf einmal verdammt alt aus, und obwohl man sich früher sehr gut verstanden hat, kommt das Gespräch immer wieder zum Erliegen. Entweder sie haben sich verändert oder man selbst hat es – so oder so eine betrübliche Entdeckung.
Als ich Brazil irgendwann in den späten Achtzigern in einer Sonderaufführung des Goethe-Instituts in meiner sauerländischen Heimatstadt das erste Mal sah (ja, damals gab es so etwas noch), war ich wie elektrisiert. Der Film war intelligent gemacht, herrlich skurril und sehr witzig, und in mir keimte der Wunsch, so etwas eines Tages auch zu schreiben. Nach meinem Lieblingsfilm gefragt, antwortete ich noch Jahre danach immer: Brazil. Heute würde meine Antwort wohl differenzierter ausfallen, denn einen einzigen Lieblingsfilm gibt es für mich nicht, sondern eine ganze Gruppe liebenswerter Filme, die mich über die Jahre begleitet haben, und da macht es auch gar nichts, wenn einer von uns mit der Zeit etwas langsam geworden ist …
Brazil
Irgendwann im 20. Jahrhundert: Sam Lowry (Jonathan Pryce) ist ein kleiner, unauffälliger Angestellter im Archiv des Ministeriums für Information, der still sein Leben verträumt, während die Welt um ihn herum an Umweltverschmutzung zugrunde geht und die Gesellschaft sich in einen ebenso tyrannischen wie chaotischen Überwachungsstaat verwandelt hat. Zufällig lernt er Jill (Kim Greist) kennen und verliebt sich in sie. Durch eine schier unglaubliche Verkettung von Zufällen und systemimmanenten Fehlleistungen hält man die beiden schließlich für Terroristen und macht Jagd auf sie.
Terry Gilliams Meisterwerk ist eine bitterböse Satire auf die Dystopien des 20. Jahrhunderts, allen voran George Orwells 1984. Die Geschichte ist voller Anspielungen und witziger Einfälle, sie zitiert die Klassiker des Film Noirs und nimmt sie gleichzeitig auf die Schippe. Einzig die parabelhaften Elemente wirken heute vielleicht ein wenig zu aufgesetzt und stören etwas den Fluss der Handlung. Dennoch ein nahezu zeitloser Klassiker mit vielen wunderbaren Szenen und grandiosen Einfällen. Sogar Terry Gilliam hat kürzlich in einem Interview angemerkt, dass er aus dem Schatten seines frühen Meisterwerks wohl nicht mehr herauskommt.
Note: 1-