Leider ließ mich vergangene Woche mein Computer im Stich und weigerte sich, online zu gehen. Möglicherweise wollte er mir damit zu verstehen geben, dass ich zu viel Zeit im Netz verbringe, andererseits hat er bereits einige Jahre auf dem Buckel (die Tastatur ist noch in Keilschrift) und wird wohl demnächst das Zeitliche segnen. Es wurde also Zeit für ein neues Gerät, das jedoch noch eingerichtet werden musste, was nicht so einfach ist, wenn man von der Materie im Grunde keine Ahnung hat…
Am Freitag war auch noch Valentinstag, und da wir immer amerikanischer werden und inzwischen auch Halloween feiern, wird dieser Tag immer beliebter. Und wenn man dagegen hält, dass das eine rein amerikanische Tradition ist und sowieso von der Blumen- und Pralinenindustrie gefördert wird, muss man sich als miesepetriger Romantikkiller beschimpfen lassen, so als eine Art Valentinstag-Scrooge. Natürlich ist es eine nette Geste, seinen Lieben ein paar Blumen zukommen zu lassen, aber warum muss das in ritualisierter Form an einem bestimmten Tag erfolgen? Gruppenzwang? Vielleicht, und am besten bestellt man sich gleich einen Truthahn für Thanksgiving vor.
Vergangenen Donnerstag lief aus gegebenem Anlass der Film zum „Feiertag“:
Valentinstag
Erzählt werden die ineinander verwobenen Geschichten verschiedener Paare in Los Angeles: Reed (Ashton Kutcher) macht seiner Freundin (Jessica Alba) einen Heiratsantrag, seine beste Freundin (Jennifer Garner) will ihren Lover (Patrick Dempsey) überraschen, Jason (Topher Grace) versucht zu ergründen, wie tief seine Gefühle für Liz (Anne Hathaway) sind, ein älteres Ehepaar (Hector Elizondo und Shirley MacLaine) schlittert nach 50 Jahren in eine Ehekrise und… und… und…
Die einzelnen Handlungsstränge wiederzugeben würde viel zu lange dauern, denn es gibt eine Vielzahl von kleinen Episoden, die allesamt mit hochkarätigen Stars besetzt sind. Julia Roberts und Bradley Cooper, Taylor Lautner, Kathy Bathes, Queen Latifah und viele andere spielen auch noch mit. Vielleicht erklärt dieses Gipfeltreffen der Publikumslieblinge den Erfolg des Films, es ist wie eine Schachtel Pralinen, bei der man sich das herauspickt, was einem gefällt.
Episodenfilme sind ein wenig aus der Mode gekommen, es gibt aber einige großartige, leider schon ältere Beispiele für dieses Genre wie Short Cuts von Robert Altman oder George Cukors Dinner um acht. Diese erzählen wenigstens vollwertige Geschichten mit einem Anfang, einer Mitte und einem Ende, nicht nur Anekdoten von mitunter zweifelhafter Qualität. Die einzige Story, die man bedenkenlos als solche bezeichnen kann, ist die verwickelte Liebesgeschichte von Ashton Kutcher und Jennifer Garner, die sich beide recht charmant durch einen sehr dünnen RomCom-Plot lavieren. Eine Gemeinheit ist nebenbei bemerkt Jennifer Garners Synchronstimme, durch die diese wunderbare Schauspielerin immer klingt, als hätte sie nicht alle Tassen im Schrank.
Der Rest ist stellenweise furchtbar albern (Jessica Biel als frustrierte Karrierezicke vor allem oder auch Taylor Lautner als dumpfbackige Sportskanone), meistens belanglos, aber hin und wieder überraschend rührend. So war meine Lieblingsszene ein Auftritt von Shirley MacLaine in einem Freiluftkino, in dem gerade ihr Film Hitzewelle läuft – beinahe magisch…
Echte Gefühle kommen nicht vor, aber ein ganz ordentliches Emotionssurrogat mit vielen Geschmacksverstärkern und einer kleinen Portion Kitsch. Passend zum Valentinstag, an dem die Industrie uns sagt, dass wir für einen Tag alle ganz furchtbar romantisch sein müssen…
Note: 3-