Mittlerweile ist es wieder wärmer geworden. Kurz nach unserer Ankunft hatte es mit Temperaturen knapp unter zwanzig Grad einen regelrechten Temperatursturz gegeben, und von Zeit zu Zeit hatte es geregnet. In einer Nacht sogar 16 Millimeter pro Quadratmeter, was ich deshalb so genau weiß, weil eine meiner Aufgaben ist, darüber Buch zu führen. Der Niederschlag hatte immerhin den Vorteil, dass ich den Garten nicht gießen musste. Ein Nachteil war jedoch, dass es fast jeden Tag gewittert hat, und die Hunde panische Angst vor dem Donner haben. Vor allem Luca verwandelt sich, sobald es irgendwo in den Bergen zu grummeln anfängt, in ein zitterndes Häufchen Elend, seine Schwester dagegen, die ohnehin viel forscher und mutiger ist, wird erst unruhig, wenn das Gewitter da ist.
Ach, die Hunde. Zwei Schatten, die nicht von unserer Seite weichen. Die meiste Zeit liegen sie allerdings nur herum, und ich kann schon gar nicht mehr zählen, wie oft ich über sie rübersteigen musste. Ganz selten bellen und jaulen sie, in der Regel nur, wenn sie irgendwo in der Nähe des Hauses etwas gehört haben, was unserer Aufmerksamkeit entgangen ist. Ein Wildschwein vermutlich, denn die treiben auf dem Gelände ihr Unwesen, oder einen Nachbarshund, der herumstromert. Es gibt sehr viele Hunde in Poli und Umgebung, und sie konferieren ganz gerne über weite Entfernungen hinweg. Auch unser Freund aus dem Dorf hat etliche Vierbeiner, zwei Hunde und eine etwas unklare Anzahl an Katzen („dogse and catse“). Ein Hund heißt Leopoldo, ist ziemlich groß, ein bisschen zottelig und wild, aber auf eine verspielte, völlig ungefährliche Art. Vor ein paar Monaten stürzte er sich mit Begeisterung auf ein Lamm, um es zu herzen und mit ihm herumzutollen. Das Lamm bekam einen Schreck und fiel in eine Schlucht, und weil dies nicht das erste Mal war, dass er jemanden quasi zu Tode geliebt hat, sitzt er nun angekettet im Hof und darf nur noch an der Leine spazieren gehen. Armer Leopoldo.
Die lautesten Tiere hier auf dem Berg sind die Zikaden, die in den Pinien sitzen. Es ist unglaublich, wie viel Lärm diese kleinen Biester machen können, und das von morgens bis abends. Ich weiß leider immer noch nicht, wie sie aussehen, da das einzige Exemplar, das einmal auf dem Boden gelandet war, sofort von einem der Hunde gefressen wurde. Daneben gibt es noch jede Menge Eidechsen, Weinbergschnecken und Schlangen. Die lästigsten Viecher sind übrigens die Mücken, die hier mit einer mir bislang unbekannten Unterart vertreten sind: kleiner, leiser und fieser. Mücke 2.0 sozusagen. Man hört sie kaum, ihre Stiche sind winzig, aber dafür zahlreich. Mark G. ist von oben bis unten zerstochen, bei mir konzentriert es sich vor allem auf Hände und Beine. Wir sehen aus, als hätten wir die Masern. Jeder von uns hat bestimmt schon zwei, drei Dutzend eliminiert, aber es sind immer noch welche vorhanden, die uns in den Wahnsinn treiben. Gegen sie hilft einfach nichts, weder alte Socken in einer Zimmerecke, die sie angeblich anlocken sollen, noch Anti-Mückenspray. Ein Moskitonetz wäre jetzt nicht schlecht, oder ich muss im Tschador, mit Handschuhen und Socken ins Bett gehen.