Dustin Hoffman ist ja in einem Alter, in dem die meisten anderen wohl an ihren Ruhestand denken – rückblickend. Er hingegen startete 2012 noch einmal durch und gab sein Regiedebüt. Zumindest wurde es so verkauft, ist aber nicht ganz richtig, wie ich mich von Imdb belehren lassen musste, denn er führte bereits 1978 die Regie bei dem Film Stunde der Bewährung. Allerdings verließ ihn damals nach wenigen Tagen der Mut oder es wurde ihm, da er darin auch die Hauptrolle spielte, schlichtweg zu viel, weshalb er Ulu Grosbard an Bord holte, der dann auch als einziger Regisseur genannt wird.
Von Ulu Grosbard stammt übrigens auch der Film Der Liebe verfallen, ein schlichtes, aber berührendes Ehedrama mit Meryl Streep und Robert De Niro als heimliches Liebespaar und Remake des nicht weniger netten Films Begegnung von 1945. Vermutlich sind beide inzwischen veraltet und viel zu langsam, mir aber in bester Erinnerung.
Doch zurück zu…
Quartett
In einem Seniorenheim für Musiker findet eine alljährliche Gala statt, bei der die Bewohner noch einmal ihr Können demonstrieren, um Geld für den Unterhalt des altehrwürdigen britischen Landsitzes zu sammeln. Als die Operndiva Jean Hoton (Maggie Smith) neu einzieht, werden alte, schmerzhafte Erinnerungen bei ihrem Exmann Reginald Paget (Tom Courtenay) wach. Dennoch will er sie überreden, zusammen mit zwei weiteren Opernstars von einst ein berühmtes Quartett zu singen.
Maggie Smith kann ja spielen, was sie will, sie ist in jeder Rolle großartig, ganz besonders aber, wenn sie ein wenig sticheln und ein paar bissige Bemerkungen von sich geben darf. Leider kommt dieser Aspekt ihrer Rolle ein wenig zu kurz, denn die Konflikte in dieser Geschichte werden eher verhalten und in einem seniorengerechten Tempo erzählt. Und schnelle Wortgefechte gehören nicht dazu.
Überhaupt ist der Film relativ handlungsarm. Es wird viel gesungen und musiziert, und einige sehr bekannte britische Musikstars sind in diversen Nebenrollen zu sehen. Mark G. sagte sogar, wenn man die gesamte Musik herausstreichen würde, bliebe höchstens eine halbe Stunde Film übrig. In dieser Zeit wird die gescheiterte Ehe aufgearbeitet, eine alte Feindschaft am Köcheln gehalten und die Gala vorbereitet. Wären die Schauspieler nicht, man würde sich schnell langweilen.
Erstaunlicherweise basiert der Film auf einem Theaterstück (möglicherweise ja einem Musical?), was die fehlende Dramatik umso seltsamer erscheinen lässt. Hoffmans Regie passt sich dem gemächlichen Tempo der Erzählweise an, ist aber durchweg souverän.
Note: 3-