Dinopoli III

Nachdem der Zweig der Conti in Poli ausgestorben war, wurde der Besitz an die reiche, römische Familie Torlonia verkauft. Sie gestalteten schon vieles um und modernisierten, aber richtig umgekrempelt wurde der Besitz erst unter Dino de Laurentiis in den sechziger Jahren. Man kann auch sagen, der Mann hat gewütet wie die Vandalen.

De Laurentiis ließ das Gelände um die gräfliche Villa anschütten und die Freitreppen abreißen, um mit dem Wagen bis vor die Haustür fahren zu können. Die Gärten verschwanden größtenteils, und eine Garage wurde errichtet. Auch im Haus wurde einiges umgebaut. So verlegte man die Küche ins Erdgeschoss und opferte dafür einige Räume. Decken wurden abgesenkt, Fenster und Türen zugemauert oder neu in die Wände geschlagen. Am schlimmsten war allerdings, dass bis auf wenige Ausnahmen alle jahrhundertealten Fresken zerstört wurden. Manches wurde übertüncht, das meiste jedoch rücksichtslos von der Wand geschlagen. Unser Bekannter erzählte von einer japanischen Studentin, die kürzlich die Villen besichtigt hat und beim Anblick all der Zerstörung in Tränen ausgebrochen ist.

Im ersten Stock der Villa Catena ist ein Teil der alten Fresken erhalten geblieben

Im ersten Stock der Villa Catena ist ein Teil der alten Fresken erhalten geblieben

Hätte de Laurentiis seine Steuern bezahlt, vielleicht wären die Villen heute noch in einem guten Zustand. Aber Italien hat zu viele Kunstwerke und kulturell bedeutende Bauwerke, um alle angemessen instand zu halten. Es fehlt, man liest es immer wieder, sogar an dem notwendigen Kapital, um die wichtigsten Stätten zu pflegen. So verfällt leider immer mehr, und der inzwischen vorhandene und sehr rigide Denkmalschutz verhindert manchmal sogar eine Rettung. Vor Jahren wollte man auf dem Gelände der Villa Catena ein Hotelressort bauen und die Gebäude für 90 Millionen Euro restaurieren. In den Kellergeschossen der Conti-Villa sollte ein großes Restaurant einziehen, es wäre wieder Leben eingekehrt.

Gescheitert ist das Ganze an den Auflagen der Denkmalschutzbehörde, die unter anderem den Bau eines Swimmingpools verboten hat. Sicherlich braucht es strenge Bestimmungen, um die Zerstörung historischer Bausubstanz zu verhindern, aber gerade bei diesem Gebäudekomplex, von dem weitgehend nur noch Ruinen übrig sind und vieles bereits vor Jahrzehnten vernichtet wurde, fragt man sich doch, ob es nicht besser gewesen wäre, den Bestand an sich zu erhalten, anstatt weiterhin dem Verfall preiszugeben.

Ohne Dach ist das Innere der Papst-Villa Wind und Wetter ausgesetzt.

Ohne Dach ist das Innere der Papst-Villa Wind und Wetter ausgesetzt.

Anmerkung: Die Informationen stammen von unserem Bekannten, der sich näher mit der Villa Catena beschäftigt hat. Für die Richtigkeit aller Angaben kann ich nicht garantieren, da es kaum Material zu dem Thema gibt, zumindest nicht auf Deutsch. Und die Übersetzungen diverser Internetseiten führen zu kuriosen Sätzen wie: „Dass Perpetuum de ‘nasse Säcke zu kühlen, ich habe die Zäpfchen.“

In den Ruinen werden Pferde und Esel gehalten

In den Ruinen werden Pferde und Esel gehalten

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Über Pi Jay

Ein Mann des geschriebenen Wortes, der mit fünfzehn Jahren unbedingt eines werden wollte: Romanautor. Statt dessen arbeitete er einige Zeit bei einer Tageszeitung, bekam eine wöchentliche Serie - und suchte sich nach zwei Jahren einen neuen Job. Nach Umwegen in einem Kaltwalzwerk und dem Öffentlichen Dienst bewarb er sich erfolgreich an der Filmakademie Baden-Württemberg in Ludwigsburg. Er drehte selbst einige Kurzfilme und schrieb die Bücher für ein halbes Dutzend weitere. Inzwischen arbeitet er als Drehbuchautor, Lektor und Dozent für Drehbuch und Dramaturgie - und hat bislang fünf Romane veröffentlicht.