Gestern, am 23. Juli, wurde Götz George 75 Jahre alt, und ich wünsche ihm nachträglich alles Gute. Selten hat man einen deutschen Schauspieler stärker um Authentizität und berufliche Anerkennung ringen sehen, George scheint immer wie besessen zu sein, sein Können nicht nur erneut unter Beweis zu stellen, sondern sich jedes Mal noch zu übertreffen. Und oft ist ihm das auch gelungen. In Interviews wurde immer deutlich, dass er sich im Schatten seines berühmten Vaters stehen sah, und zum Dreivierteljahrhundert darf er ihn sogar im Fernsehen spielen.
Keine Angst, hier geht es nicht um die Frage, die gerade das Feuilleton bewegt, ob die Darstellung Heinrich Georges zu sehr geschönt wurde, hier geht es nur um Götz George. Es ist schön, dass das Fernsehen einen Schauspieler seines Kalibers ordentlich würdigt, der immerhin auf eine über fünfzigjährige Karriere zurückblicken kann und sowohl im Fernsehen als auch im Kino ein Star wurde. Aber wenn man sich das Programm dieser Woche anschaut, fragt man sich unwillkürlich, ob es nicht ein bisschen zu viel der Würdigung ist: Am Montag sah man ihn im ZDF und gleichzeitig auf Arte, am Mittwoch kann man ihn zweifach in der ARD und Donnerstag erneut im Ersten und zugleich im WDR bewundern. Wenn er hundert wird, gibt es vermutlich einen Götz-George-Monat mit Schimanski in der Dauerschleife.
Ein wenig seltsam ist es aber schon, dass das Fernsehen ihn nicht mit einem einzigen Kinofilm feiert. Wenn der weiße Flieder wieder blüht wäre vielleicht etwas gewagt gewesen, aber was ist mit Abwärts, Schtonk! oder Die Katze? Gute Filme und zweifelsfrei Höhepunkte seiner künstlerischen Laufbahn. Andererseits kann man wohl froh sein, dass sie sich nicht für Zettl entschieden haben…
Ich bin Götz George nur einmal persönlich begegnet – zusammen mit ein paar hundert anderen Studenten der Filmakademie Baden-Württemberg, die er irgendwann in den späten Neunzigern besucht hat. Ich glaube, er hat damals Das Trio vorgestellt, vielleicht auch Solo für Klarinette. Viel ist bei mir davon nicht hängen geblieben (weder von den Filmen noch von dem Treffen). George plauderte auf der Bühne des akademieeigenen Kinos ein wenig aus dem Nähkästchen und betonte, wie wichtig es ihm sei, intensiv am Drehbuch mitzuarbeiten und seine Charaktere zu entwickeln. Mein Professor Uli Limmer, der Co-Autor von Schtonk!, verriet uns später, wie diese „Drehbucharbeit“ aussieht: Man setzt sich zusammen und besäuft sich…