Heute war für mich ein langer Tag, den ich überwiegend im Zug verbracht habe. Erfreulicherweise gab es so gut wie keine Verspätung, dafür schnaufte die Klimaanlage in einem Wagon wie Darth Vader. Fehlte nur noch die Musik von John Williams…
Zu vorgerückter Stunde fasse ich mich daher an dieser Stelle kurz. Mit dem heutigen Beitrag veröffentliche ich nämlich die letzte Kritik zu einem Film aus dem Jahr 2013, ab morgen folgt dann endlich mein Rückblick.
Die Eiskönigin – völlig unverfroren
Die Schwestern Elsa und Anna sind zwei Prinzessinnen in einem Königreich hoch im Norden. In ihrer Kindheit unzertrennlich, ist Elsa bald gezwungen, sich von der Welt abzuschotten und allein zu bleiben, denn sie besitzt magische Kräfte, die denen, die sie liebt, gefährlich werden können. Als sie erwachsen sind, kommen ihre Eltern ums Leben, und nun wird Elsa zur Königin gekrönt. Doch ein dummer Streit mit Anna entfacht ihre Kräfte, die sie nicht kontrollieren kann. Ihr Reich versinkt daraufhin in ewigem Winter, und die Königin flieht in die Berge. Ihre Schwester macht sich, begleitet von dem Eisblockverkäufer Christoph, dem Rentier Sven und dem Schneemann Olaf auf, Elsa zu retten…
Nach Rapunzel und dem Froschkönig widmen die Disney Studios ihren neuesten Animationsfilm einem Märchen von Hans-Christian Andersen. Von dessen Story bleibt leider nicht sehr viel übrig, aber die Neuinterpretation besitzt ihren ganz eigenen Zauber und wirkt in sich sehr rund und geschlossen. Das Drehbuch von Jennifer Lee ist komplex, wartet mit ein, zwei kleinen Überraschungen sowie einer beherzten Heldin auf. Selbst die „böse Königin“ ist in diesem Fall nur ein Opfer ihrer unerwünschten Gaben, was ihr etwas Tragisches verleiht, während der eigentliche Schurke erst spät sein wahres Gesicht zeigt.
Mit dem Rentier, das sehr an das Pferd aus Rapunzel – neu verföhnt erinnert, und ganz besonders mit dem Schneemann Olaf sind den Machern zwei gute Sidekicks gelungen, die für den nötigen Humor sorgen, von dem es allerdings ruhig etwas mehr hätte geben können. Hape Kerkelings Synchronisation Olafs ist besonders gut gelungen.
Der riesige Erfolg erklärt sich mir allerdings nicht so ganz. Sicher, der Film ist schön, die Animation perfekt (wobei es mir zum Schluss bei ein, zwei Bildern so vorkam, als wären sie noch nicht ganz fertig), und es gibt insgesamt nicht viel auszusetzen – aber er hat mich nicht übermäßig berührt. Im Gegensatz zu Rapunzel – neu verföhnt ist der Schlagabtausch zwischen Anna und Christoph nicht so gewitzt, und auch die Actionsequenzen lassen ein wenig Rasanz missen. Was mir überhaupt nicht gefallen hat, war der Musical-Score, der nur denselben langweiligen, einfallslosen Einheitsbrei serviert, den man gemeinhin im modernen Singspiel präsentiert bekommt. Keine eingängigen Melodien, nichts, was man nicht in der Sekunde, in der das Lied endet, schon wieder vergessen hätte. So habe ich in jeder neuen Szene vor allem gehofft, dass sie nicht wieder zu singen anfangen – was mich allerdings sehr an meine Kindheit erinnert hat, denn da ging es mir mit den Disney-Filmen genauso…
Der Vorfilm Get A Horse ist im alten Stil der ersten Animationsfilme Walt Disneys gehalten und eine klassische Hau-den-Bösewicht-Story, die an die wüsten Kloppereien von Tom und Jerry erinnert. Sehr gelungen wird hier der Bogen von den Anfängen zur Gegenwart, von Schwarz-Weiß zu Farbe, Cinemascope und 3D gespannt, was nostalgisch wirkt, aber auch sehr charmant.
Note: 3+