Wir sind die Millers

Es gibt Filme, deren Trailer machen neugierig, und andere, die sind eher abschreckend. Letzteres war bei Wir sind die Millers der Fall. Der Humor erschien mir einfältig und zotig, die Story dürftig, die Moral aufdringlich, kurz und schlecht: ein Film fürs pubertäre Publikum, das Fäkalhumor für die hohe Kunst der Komödie hält. Tja, man sollte nicht so viele Vorurteile haben …

Wir sind die Millers

David (Jason Sudeikis) ist ein mäßig erfolgreicher, mit seinem Leben jedoch recht zufriedener Enddreißiger, der sein Geld mit dem Verkauf von Hasch verdient und über das spießige Familienleben seiner Collegefreunde nur müde lächeln kann. Eines Tages wird er überfallen und all seiner Ersparnisse und Drogenvorräte beraubt. Sein Großhändler setzt ihn unter Druck und verlangt, dass David eine größere Menge Marihuana von Mexiko in die USA schmuggelt. David kommt auf eine grandiose Idee: Um an der Grenze nicht aufzufallen, gibt er sich als Familienvater aus, der mit seinen Lieben eine Reise im Wohnmobil unternimmt. Dazu muss er jedoch zuerst eine Stripperin (Jennifer Aniston) als Ehefrau und zwei Teenager (Emma Roberts und Will Poulter) als Kinder rekrutieren …

Die Grundidee ist recht clever: Wenn schon bei richtigen Familien der Urlaub durch kleine Pannen, größere Katastrophen und zwischenmenschliche Konflikte gefährdet ist, wie viel mehr gilt das dann für einen bunt zusammengewürfelten Haufen gesellschaftlicher Außenseiter ohne soziale Bindungen, die nicht nur eine heile, amerikanische Durchschnittsfamilie vorspielen, sondern sich obendrein auch noch mit einem Haufen mexikanischer Gangster und der Drogenfahndung herumschlagen müssen? Aber bei einer Komödie entscheidet nicht allein die Originalität des Aufhängers, sondern vor allem die Umsetzung.

Vier Drehbuchautoren waren nötig, um das Skript auf den Weg zu bringen, und diesmal haben die vielen Köche den Brei nicht verdorben, sondern recht schmackhaft gemacht. Die meisten Pointen sitzen, die Situationen sind haarsträubend, und auch im Hintergrund gibt es den einen oder anderen Gag, der sich ganz beiläufig ereignet und dem Film die richtige Würze gibt. Die Darsteller sind sympathisch und werden nur selten vorgeführt, und Jennifer Aniston macht sogar als Stripperin eine gute (allerdings recht bekleidete) Figur.

Wir sind die Millers ist nicht die beste Komödie der letzten Jahre, aber bei weitem nicht so platt und albern wie befürchtet. Leider verliert sie in der zweiten Hälfte an Tempo und trägt mit der Verteidigung familiärer Werte ein wenig zu dick auf, aber man kann sie sich ansehen, ohne sich zu langweilen oder dauernd fremdzuschämen, und das ist für eine heutige Komödie schon sehr viel.

Note: 3+

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Über Pi Jay

Ein Mann des geschriebenen Wortes, der mit fünfzehn Jahren unbedingt eines werden wollte: Romanautor. Statt dessen arbeitete er einige Zeit bei einer Tageszeitung, bekam eine wöchentliche Serie - und suchte sich nach zwei Jahren einen neuen Job. Nach Umwegen in einem Kaltwalzwerk und dem Öffentlichen Dienst bewarb er sich erfolgreich an der Filmakademie Baden-Württemberg in Ludwigsburg. Er drehte selbst einige Kurzfilme und schrieb die Bücher für ein halbes Dutzend weitere. Inzwischen arbeitet er als Drehbuchautor, Lektor und Dozent für Drehbuch und Dramaturgie - und hat bislang fünf Romane veröffentlicht.