Harry Potter ist vermutlich schuld daran, dass das Interesse an Hexen und Zauberern inklusive Magie und sonstigen übernatürlichen Wesen exponentiell gestiegen ist. Und warum nicht? Wer lässt sich nicht gerne für eine Weile in eine magische Welt entführen und gibt sich einer abenteuerlichen Geschichte hin? Noch dazu, wenn es draußen immer früher dunkel wird und ein eisiger Wind ums Haus pfeift …
Beautiful Creatures
Ethan (Alden Ehrenreich) ist Schüler in einem langweiligen Südstaatenkaff, in dem man nur zwei Leidenschaften kennt: Religion und das Nachstellen des amerikanischen Bürgerkrieges. Doch der junge Mann ist ein Freidenker, der die von den Frömmlern verbotenen Bücher liest und sich wünscht, eines Tages in die weite Welt hinauszuziehen. Seit einiger Zeit träumt er jedoch immer wieder von einem geheimnisvollen Mädchen, das eines Tages tatsächlich in seinem Klassenzimmer steht: Lena (Alice Englert) ist die Nichte des geheimnisvollen Macon Ravenwood (Jeremy Irons), von dem es heißt, er bete den Teufel an. Tatsächlich hat die Familie ein Geheimnis – es sind Hexen. An ihrem 16. Geburtstag steht Lena eine Prüfung ins Haus, denn dann entscheidet das Schicksal, ob sie zu den Mächten des Guten oder des Bösen gehört. Während Macon sie für das Gute gewinnen will, arbeiten Lenas Mutter Sarafine (Emma Thompson) und ihre Cousine Ridley (Emmy Rossum) für die Gegenseite. Und beide Parteien bedrohen die Liebe der jungen Leute …
Eine Prise Harry Potter, ein Hauch Carrie und eine große Portion Die Zauberflöte – fertig ist eine magische Lovestory, wie sie von den jungen Frauen anscheinend heißgeliebt wird. Der Anfang ist dabei sehr vielversprechend geraten, denn die Story wird zunächst aus Ethans Sicht erzählt, der erst nach und nach erfährt, wozu die Frau, die er liebt, fähig ist, was zu einigen Wortgefechten und amüsanten Situationen führt. Auf dieser Schiene hätte man gerne weitermachen können.
Doch leider muss wie immer das Schicksal dazwischenfunken, dass sich gegen die Liebe und den freien Willen verschworen hat. Außerdem gibt es noch einen Fluch, der auf den Frauen der Hexenfamilie liegt und mit einem früheren Leben der beiden Protagonisten zu tun hat. Oder zumindest zu tun haben soll, denn wirklich zufriedenstellend wird das nicht geklärt. Überhaupt werden in der Geschichte einige kühne Behauptungen aufgestellt und interessante, sogar spannende Handlungsstränge begonnen, aber nie zu Ende geführt oder auch nur befriedigend weitergesponnen. So verpufft die anfängliche Hysterie, die leicht zu einer Hexenjagd hätte führen können, ebenso wie die Wirkung des Liebesdramas. Natürlich muss man dem Paar möglichst viele Hindernisse in den Weg legen, aber müssen sie nahezu ausschließlich auf das komplizierte Innenleben der weiblichen Heldin zurückzuführen sein?
In der zweiten Hälfte kommt dem Film vieles abhanden – Humor, Tempo und vor allem eine zunächst geglückte Beziehungsdynamik, die im Morast aus halbgaren Flüchen und adoleszenter Unentschlossenheit zu ersticken droht. Wenn man sich schon an Die Zauberflöte orientiert (und sogar Schinkels berühmtes Bühnenbild zitiert), hätte man sich auch an der Dramaturgie ein Beispiel nehmen können. So endet die Story in einem halbherzigen Happy End und lässt einen mit dem Gefühl des Bedauerns zurück. Daraus hätte man wirklich viel mehr machen können. Immerhin gab es ein Wiedersehen mit ein paar guten Schauspielern, von denen besonders Emma Thompson ihre Rolle mit viel Leidenschaft ausgefüllt hat – fast so, als machte sie sich über die dürftige Handlung lustig …
Note: 4+