Heute geht es um einen der erfolgreichsten Regisseure aller Zeiten, dessen Name dennoch nicht den Durchschnittszuschauern gleich präsent sein mag, wiewohl sie seine Filme gut kennen und lieben. Sein Mentor war Steven Spielberg, obwohl dieser nur sechs Jahre älter ist, und für den er das Drehbuch zu 1941 – Wo bitte geht’s nach Hollywood schrieb. Seine Begeisterung gilt der Tricktechnik im Allgemeinen und dem Motion Capture im Besonderen. Als einer der Gründer von Dark Castle Entertainment produzierte er viele Horrorfilme, obwohl er selbst vor allem für eine Komödien-Trilogie berühmt ist. Der Film, der ihn zum Film brachte, war Bonnie und Clyde, und man kann froh sein, dass sein Berufswunsch danach Regisseur war und nicht Bankräuber. Was macht eigentlich…?
Robert Zemeckis
Geboren 1952, begeisterte er sich vor allem für Komödien und landete mit seinem dritten Langfilm Auf der Jagd nach dem grünen Diamanten einen Hit, dem im Jahr darauf mit Zurück in die Zukunft ein noch viel größerer folgte. Für letzteren erhielt er auch eine Oscar-Nominierung für das Drehbuch. Es ist mein Lieblingsfilm von Zemeckis und vermutlich für viele, die in den Achtzigern aufgewachsen sind, ein Film, der eine ganze Ära prägte und der einige Jahre zuvor noch von jedem Studio abgelehnt worden war (ist das nicht wieder typisch?). Auf Facebook tauchen in letzter Zeit immer wieder gefälschte Szenenbilder mit dem Datum auf, an dem Michael J. Fox in der Zukunft landet. Wenn ich mich nicht irre, müsste es aber erst nächstes Jahr soweit sein.
Zurück in die Zukunft endete mit einem Hoffnung spendenden „to be continued“, aber das Warten auf die Fortsetzung war ein bisschen wie das Warten auf den Weihnachtsmann. Es dauerte und dauerte und dauerte. Dazwischen drehte Zemeckis einen weiteren großen Hit: Falsches Spiel mit Roger Rabbit, der vor allem wegen der kunstvollen Verschmelzung von Zeichentrick- und Realfilm Aufsehen erregte. Mir hat er damals nicht übermäßig gut gefallen, aber vielleicht sollte ich ihn mir aus nostalgischen Gründen noch einmal anschauen.
Die beiden Fortsetzungen von Zurück in die Zukunft konnten qualitativ leider nicht mit dem ersten Teil mithalten, was, verbunden mit der langen Wartezeit, schon etwas enttäuschend war. Erfolgreich waren sie dennoch. Ebenso sein nächster Film Der Tod steht ihr gut, in dem Meryl Streep ihr komödiantisches Talent unter Beweis stellen konnte. Die bitterböse Abrechnung mit dem Schönheitswahn ist zwar ziemlich überdreht, verfügt aber durchaus über einen gewissen schrägen Charme.
1994 gelang Zemeckis dann mit Forrest Gump das, was ihm bereits knapp zehn Jahre zuvor mit Zurück in die Zukunft gelungen war: Er schuf einen Film, der praktisch für ein ganzes Jahrzehnt steht. Tricktechnisch wieder auf der Höhe der Zeit, ohne die Effekte nur um ihrer selbst einzusetzen, erzählt er eine simple, fast schon capraeske Geschichte, die Millionen Menschen weltweit zu Tränen rührt. Eine heute noch existierende Restaurantkette und einige bekannte Zitate sichern dem Film einen Platz im Herzen der Zuschauer und unter den Meilensteinen des Kinos. Dafür gewann Zemeckis einen Regie-Oscar.
Es war sein vorletzter guter Film. Contact war eine große Enttäuschung, doch mit Schatten der Wahrheit lief er noch einmal zur Höchstform auf. Es ist einer der besten „sanften“ Gruselfilme aller Zeiten und entstand, nachdem er bereits die erste Hälfte von Verschollen gedreht hatte, für die zweite aber darauf warten musste, dass Tom Hanks an Gewicht verlor. Für viele ist auch Verschollen ein großartiger Film, aber ich muss gestehen, dass ich mich damals doch sehr durch die dürftige Handlung gequält und danach nie wieder das Verlangen verspürt habe, ihn ein zweites Mal zu sehen.
Im neuen Jahrtausend wuchs Zemeckis‘ Interesse an der Computeranimation immer mehr, so dass er sich an das Wagnis heranmachte, mit Der Polarexpress einen komplett animierten Film zu drehen. Motion Capture wurde damals als aufsehenerregendes und neues Verfahren gepriesen (was es eigentlich nicht war), aber mir erschien das Resultat immer als ein wenig leblos, weshalb ich über die erste Viertelstunde des Films nicht hinausgekommen bin. Seine weiteren Filme, die auf dieselbe Art produziert wurden, habe ich mir erst gar nicht angesehen, weil ich nicht unbedingt den Sinn darin erkenne, einen Film zuerst real aufzunehmen und ihn dann so zu verfremden, dass er wie ein schlechter Animationsfilm aussieht. Die Technik dahinter ist faszinierend, keine Frage, und manches Resultat kann sich durchaus sehen lassen, etwa Gollum in Der Herr der Ringe. Aber es ist etwas anderes, die Mimik eines Schauspielers auf eine animierte Figur zu übertragen oder sie lediglich in einen, grob gesagt, anderen Look zu transformieren. Möglicherweise bin ich zu streng, und vielleicht liegt es auch nicht allein an der Technik, sondern an der mangelnden Qualität der Drehbücher, dass ich mich nie für einen dieser Filme begeistern konnte.
Erst 2012 kehrte er den Animationsversuchen den Rücken und brachte Flight in die Kinos, dessen erstes Drittel mit der Bruchlandung des Flugzeugs sich einem unauslöschlich ins Gedächtnis einbrennt. Vor allem wenn man unter Flugangst leidet. Zemeckis war nie lange weg aus den Kinos, dennoch hat man das Gefühl, ihn zu vermissen. Vermutlich liegt es daran, dass er vor zwanzig Jahren sein Steckenpferd, die Komödie, aufgegeben und sich mehr dem Drama gewidmet hat. Und seine größten Hits waren nun einmal Komödien…
Leider sieht es nicht so aus, als wollte uns Zemeckis bald wieder zum Lachen bringen wollen, denn sein neuer Film, der nächstes Jahr in die Kinos kommen soll, heißt To Reach The Clouds und handelt von Philippe Petit und seinem Drahtseilakt zwischen den Türmen des World Trade Centers 1974. Mit Man on Wire gab es vor einigen Jahren eine interessante Doku dazu. Aber seien wir doch mal ganz ehrlich: Etwas wie Zurück in die Zukunft wäre uns allen doch viel lieber…