Um uns für die Essenseinladung bei unseren Freunden zu revanchieren, veranstalteten wir Mitte vergangener Woche eine kleine Feier auf Sant Angelo. Es gab Schweinebraten mit Kartoffelsalat, denn die deutsche Küche genießt hier einen Exotenbonus, und um das Ganze noch ein bisschen internationaler zu gestalten, servierten wir Guacamole als Vorspeise und eine Tarte au Citron zum Dessert. Und ein paar Schinken Crossies zum Wein. Bei dreißig Grad im Schatten vielleicht etwas zu üppig, aber alles unter drei Gängen und einem kleinen Amuse-Gueule zählt hier nicht als Mahlzeit.
Da man hier im Dorf viele Dinge nicht bekommt, fuhren wir nach Tivoli, um uns in einem großen Supermarkt einzudecken. Ein wenig fühlt man sich dabei wie ein Analphabet, und ohne Internet funktioniert auch die Live-Übersetzung nicht. Manchmal kann man sich nur auf die Fotos auf den Packungen verlassen, was dazu führte, dass die vermeintlichen Haselnüsse auf den Keksen sich als Buchweizen entpuppten. Lecker waren sie dennoch. Leider war es trotz großer Mühen unmöglich, eine mexikanische Gewürzmischung aufzutreiben, da die Italiener, verglichen mit den Deutschen, anscheinend wenig bis gar keine Lust verspüren, am heimischen Herd etwas anderes als Pasta zu fabrizieren. Davon gab es jedoch geschätzte fünfhundert Varianten in den Regalen.
In einer fremden Küche zu kochen, ist immer ein Abenteuer. Hinzu kommen die weiten Wege. Die Villa ist riesig, und ich bin vergesslich. Schon eine gemütliche Stunde im Patio beginnt damit, dass ich fünfmal hin und her renne, weil ich immer irgendetwas vergessen habe, und dauert am Ende höchstens zwanzig Minuten. Und mal eben nachzusehen, ob die Post schon gekommen ist, ist mit einem zehnminütigen Fußweg verbunden. Anschließend ärgert man sich dann, weil der Briefkasten leer war, denn der ziemlich faule Postbote gibt die Briefe lieber bei unserem Bekannten im Tal ab, anstatt den Berg hinaufzufahren.
Im Haus gibt es zwei Küchen auf zwei Stockwerken, und die Suche nach den entsprechenden Geräten allein hat vermutlich länger gedauert als das Kochen. Am Ende wurde es dann doch noch ein schmackhaftes Essen und ein gemütlicher Abend. Unsere Freunde hatten ihren sechsjährigen Enkel mitgebracht, der mit großer Begeisterung im Garten Weinbergschnecken gesammelt hat. Ich schätze, am Ende hatte er gut ein Kilo in seiner Tüte – die am nächsten Tag zu einer lokalen Delikatesse verarbeitet werden sollten. Falls der Junge Turbo gesehen hat, hat der Film zumindest keinen Einfluss auf ihn gehabt.
So habe ich am Ende wieder etwas gelernt: Es sind nicht nur die Franzosen, die Gefallen an diesen „schlüpfrigen Scheißerchen“ finden, um Julia Roberts in Pretty Woman zu zitieren. Da die französische Küche durch Katharina de Medici wesentliche Impulse erfahren hat, könnte ich mir sogar vorstellen, woher sie das Rezept haben …