Heute ist Donnerstag, und an dieser Stelle sollte nun ein weiterer Beitrag aus der Reihe „Was macht eigentlich …? stehen, aber ich hatte leider keine Zeit für die Recherche. Deshalb gibt es auf die Schnelle einen Kurzbeitrag über eine der angesagtesten neuen TV-Serien unserer Zeit: True Detective.
Don’t believe the Hype. Wenn man sich einen Spruch über den Schreibtisch hängen sollte (oder über den Fernseher), dann diesen. Manchmal kann man gut verstehen, warum gewisse Filme und Serien Kultcharakter entwickeln, manchmal ist es einem jedoch völlig schleierhaft. Breaking Bad war auch so ein Fall. Keine schlechte Serie, vor allem gegen Ende hin wurde sie besser und besser (auch wenn das Finale ein wenig enttäuschte), aber die ersten drei Staffeln waren, trotz großartiger Einfälle, teilweise so spannend wie dem Rasen beim Wachsen zuzuschauen. Und genauso ging es mir mit True Detective.
Der Vorspann war das Beste an der ersten Folge, mit toller Musik und einem schönen, faszinierenden Look. Auch der Anfang war vielversprechend: Ein bizarrer Mord, bei dem man an Thriller wie Das Schweigen der Lämmer oder Sieben denkt, und zwei Polizisten, die ein eigenwilliges Gespann abgeben. Dann … passiert erst einmal nicht viel. Es gibt die üblichen Ermittlungen, ein paar vage Hinweise und mögliche Verdächtige, aber sonst nichts, was den Blutdruck steigen lassen könnte. Ein- oder zweimal bin ich in den ersten Folgen sogar eingeschlafen.
Stattdessen wird man Zeuge der seelischen und moralischen Nöte der beiden Polizisten. Matthew McConaughey spielt seinen Detective Rust Cohle mit solch intensiver Hingabe, dass er einem geradezu unheimlich wird. Cohle ist ein abgewrackter, ausgebrannter, nihilistischer Mann, der zu lange in die Abgründe menschlicher Seele geblickt hat, der mehr Leid und Schmerz ertragen musste, als er verkraften konnte. Eine durch und durch faszinierende Figur, der man niemals in der Realität begegnen möchte. Sein Partner, ebenfalls gut gespielt von Woody Harrelson, ist dagegen das Abziehbild eines Südstaaten-Cops, wie man ihn zu oft gesehen hat, um das Klischee nicht für die Wahrheit zu halten. Die Geschichte seiner Ehe, deren Zeuge man hier wird, ist schlichtweg zu abgedroschen, um einen zu unterhalten, und entsprechend ziehen sich diese Szenen wie Kaugummi.
Insgesamt mangelt es dem Kriminalfall an Raffinesse und Einfallsreichtum. Die Story wird zudem in zwei Zeitebenen erzählt, einmal gibt es den Fall von 1995, der irgendwann zu einem Abschluss gebracht wird, und eine erneute Untersuchung der Ereignisse 2014. Und erst wenn man sich durch diese endlos lange, in Rückblenden erzählte Vorgeschichte gesehen hat, wird die Geschichte richtig spannend. Die letzten beiden Folgen und das Finale sind dann wirklich gelungen, geht es um die beiden, inzwischen gealterten Helden um Leben und Tod.
Erklären kann ich mir den Hype um True Detective nicht. Nichts daran ist wirklich neu. Eine Serie so zu konzipieren, dass jede Staffel eine andere Geschichte erzählt wird, gibt es schon mindestens seit American Horror Story, und einen Fall über sämtliche Folgen einer Staffel zu strecken, ist ebenfalls nichts Neues. Einen Großteil der Begeisterung macht sicherlich das brillante Schauspiel McConaugheys aus, doch der Rest der Serie ist bestenfalls Durchschnitt. Vielleicht gibt es auch zurzeit ein überdurchschnittlich großes Interesse am Thriller-Genre, nachdem es lange eher vernachlässigt wurde.
Wirklich gelohnt hat sich die Serie auf jeden Fall für den Autor und Produzenten Nic Pizzolatto, der damit den großen Wurf landen konnte. Sein Roman Galveston, der auch verfilmt werden soll, ist kürzlich in Deutschland erschienen. Das Cover erinnert stark an den Titel von True Detective, und auch die Story aus dem Jahr 2010 nimmt vieles davon vorweg. Schauen wir mal, was der Mann sonst noch zu bieten hat – die zweite Staffel True Detective hat HBO bereits bestellt.
Note: 3