Die Eleganz der Madame Michel

Spare in der Zeit, dann hast du in der Not, lautet eine Binsenweisheit des Volksmunds. Es ist immer gut, wenn man auf Reserven zurückgreifen kann, sei es auf Tiefkühlvorräte, Toilettenpapier oder Filmkritiken. Da ich gesundheitlich immer noch nicht wieder auf der Höhe bin und nicht ins Kino gehen kann und das Fernsehen häufig Mist zeigt, bin ich froh, dass ich noch einige ältere und nicht ganz so alte Kritiken im Köcher habe…

Die Eleganz der Madame Michel

Paloma (Garance Le Guillermic) ist eine hochbegabte, aufgeweckte Elfjährige, die in einem eleganten Pariser Wohnhaus lebt. Das Leben und ihre Familie langweiligen sie, weshalb sie beschließt, sich an ihrem nächsten Geburtstag zu töten.

Die Concierge des Hauses ist die griesgrämige Renée Michel (Josiane Balasko), die vom Leben enttäuscht ein bescheidenes Dasein fristet und sich nur für ihre Bücher interessiert. Mit Kakuro Ozu (Togo Igawa) zieht jedoch ein neuer Nachbar ein, der entdeckt, dass Renée alles andere als eine dumme Hausmeisterin ist, und er beginnt, ihr den Hof zu machen. Renée ist verunsichert, lässt sich dann aber auf dieses unerwartete Abenteuer ein…

Der Roman Die Eleganz des Igels von Muriel Barbery war vor einigen Jahren ein großer Erfolg, der naturgemäß eine Verfilmung nach sich zieht. Leider bin ich nie dazu gekommen, das Buch zu lesen, und auch den Film habe ich im Kino verpasst. Aber zum Glück versteckt das öffentlich-rechtliche Fernsehen solche kleinen Perlen gerne im Spätprogramm, wo man sie mit viel Glück entdeckt. Ist ein bisschen wie Trüffel suchen.

Geschichten wie diese über Menschen, die mehr sind als sie scheinen, die sich nach Schicksalsschlägen zurückziehen und erst durch einen Fremden wieder für die Welt öffnen, gibt es viele. Diese ist mit leichter Hand und feinem Sinn für Humor erzählt. Die Charaktere sind gut getroffen, auch wenn man gerne mehr über sie und ihr Leben erfahren hätte, weshalb man zurecht sagen kann, dass der Film mit seinen 90 Minuten zu kurz ist. Das einzige, was mir nicht gefallen hat, war das Ende, das zwar werkgetreu und dramaturgisch sinnvoll, aber dennoch ärgerlich und auch ein wenig klischiert ist.

Note: 3+

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Über Pi Jay

Ein Mann des geschriebenen Wortes, der mit fünfzehn Jahren unbedingt eines werden wollte: Romanautor. Statt dessen arbeitete er einige Zeit bei einer Tageszeitung, bekam eine wöchentliche Serie - und suchte sich nach zwei Jahren einen neuen Job. Nach Umwegen in einem Kaltwalzwerk und dem Öffentlichen Dienst bewarb er sich erfolgreich an der Filmakademie Baden-Württemberg in Ludwigsburg. Er drehte selbst einige Kurzfilme und schrieb die Bücher für ein halbes Dutzend weitere. Inzwischen arbeitet er als Drehbuchautor, Lektor und Dozent für Drehbuch und Dramaturgie - und hat bislang fünf Romane veröffentlicht.