Kein übernatürliches Leinwandwesen hat sich so sehr verändert wie der Vampir. Nosferatu war noch eine furchterregende Kreatur, die in moderigen Gräbern hauste und das Blut von Jungfrauen trank. Dann kam der Original-Dracula nach Bram Stoker in seinen verschiedensten Inkarnationen, von denen etliche sogar komödiantisch angehaucht waren (Die Herren Dracula zum Beispiel). In den Achtzigern durfte man sich mit pubertierenden Teenager-Blutsaugern rumschlagen (Liebe mit Biss) oder mit Rebellen-Vampiren (Lost Boys).
Ich weiß nicht mehr, wann die Vampire zu romantischen Figuren wurden. In Stokers Roman ist das ja bereits ansatzweise enthalten, aber vielleicht war es Anne Rice, die in ihren Büchern aus ihnen tragisch umflorte Liebhaber machte. Und heute? Da dürfen die Bubis mit den Fangzähnen golden in der Sonne glitzern und müssen nicht einmal mehr Blut vergießen…
Keine Sorge, das wird keine Abhandlung über Vampirfilme, und ich habe am Wochenende auch nicht die Vampire Academy gesehen, sondern es geht um…
Dark Shadows
Weil er die Gefühle der Hexe Angelique (Eva Green) nicht erwidert, sondern die schöne Josette (Belle Heathcote) liebt, wird Barnabas Collins (Johnny Depp) von Angelique in einen Vampir verwandelt und lebendig begraben. 1972, knapp zweihundert Jahre später, befreien ihn ein paar unglückliche Bauarbeiter. Barnabas kehrt zurück in das Heim seiner Familie, die inzwischen verarmt ist und unter etlichen Neurosen leidet, und versucht, den alten Reichtum wiederherzustellen. Dabei muss er nicht nur mit den Tücken des 20. Jahrhunderts kämpfen, sondern auch gegen seine alte Widersacherin…
Die Geschichte basiert auf einer alten Fernsehserie aus den Siebzigern, die hierzulande kaum jemand kennen dürfte, und die Idee, den Film in diesem Jahrzehnt spielen zu lassen, schlägt sich in einem netten Soundtrack und witzigen Outfits nieder. Auch die Ausstattung kann sich sehen lassen, und verglichen mit seinen vorherigen Filmen, hat sich Tim Burton dabei in punkto Verschrobenheit sogar weitgehend zurückgehalten.
Nach einem märchenhaften und poetischen Anfang, kommt die Story zunächst noch rasch in die Gänge, nur um wenig später ins Stottern zu geraten und schließlich wie ein alter VW-Motor zu verrecken. Schuld daran ist das unausgegorene Drehbuch von u. a. Seth Grahame-Smith, der schon Abraham Lincoln als Vampirjäger ins Gefecht schickte. Die vielen Handlungsstränge wollen sich nicht recht zu einer Geschichte zusammenfügen, Stars wie Michelle Pfeiffer und Jonny Lee Miller verkommen zu reinen Statisten, und vieles ist schlichtweg schlampig erzählt. Weder die Liebesgeschichte noch der Zweikampf zwischen Barnabas und Angelique werden auf den Punkt gebracht, so dass die Story weitgehend emotionslos bleibt, es mangelt zudem an Witz, und auch das Finale wirkt recht lustlos inszeniert. Einziger Lichtblick ist Johnny Depp, der sich in seiner Darstellung des Vampirs hemmungslos bei den deutschen Expressionisten bedient.
Note: 4+