District 9 war mal ein etwas anderer Science Fiction und zugleich eine Parabel auf Rassenhass und Apartheid. Für Regisseur Neil Blomkamp wurde der Film zu einer goldenen Eintrittskarte nach Hollywood, und man durfte gespannt sein, worum es in seinem zweiten Langfilm gehen würde. Es dauerte ein paar Jahre, bis es soweit war, Blomkamp schrieb wieder das Drehbuch, und es wurde erneut ein Science Fiction mit sozialkritischem Anstrich.
Elysium
Mitte des 22. Jahrhunderts ist die Erde ein gewaltiger Slum, in dem die Massen vor sich hinvegetieren und ihre Arbeitskraft ausbeuten lassen. Einer von ihnen ist Max (Matt Damon), der bei einem Arbeitsunfall radioaktiv verstrahlt wird und nur noch wenige Tage zu leben hat. Wer Geld hat, hat die Erde schon vor langer Zeit verlassen und residiert in einer gewaltigen Raumstation in der Umlaufbahn, die mit harter Hand von der Verteidigungsministerin Delacourt (Jodi Foster) beschützt wird. Jeder Versuch, sich illegal Zugang zu verschaffen, wird strengstens bestraft. Doch nur in Elysium kann Max auf Heilung hoffen, weshalb er einiges auf sich nimmt, um sich zu Elysium Zugang zu verschaffen.
Vor dreißig Jahren hätte vermutlich Arnold Schwarzenegger Max gespielt, vielleicht auch Sylvester Stallone. Das Ganze hätte dann ein bisschen wie Total Recall oder Judge Dredd ausgesehen, und der Held wäre am Ende über sich hinausgewachsen und hätte im Alleingang alle Bösewichter besiegt. Tatsächlich hat die Geschichte durchaus etwas … sagen wir, Traditionelles. Der Held ist – nach einigen Jahren als jugendlicher Schwerverbrecher – ein geläuterter Mann, anständig, gewissenhaft und fleißig. Doch ihm widerfährt großes Unrecht, und dagegen setzt er sich zur Wehr. Er will nicht die Welt retten, nicht einmal das Kind seiner großen Liebe, sondern in erster Linie sein eigenes Leben. Das hätte an sich schon ausgereicht für einen spannenden Film mit sozialem Anstrich. Max als ein moderner Michael Kohlhaas, der Unrecht mit weiterem Unrecht auszugleichen versucht, und Elysium erscheint ein bisschen wie Metropolis, auf der einen Seite die Reichen und Mächtigen, auf der anderen die geknechteten Massen.
Doch das reicht Blomkamp nicht, da gibt es zusätzlich noch eine politische Verschwörung, einen Putschversuch, um auch den letzten Anschein von Demokratie und Rechtstaatlichkeit zu beseitigen, und wie es der Zufall oder der Drehbuchautor so will, spielt das Böse unbeabsichtigt dem Helden den Schlüssel zur Macht in die Hände. Oder vielmehr ins Hirn, das wie eine Festplatte genutzt werden kann. So bekommt der Film zusätzliche Ebenen und Nebenstränge, wird aber leider nicht spannender.
Matt Damon macht seine Sache gut, wirkt aber ein wenig müde und abgehetzt, was zwar kein Wunder ist, aber einem Schwarzenegger oder Stallone nie passiert wäre. Die hätten auch kein Exo-Skelett gebraucht, aber das ist eine andere Geschichte. Blomkamp malt mit kräftigen Pinselstrichen, und seine Welt ist vorzugsweise Schwarz oder Weiß. Die Bösen sind richtig böse, die Guten dagegen eher pragmatisch, nicht ganz ehrlich, sondern eher durchtrieben, aber aus der Not heraus, und sie haben das Herz eines Revolutionärs.
Das Ende ist leider enttäuschend, der Held bezwingt nicht einmal alle Gegner, sein finaler Kampf wirkt ein wenig unspektakulär, und dass zuletzt die Macht an den geht, der am schnellsten seinen Namen in einen Computer eintippen kann, ist reichlich naiv. So endet das Ganze als frommes Sozialmärchen, ein bisschen zu zuckrig und verlogen, aber trotzdem irgendwie schön.
Note: 3-