Mein Herz hängt oft an kleinen Filmen ohne aufregende Story, aber mit viel Herz und großartigen Schauspielern. Das müssen auch keine obskuren Nischenproduktionen aus fremden Ländern sein, manchmal gibt es auch den einen oder anderen US-Film, der im Angebot der Verleiher untergegangen ist oder vielleicht sogar gar nicht erst in die Kinos gekommen ist, der einen aber dennoch verzaubert hat. Einen dieser Filme habe ich mir kürzlich wieder einmal angesehen.
Music of the Heart
Roberta (Meryl Streep) wurde gerade von ihrem Mann verlassen und zieht mit ihren kleinen Söhnen zu ihrer Mutter (Coris Leachman). Als ausgebildete Geigenlehrerin findet sie nur schwer einen Job, bis es ihr gelingt, die Leiterin einer Grundschule in der Bronx (Angela Bassett) für ein Zusatzprogramm zu begeistern: Sie bringt Kindern das Geigenspielen bei. Zehn Jahre vergehen, ihre schwierige Beziehung zu ihrem Jugendfreund Brian (Aidan Quinn) zerbricht an seiner Bindungsangst, und plötzlich steht wegen kommunaler Sparmaßnahmen auch ihr Programm vor dem Aus …
Die Geschichte beruht auf wahren Begebenheiten. Das Programm, durch das Kinder in der Bronx und in Harlem Geige spielen lernen, gibt es ebenso wie die engagierte Lehrerin Roberta. 1996 wurde ein Dokumentarfilm über sie gedreht, der auch für einen Oscar nominiert war und als Grundlage für die fiktionale Fassung diente. Interessant ist auch der Regisseur des Spielfilms: Es ist Wes Craven.
Es heißt, Craven hat die Finanzierung dieses Films zur Bedingung gemacht, Scream 3 zu drehen, was nur bedeuten kann, dass er ihm besonders am Herzen lag. Außerdem ist es die einzige Produktion seiner Filmografie, die nicht dem Horrorgenre zuzurechnen ist (allenfalls für Leute, die Geigenmusik hassen). Leider wurde Music of the Heart weder hier noch in den USA zu einem Publikumshit. Ursprünglich sollte Madonna die Hauptrolle spielen, stieg (zum Glück) aber kurz vor Beginn der Dreharbeiten aus, so dass Meryl Streep an Bord kam. Für den Film lernte sie innerhalb kurzer Zeit sogar Geige zu spielen, was ihre Leistung in meinen Augen sogar noch bewundernswerter macht. Zum Dank gab es immerhin eine Oscarnominierung.
Zugegeben, die Geschichte ist recht profan und wimmelt gerade am Anfang von Klischees wie der verlassenen Ehefrau, die Minderwertigkeitskomplexe entwickelt, oder der leichtlebige Autor, der sich nicht binden will, oder die rabiate Über-Mutter, die ihre Tochter zu ihrem Glück zwingen muss. Doch weil all diese Charaktere gut gespielt werden, verzeiht man dem Film diese Schwächen – zu denen auch eine hemmungslose Romantisierung gehört. Wer sich darüber beschwert, sollte sich lieber nur die Doku anschauen.
Ein Film, der Music of the Heart heißt, will das Herz ansprechen, und das gelingt Wes Craven hier vorzüglich. Der Film beginnt wie ein Mentor Movie und wandelt sich in der zweiten (deutlich besseren) Hälfte zum Cheerie Movie, in der Roberta mit ihren Freunden (darunter Jane Leeves und Kieran Culkin) um den Erhalt ihres Programms kämpft. Höhepunkt ist ein Benefizkonzert mit bekannten (realen) Star-Violinisten, und wer am Ende nicht zu Tränen gerührt ist, hat vermutlich kein Herz …
Note: 2-