Als Drehbuchautor in Deutschland kann man nur verzweifeln. Vor Jahren hatten Meister Mim und ich die Idee zu einem historischen Thriller entwickelt, in dem der junge E.T.A. Hoffmann, der Meister der Phantastik und des Schauerromans, einen Mörder jagt. Natürlich wollte das Projekt keiner haben, und dann hörten wir etwas später von einem Film, der eine ähnliche Geschichte mit Edgar Alan Poe erzählt…
Entsprechend neugierig war ich auf das Resultat und freute mich sogar auf den Film, trotz der eher schlechten Kritiken. Leider lief er dann bei uns nicht im Kino, so dass ich noch länger warten musste, aber inzwischen konnte ich ihn im Fernsehen nachholen. Was soll ich sagen? Unser Film wäre natürlich um einiges abgründiger und spannender geworden als
The Raven
Edgar Alan Poe (John Cusack) hat mit seinen Geschichten und Gedichten stets für Aufregung gesorgt und seine Leser gegruselt, doch inzwischen fällt ihm nichts mehr ein, und sein Bekanntheitsgrad schwindet. Er ertränkt seine Sorgen im Alkohol, zumal er neben der Erfolglosigkeit auch an der komplizierten Liebe zu Emily Hamilton (Alice Eve) leidet, deren schwerreicher Vater gegen eine Verbindung der beiden ist. Eines Tages werden jedoch zwei Leichen gefunden, unter Umständen, die mysteriös sind – und stark an ein Werk Poes erinnern. Die Polizei unter Detective Fields (Luke Evans) steht vor einem Rätsel. Ein weiterer, spektakulärer Mord folgt, und der Täter fordert den Dichter zu einem Wettstreit heraus. Um die Einsätze zu erhöhen, entführt er schließlich Emily…
Poe gehört zu den faszinierendsten Dichter der jungen USA und hat mit seinem Werk stark das Horrorgenre beeinflusst, darüber hinaus aber auch den Kriminalroman und die Science Fiction. Seine Erzählungen sind fantastisch, unheimlich, doppelbödig und spielen stets mit unseren Urängsten. Dazu passt, dass über die letzten Tages seines Lebens nichts bekannt ist. Er brach eines Tages zu einer Reise auf und wurde eine Woche später in einem geistig verwirrten Zustand gefunden. Nicht einmal die genaue Todesursache steht fest.
Stoff genug für einen spannenden Film, in dem der Dichter einen Serienkiller jagt, der nicht nur Elemente aus seinem Oeuvre aufgreift – trotz allem irgendwie schmeichelhaft für einen Schriftsteller – sondern überdies versucht, sein Glück zu zerstören. Dass Poe dabei als Ermittler agiert, dient nicht nur der Spannungssteigerung, sondern macht auch insofern Sinn, da er als Erfinder des Detektivromans gilt. Beste Voraussetzungen also für einen packenden, abgründigen Thriller, doch trotz der besten Zutaten will sich keine rechte Begeisterung einstellen, zu harmlos, zu gemächlich inszeniert ist die Geschichte (Regie James McTeigue). Erst relativ spät, nach Emilys Entführung, gestalten sich die Ereignisse zwischenzeitlich dramatischer, um zuletzt jedoch von einem leider völlig misslungenen Showdown ausgebremst zu werden.
John Cusack spielt jedoch toll, so dass man dem an sich eher unsympathischen Poe gerne durch die düsteren Gassen Baltimores folgt, das spätestens durch The Wire zu einem Inbegriff des Verbrechens wurde.
Note: 3-