Nach nur fünf Stunden Schlaf fühle ich mich heute ein wenig unausgeglichen, aber das ist nichts Neues nach der Oscar-Verleihung. Es hat etwas Ähnlichkeit mit dem Gefühl nach Silvester, man hat ein Jahr abgeschlossen und sieht dem nächsten mit gemischten Gefühlen entgegen. Zum Glück habe ich nichts getrunken, denn kombiniert mit einem Kater wäre es ein Grund gewesen, den Tag im Bett zu verbringen und Rosenmontagszüge zu sehen…
Ich wünschte, ich könnte sagen, dass ich gute Vorsätze gefasst hätte. Mehr ins Kino zu gehen zum Beispiel, um Material für diese Kolumne parat zu haben. Denn Mark G. hat mich darauf hingewiesen, dass dies mein 150. Beitrag für InsideKino Blogs ist. So ganz richtig ist das natürlich nicht, denn es gab wesentlich mehr Beiträge von mir, da Pi Jays Corner auch vor dem Reboot im letzten Sommer erschienen ist, wenn auch nicht so regelmäßig wie jetzt. Es ist also der 150. Beitrag der neuen Corner.
Wäre ich darauf vorbereitet gewesen, hätte ich eine besondere Filmkritik oder eine Liste mit meinen Lieblingsfilmen verfasst, aber leider steckt mir noch die lange Oscarnacht in den Knochen und ich fühle mich wie welkes Gemüse. Statt ins Kino zu gehen, was ich schon seit vier Wochen nicht mehr geschafft habe, weil ich ein Projekt abschließen und ein weiteres vorbereiten musste, habe ich mir am Wochenende nur ein paar neue Folgen von The Good Wife angesehen. Aus der vierten Staffel, um genauer zu sein, die erstaunlicherweise nach wie vor von sehr guter Qualität ist. Zum Teil liegt das an den Darstellern, allen voran Julianna Margulies, aber auch an den hervorragenden Büchern.
Das erinnert mich daran, dass ich vor einigen Tagen im Magazin der Deutschen Bahn einen Artikel gelesen habe über ein Seminar an der DFFB über Seriendramaturgie. Man hat in Berlin nämlich vor, genau so gute Serienkonzepte zu entwickeln wie in den USA. (An dieser Stelle musste ich das erste Mal lachen, als wäre das so einfach…) Dazu werden teure Dozenten eingeladen, die an entsprechenden Produktionen beteiligt waren oder die über die Bedeutung von Breaking Bad oder Game of Thrones referieren. Wirklich neu ist das nicht, meine Filmhochschule hat uns ebenfalls Seminare bei Drehbuch-Gurus aus Hollywood spendiert. Das macht Spaß, man lernt ein bisschen was und ist danach vielleicht sogar ein besserer Autor. Das Problem ist nur, dass es weder für solche ausgebildeten Autoren noch für Konzepte dieser Art einen Markt in Deutschland gibt.
Aber keine Angst, ich werde mich jetzt nicht lang und breit über das Dilemma des deutschen Fernsehen auslassen. Das hat ein anderer nämlich schon auf ganz vorzügliche Weise getan. Wer viel Zeit hat und wissen will, warum Deutschland keine TV-Revolution erleben wird, dem sei dieser Artikel sehr empfohlen.