Man könnte ihn Mr. Baltimore nennen, weil er seiner Heimatstadt in vielen seiner Filme ein Denkmal gesetzt hat (die bei ihm meist besser wegkommt als in The Wire). Unter seiner Regie gelang Robin Williams, mit dem er drei Filme drehte, der Durchbruch im Kino. Noch häufiger arbeitete er mit Dustin Hoffman, dem er auch zu seinem zweiten Oscar verhalf – und für denselben Film erhielt er selbst den Preis für die beste Regie. Was macht eigentlich …?
Barry Levinson
Wie viele erfolgreiche Regisseure und Schauspieler hat Levinson seine Wurzeln in der Comedy. Nachdem er als Autor für einige Comedy Bühnen-Shows gearbeitet hatte, ging er Anfang der Siebziger zum Fernsehen. Sein Durchbruch im Kino kam 1976 mit dem Drehbuch für Mel Brooks letzte Verrücktheit – Silent Movie.
Wie viele Autoren, träumte auch Levinson von der Arbeit als Regisseur, und 1982 war es soweit: Für sein Debüt Diner erhielt er zudem eine Oscarnominierung als Drehbuchautor (bereits seine zweite nach … und Gerechtigkeit für Alle von 1979). Der Film beflügelte auch die Karrieren einiger Stars der Achtziger wie Kevin Bacon, Ellen Barkin, Steve Guttenberg und bescherte Mickey Rourke dank einer frivolen Szene, in der es um Popcorn und seinen Penis geht, das Image des Bad Boys. Wenn man auch sonst alles aus dem Film vergessen hat, daran erinnert man sich …
Nach dem Baseball-Film Der Unbeugsame mit Robert Redford drehte er 1985 den für mich schönsten Film seiner Karriere, Das Geheimnis des verborgenen Tempels, über die Abenteuer des jungen Sherlock Holmes. Obwohl „nur“ ein Kinderfilm, ist er spannend, witzig und clever gemacht und erklärt gekonnt, wie der Meisterdetektiv zu dem Mann wurde, als den man ihn kennt. Zwei Jahre später entstand neben Tin Men – Zwei haarsträubende Rivalen (eine mäßig witzige Komödie mit Danny DeVito und Richard Dreyfuss als konkurrierende Vertreter) Good Morning, Vietnam. Höhepunkt seiner Karriere als Regisseur war 1988 dann der Oscar für Rain Man.
Bis zum Ende der Neunziger drehte er noch eine ganze Reihe interessanter und bemerkenswerter Filme, darunter die Hits Enthüllung und Sleepers und die bitterböse Komödie Wag the Dog. Im neuen Jahrtausend verließ ihn allerdings das Glück. Banditen! war noch ein respektabler Erfolg (und der letzte seiner Filme, den ich gesehen habe), aber die satirischen Komödien Man oft he Year und Inside Hollywood, an denen sich Levinson später versuchte, enttäuschten sowohl die Kritiker als auch das Publikum.
In den letzten Jahren arbeitete er wieder fürs Fernsehen, für das er schon seit den späten Siebzigerjahren Filme und Serien produziert. So ist er einer der Produzenten von Oz – Hölle hinter Gittern, jener legendären HBO-Serie, mit der 1997 die Revolution im amerikanischen Fernsehen begann. Zu seinen jüngsten Produktionen gehören die Serien Copper und Borgia, die auch in Deutschland zu sehen sind.
Obwohl mit Anfang Siebzig bereits im Rentenalter, dreht Levinson immer noch Filme. Leider war sein letzter, der Seuchen-Horrorfilm The Bay, von 2012 kein Erfolg, und Anfang dieses Jahres wurde er als Regisseur des Krimi-Dramas Black Mass ersetzt. Dafür hat er drei neue Projekte in der Pipeline: Fürs Fernsehen soll er den Film The Day the Laughter Stopped inszenieren, der sich mit dem Fall des berühmten Stummfilmkomikers Fatty Arbuckle und einem der größten Hollywood-Skandale seiner Zeit beschäftigt. Vor drei Wochen, Ende Juli, hat Levinson Rock the Kasbah abgedreht, eine Komödie mit Bruce Willis und Kate Hudson, und im September läuft auf dem Filmfestival in Toronto seine Philip Roth-Verfilmung The Humbling, ein Erotikdrama mit Al Pacino in der Hauptrolle.
Wünschen wir Barry Levinson, dass er mit einem dieser Filme wieder an seine früheren Erfolge anknüpfen kann. Oder mal wieder einen Film über Baltimore dreht …