Der einzige Film, den ich mir im April angesehen habe, war der neueste Amazing Spider-Man – und das auch eher aus Mangel an Alternativen. Weder als Kind noch als Heranwachsender habe ich Superhelden-Comics gelesen, und auch heute noch lassen mich all die Helden mit übersinnlichen Kräften eher kalt. Von den gefühlten Hunderten von Verfilmungen haben mich auch nur die beiden ersten X-Men-Filme wirklich begeistern können – und der erste Spider-Man von Sam Raimi.
Der Nerd und Außenseiter, der aber heimlich über besondere Kräfte verfügt, sich für das Gute einsetzt und so all jene Lügen straft, die ihn wegen seiner vermeintlichen Schwächen hänseln und ausgrenzen, diese Figur besitzt natürlich eine gewisse Faszination, der man sich nicht entziehen kann. Der unwahrscheinliche Held, der auserwählt wird, die Welt zu retten, ist ein Plotmuster, das immer wieder funktioniert – und gerade deshalb wird es immer und immer wieder bemüht.
Dass das Studio nach dem Ausscheiden von Tobey Maguire das Franchise noch einmal neu gestartet hat, anstatt einfach nur den Hauptdarsteller auszutauschen, war in meinen Augen zwar unnötig, aber in gewisser Weise verständlich. Und Andrew Garfield macht seine Sache auch ausgesprochen gut. So habe ich mir den zweiten Teil auch mit einigem Vergnügen angesehen.
The Amazing Spider-Man 2 – Rise of Electro
Peter Parker (Andrew Garfield) ist in seine Rolle als Spider-Man inzwischen hineingewachsen und schwingt sich voller Elan durch die Hochhausschluchten von New York, um Verbrecher zur Strecke zu bringen. Sorgen bereitet ihm nur seine Beziehung zu Gwen (Emma Stone), die durch seine Eskapaden in Gefahr geraten könnte. Weshalb er damals ihrem sterbenden Vater (Dennis Leary) versprochen hatte, sie von allem fern zu halten. Möglich ist dies allerdings nur, wenn sie sich trennen, doch Peter liebt Gwen einfach zu sehr…
Um sich von seinem Liebeskummer abzulenken, recherchiert Peter über den mysteriösen Tod seiner Eltern, der mit dem Oscorp-Konzern zu tun hat. Nach dem Tod von dessen Gründer steht nun Harry Osborn (Dane DeHaane) an der Spitze, ebenso wie sein Vater durch eine Genkrankheit dem Tode geweiht. Während er nach einem Heilmittel forscht, kommt es in den Laboren der Firma zu einem folgenschweren Unfall, bei dem der unscheinbare Max Dillon (Jamie Foxx) in den gefährlichen Electro verwandelt wird.
Verglichen mit dem zweiten, eher lahmen Teil von Sam Raimis Trilogie, ist diese Fortsetzung um einiges actionreicher und befriedigender. Die sieben Autoren (darunter die routinierten Vielschreiber Alex Kurtzman und Roberto Orci) wollen allerdings zu viel und überfrachten ihre Story mit zu vielen Handlungsbögen. Das führt gerade gegen Ende zu einer unbotmäßigen Eile und einem Auftauchen von diversen Bösewichtern wie in einer Schießbude auf dem Rummelplatz.
Peter schließt die Highschool ab, muss sich einen Job suchen bzw. anfangen zu studieren (wovon man allerdings rein gar nichts mitbekommt), über seine Beziehung zu Gwen nachdenken, seine eigene Vergangenheit und die Sünden seines Vaters aufarbeiten, sich mit seiner Tante auseinandersetzen, einen Jugendfreund zurückgewinnen, drei Bösewichter besiegen, sich mit schlechter Presse auseinandersetzen und das Schulprojekt eines kleinen Jungen flicken. Und das alles wahrscheinlich vor dem Frühstück und während er seine E-Mails checkt. Nur noch schnell die Welt retten…
Weite Strecken des Films funktionieren, wie man sich das bei einem klassischen Comic so vorstellt: Der Held steht vor dem Dilemma, dass er einerseits eine Aufgabe zu erfüllen hat, andererseits dadurch diejenigen gefährdet, die er liebt. Die Folge ist der selbstlose Liebesverzicht aus Liebe, den man mittlerweile so oft gesehen hat, dass er zu einem lächerlichen Klischee geworden ist und eher nervt als zu Tränen rührt. Zum Glück stimmt die Chemie zwischen dem Leinwandpaar Garfield und Stone, vielleicht weil sie im wirklichen Leben ebenfalls liiert sind, so dass es viel Spaß macht, ihnen bei ihren Beziehungsproblemen zuzusehen. Leider geht das aber nicht so weit, dass man am Ende des Films wirklich emotional berührt wäre.
Auch der Bösewicht Electro ist im Grunde ein armer Tropf, ein Außenseiter, der nie die Anerkennung und Liebe erfahren hat, die er verdient hätte. Er wird aus Enttäuschung und Verbitterung zum Schurken, was es zwar nicht besser macht, ihm aber wenigstens ein menschliches Schicksal verleiht. Auch das schon zigmal dagewesen und von Jamie Foxx ein bisschen zu dick aufgetragen. Ärgerlich sind in meinen Augen auch die übertriebenen Emotionen, die sich innerhalb einer Szene um hundertachtzig Grad drehen können. Im einen Moment noch der grenzenlose Bewunderer Spider-Mans, im nächsten sein erbittertster Gegner. Das nennt man Holzhammer-Psychologie.
Alles in allem macht der Film dennoch Spaß. Es gibt aufsehenerregende Actionszenen, schön komponierte Bilder und gut aufgelegte Darsteller.
Note: 3