Was haben die Franzosen, was wir nicht haben? Champagner, Baskenmützen und den Eifelturm könnte man nun ins Feld führen. Und wesentlich leidenschaftlichere Kinogänger. Wobei wir beim Thema wären: Vor drei Wochen startete Les trois frères, le retour und lockte bislang zwei Millionen Besucher in die Lichtspielhäuser der Grande Nation. Ein netter, einheimischer Hit, von denen unsere Nachbarn einige haben, aber nicht allein das. Die frankophilen Leser haben aus dem Zusatz le retour vermutlich bereits messerscharf geschlossen, dass es sich bei dem Film um ein Sequel handelt. Das Besondere ist nur, dass das Original bereits 1995 lief.
Sequels werden in jedem Filmland hergestellt, aber kein Land setzt so gerne und so häufig ältere Hits fort wie Frankreich. So folgte auf Les Bronzés und Les Bronzés 2 von 1978 bzw. 1979 der dritte Teil erst 2006 und erzielte sensationelle 10,4 Mio. Besucher, weit mehr als Teil 1 (2,3 Mio.) und Teil 2 (1,5 Mio.) zusammen. Das Geheimnis des Erfolges lag in der steten Wiederholung der Filme im Fernsehen, wo sie sich ungeheurer Beliebtheit erfreuten.
Nicht alle Fortsetzungen waren so erfolgreich, meist blieben sie sogar unter dem Einspielergebnis des Originals. So hatte 18 ans après nur 1,6 Mio. Zuschauer, im Gegensatz zu den 10,3 Mio., die Drei Männer und ein Baby 1985 hatte. Aber das sind dennoch anderthalb Millionen Besucher, die der französische Film 2003 sonst nicht gehabt hätte.
Es gibt einige Beispiele für solche verspäteten Sequels, und so stelle ich mir die Frage, ob das auch in Deutschland möglich wäre. Mit Fortsetzungen haben wir es ja leider nicht ganz so wie andere Länder. Immerhin hat Til Schweiger zweimal gezeigt, dass sich ein Sequel durchaus lohnen kann (noch mehr, wenn man nicht nur Figuren und Plotmuster, sondern auch noch das Plakat recycelt), und von Fack ju Göhte! wird es auch demnächst einen zweiten Teil geben. Und in gewisser Weise knüpft der 2013er-Hit sogar an die Pauker und Lümmel-Filme der späten Sechziger, frühen Siebziger an, auch wenn er nicht als Fortsetzung geplant war.
Nach dem eher enttäuschenden Ergebnis von Buddy könnte Bully ja darüber nachdenken, ein Sequel zu Der Schuh des Manitu zu drehen. Und (T)Raumschiff Surprise – Periode 1 deutet die Fortsetzungen ja schon im Titel an…
Uschi Glas könnte Noch mal zur Sache, Schätzchen mit einem Beitrag zum Thema Sex im Alter neu beleben, und sogar Til Schweiger könnte mit Der unbewegte Mann an seinen Hit von 1994 anknüpfen und eine Komödie über die Liebeswirren in der Midlifecrisis drehen. Oder eines seiner erwachsenen Kinder als Sprössling seiner Filmfigur auftreten lassen. Warum soll auf Männer nicht endlich Frauen folgen? Oder Aufwärts statt Abwärts? Und Der Name der Rose ließe sich mit beliebig vielen Fortsetzungen zu einer Krimireihe ausbauen – eine Art CSI im Mittelalter…
Nein, ernsthaft: Wenn man sich die Liste der erfolgreichsten deutschen Filme seit 1968 ansieht, gibt es nur sehr wenige Filme, von denen man sich nach zwanzig, dreißig Jahren ein Sequel wünscht. Bei Männer könnte ich es mir tatsächlich vorstellen, vielleicht auch bei Theo gegen den Rest der Welt, aber sonst? Wer möchte denn heute noch zwei Supernasen sehen? Es scheint, als wäre der deutsche Film zu arm an Hits, aber auch an unverwechselbaren, über die Jahre lieb gewordenen Charakteren, um sie nach Jahrzehnten neu zu beleben. Oder irre ich mich? Falls jemand ein älterer Film einfällt, der ein Sequel lohnt, möge er es bitte im Forum mitteilen.