Der Zauber eines Augenblicks

Am vergangenen Osterwochenende liefen wieder einmal die Sissi-Filme, Meisterwerke des Kitsches mit der herzallerliebsten Romy Schneider in der Titelrolle. Und Filme, bei denen ich schon mal für ein paar Minuten hängenbleibe, wenn ich zufällig hineinzappe. Man kann sie mögen oder nicht, irgendwie versprühen sie einen gewissen Zauber oder zumindest Charme, dem man sich unschwer entziehen kann…

Weihnachten passiert mir das meistens mit Der kleine Lord, den ich mindestens zwanzigmal gesehen habe, aber vermutlich nur dreimal von Anfang bis zum Ende. Auch dies ein Streifen, dem man nicht böse sein kann, selbst wenn er bisweilen kitschig und rührselig ist. Aber niemand grantelt so nett wie Alec Guinness, und Ricky Schroder ist ja auch zu goldig. Dabei gefällt mir eigentlich nur der Anfang des Films (den ich auch entsprechend häufiger anschaue), während das letzte Drittel mit seinen abenteuerlichen Zufällen viel zu dick aufträgt.

Ein weiterer Film, bei dem ich immer wieder hängenbleibe, auch weil er relativ häufig zu sehen ist: Das fünfte Element. Zur Gänze habe ich ihn nur einmal gesehen und fand ich damals recht übertrieben, sogar furchtbar albern und gegen Ende hin auch arg pathetisch, doch davor hat er einige großartige Momente. Insgesamt kein guter Film, aber einer, der verdammt viel Spaß macht.

Der Teufel trägt Prada ist ein weiterer Film, der mir auf Anhieb einfällt, bei dem ich schon mehrmals hängengeblieben bin. Was einzig und allein an Meryl Streep liegt, die so herrlich zickig sein kann. Frühstück bei Tiffany zählt wohl auch zur Kategorie jener Filme, die man wegen einer schauspielerischen Leistung liebt, obwohl sie für sich genommen ansonsten nicht so meisterhaft sind (besonders verglichen mit der Romanvorlage, aber vielleicht sollte ich ihn mir mal wieder in Gänze anschauen).

Vielleicht liegt es an ihren vereinzelten, hinreißenden Momenten, auf die man sich freut, dass man eine Weile zusieht, bis wieder eine etwas langweiligere Stelle (oder Werbung) kommt, oder es ist die Erinnerung an das erste Mal, dass man diesen Film gesehen und gemocht hat. Oder man sieht einen Schauspieler wieder, den man lange Zeit nicht gesehen hat, weil seine bzw. ihre Filme kaum noch laufen. Auf jeden Fall ist es wie das Aufeinandertreffen mit einem alten Bekannten, und ein paar Minuten reichen, um seine Erinnerungen wieder aufzufrischen.

Das sind meine Filme, bei denen ich immer wieder mal hängenbleibe. Wem es ähnlich geht wie mir oder wer bei anderen Streifen einfach eine Weile zusehen muss, darf darüber gerne im Forum berichten.

That’s all.

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Über Pi Jay

Ein Mann des geschriebenen Wortes, der mit fünfzehn Jahren unbedingt eines werden wollte: Romanautor. Statt dessen arbeitete er einige Zeit bei einer Tageszeitung, bekam eine wöchentliche Serie - und suchte sich nach zwei Jahren einen neuen Job. Nach Umwegen in einem Kaltwalzwerk und dem Öffentlichen Dienst bewarb er sich erfolgreich an der Filmakademie Baden-Württemberg in Ludwigsburg. Er drehte selbst einige Kurzfilme und schrieb die Bücher für ein halbes Dutzend weitere. Inzwischen arbeitet er als Drehbuchautor, Lektor und Dozent für Drehbuch und Dramaturgie - und hat bislang fünf Romane veröffentlicht.