Was macht eigentlich…?

Heute geht es um einen Regisseur, der einige der erfolgreichsten Komödien der späten Siebziger und Achtziger gedreht hat, die inzwischen Kultstatus besitzen, darunter mit Blues Brothers eine der teuersten Komödien aller Zeiten. Später wurde sein Name vor allem mit einem aufsehenerregenden Horrorunfall an einem Filmset verbunden, der in einem langen Rechtsstreit mündete. Danach konnte er zwar noch einige kleinere Hits verbuchen, seine Filme wurden aber nie wieder so erfolgreich wie am Anfang seiner Karriere. Seit einigen Jahren hört man jedoch nicht mehr viel von ihm, daher stellt sich die Frage: Was macht eigentlich…?

John Landis

Gleich der erste Film, den er 1971 mit 21 Jahren drehte und schrieb (und in dem er die Titelrolle spielte), war eine billige ($60.000) Horrorfilm-Parodie auf King Kong, die bei uns den schönen Titel Schlock – das Bananenmonster trug. Danach dauerte es sechs lange Jahre, bevor er eine zweite Chance erhielt und mit Kentucky Fried Movie endlich einen Hit landete. Die Aneinanderreihung parodistischer Sketche stammte aus der Feder des (später) legendären Teams Zucker-Abrahams-Zucker, das Script wurde aber mehrfach von den Studios abgelehnt und konnte nur unter vielen Mühen und Umwegen produziert werden.

Nach diesem Hit durfte er als nächstes für Universal Ich glaub, mich tritt ein Pferd inszenieren, eine Komödie über eine Studentenverbindung, die John Belushi endgültig zum Star machte und Toga-Parties zum Hit der Saison werden ließ. Danach gab es keine Grenzen mehr: Blues Brothers wurde mit ca. 30 Millionen zu einer der teuersten Komödien jener Zeit, nur knapp übertroffen von Spielbergs 1941. Beide Regisseure absolvierten übrigens ein Cameo im Film ihres Rivalen…

Der nächste Film wurde ebenfalls ein Kult-Klassiker: American Werewolf in London. Landis schrieb auch das Drehbuch zu diesem Herzblutprojekt, das auf eine Idee aus seiner Zeit als Regieassistent bei einer Produktion in Jugoslawien zwölf Jahre zuvor zurückgehen soll. Inzwischen zählte Landis zu den Top-Regisseuren Hollywoods, weshalb er zusammen mit Spielberg, Joe Dante und George Miller den Episodenfilm Unheimliche Schattenlichter in Szene setzen sollte.

Bei den Dreharbeiten zu Landis‘ Episode kam es jedoch zum Absturz eines Helikopters, als dieser von explodierender Pyrotechnik getroffen wurde. Der Hauptdarsteller Vic Morrow (Vater von Jennifer Jason Lee) und zwei Kinder kamen dabei auf grausame Art ums Leben. Landis wurde angeklagt, letzten Endes jedoch freigesprochen.

Die Kinofilme, die er in den Achtzigern drehte, zählen auch heute noch zu den bekanntesten Komödien jener Zeit: Die Glücksritter, Spione wie wir, Drei Amigos und Der Prinz aus Zamunda, welcher mit fast vier Millionen Besuchern sein größter Erfolg in Deutschland wurde. Mein Lieblingsfilm ist allerdings Kopfüber in die Nacht mit der großartigen Michelle Pfeiffer. Und weltberühmt ist natürlich auch sein Musikvideo zu Michael Jacksons Thriller.

In den Neunzigern verließ ihn allerdings sein Glück. Oscar – Vom Regen in die Traufe mit Sylvester Stallone und Bloody Mary – Eine Frau mit Biss waren recht lahme Komödien, die bei Kritikern und Zuschauern durchfielen. Vermutlich versuchte er sich daher an den Sequels zu Erfolgsfilmen, doch sowohl Beverly Hills Cop III als auch Blue Brothers 2000 enttäuschten. Zwei weitere Produktionen aus jener Zeit gingen sang- und klanglos unter, und erst rund zehn Jahre später durfte er erneut Regie führen: Doch wer hätte je von Burke & Hare – Wir finden immer eine Leiche gehört?

Es stimmt mich immer wieder traurig, wenn jemand, der so viele, große und mittelgroße Hits hatte (allein Ich glaub, mich tritt ein Pferd hat inflationsbereinigt in den USA ca. 500 Millionen Dollar eingespielt), nach einer Reihe von Flops völlig ins Abseits gedrängt wird. John Landis war noch keine 50, als er seinen vorletzten Kinofilm drehte – da starten andere erst richtig mit ihrer Karriere durch…

Gelegentlich führt Landis heute bei Fernsehserien Regie, übrigens wie Carpenter auch bei zwei Episoden von Masters of Horror, und es hieß, er würde sich gerne wieder vermehrt dem Horrorgenre zuwenden. Doch bislang ist nichts daraus geworden…

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Über Pi Jay

Ein Mann des geschriebenen Wortes, der mit fünfzehn Jahren unbedingt eines werden wollte: Romanautor. Statt dessen arbeitete er einige Zeit bei einer Tageszeitung, bekam eine wöchentliche Serie - und suchte sich nach zwei Jahren einen neuen Job. Nach Umwegen in einem Kaltwalzwerk und dem Öffentlichen Dienst bewarb er sich erfolgreich an der Filmakademie Baden-Württemberg in Ludwigsburg. Er drehte selbst einige Kurzfilme und schrieb die Bücher für ein halbes Dutzend weitere. Inzwischen arbeitet er als Drehbuchautor, Lektor und Dozent für Drehbuch und Dramaturgie - und hat bislang fünf Romane veröffentlicht.