Der zweite Tag der Münchener Filmwoche, und wie immer habe ich in der Nacht zuvor zu wenig und zu schlecht geschlafen. Aber es hilft ja nichts. Dreizehneinhalb Stunden Trailer, Promo Reels und Ausschnitte warten auf uns. Den Anfang machte:
Es begann zunächst mit einer Rolle mit Ausschnitten aus den Erfolgen der letzten zwölf Monate sowie von einigen der kommenden Attraktionen, bevor Hape Kerkeling, der den Olaf in Die Eiskönigin – völlig unverfroren spricht, ein kurzes Grußwort nach München schickte.
Die Marktstrategie des Maus-Hauses lautet: Weniger ist mehr, soll heißen, es gibt heuer zwar weniger Filme, aber dafür bessere. Das finde ich hervorragend, und daran könnte sich die hiesige Branche mit ihrer Überproduktion direkt ein Beispiel nehmen…
Aber nun zu den vorgestellten Filmen im Überblick:
Saving Mr. Banks: Die gezeigten sieben Minuten haben dazu geführt, dass ich diesen Film noch mehr liebe als zuvor. Ich will ihn sehen. Am liebsten sofort.
Maleficent: Bei der Aussprache des Titels habe ich immer noch so meine Probleme mit der Betonung. Warum nicht Malefiz? Gezeigt wurden der Trailer und ein paar unfertige Ausschnitte, die aber nicht mehr über den Film verrieten, als man ohnehin schon weiß. Angelina Jolie ist aber in jeder Sekunde ein Genuss.
Muppets Most Wanted: Miss Piggy und Kermit präsentierten kurze Ausschnitte über die Europa-Tour der Muppets, die ein böser Frosch-Doppelgänger als Tarnung für seine dreisten Diebstähle benutzt. Sieht viel besser aus als der letzte Muppet-Film.
Planes 2 – Immer im Einsatz: Die gezeigte Sequenz verspricht viel Action und rasante Abenteuer in der Luft.
Guardians of the Galaxy: Als absoluter Nicht-Comicleser verstehe ich die Vorfreude der Fans nur bedingt, aber die Ausschnitte versprachen ein launiges Action-Abenteuer in den Tiefen des Weltalls, das uns die Wartezeit auf den neuen Star Wars-Film verkürzen kann.
Ant-Man: Noch so ein Superheld, bei dem ich mich immer gefragt habe, was an ihm eigentlich super sein soll. Der Teaser beantwortet das auf spektakuläre und überraschende Weise.
The Return of the First Avenger: Nach zehn Minuten glaube ich, dass er so viel Spaß wie der erste Teil machen wird. Und das ist für eine Fortsetzung nicht gerade wenig.
Mein persönliches Highlight: Saving Mr. Banks.
Mit dem Ausschnitt aus der letzten Wetten dass…?-Sendung, in dem Gerald Butler sich Eiswürfel in den Schritt kippen musste, begannen die Münchener ihr Heimspiel. Zusammen mit SquareOne stellten sie insgesamt achtzehn neue Titel vor:
Lone Survivor: Ein in den USA gut gestartetes Kriegsabenteuer über einen schief gegangenen Einsatz in Afghanistan. Viele Stars, aber nur ein Überlebender…
Für immer Single: RomCom aus männlicher Sicht: Drei Freunde schwören, nie zu heiraten, und verlieben sich dann doch.
Eyjafjallajökull: Was sich liest, als wäre eine Maus über die Tastatur gelaufen, ist der Name jenes Vulkans, der vor Jahren für die ganzen Flugausfälle gesorgt hat. Komödie mit Dany Boon, der auf dem Weg zur Hochzeit seiner Tochter einige Konflikte mit seiner Ex-Frau auszutragen hat. Ich wünsche mir eine versteckte Kamera neben den Kinokassen und ein Best of zur nächsten Münchener Filmwoche!
Wie in alten Zeiten: Die Story hat Ähnlichkeiten mit dem vorangegangenen Film, nur ohne Vulkan. Emma Thompson und Pierce Brosnan spielen ein geschiedenes Paar, das seine Ersparnisse an einen Betrüger verliert und zurückstehlen will. Schräg, witzig – britisch.
Homefront: Ein Thriller von Drehbuchautor Sylvester Stallone, der die Hauptrolle dann an Jason Stratham abgegeben hat. Motto: Es kann der Frömmste nicht in Frieden leben, wenn’s dem bösen Nachbarn nicht gefällt.
The Vatican Tapes: Die Promo-Rolle verrät nicht viel. Es geht um einen found footage-Film und einen misslungenen Exorzismus.
Brick Mansions: Remake eines französischen Hits mit dem verstorbenen Paul Walker.
3 Days to Kill: Luc Bessons setzt auf seine bewährte Formel „alter Haudegen und junges Ding gegen den Rest der Welt“. Kevin Costner spielt einen todkranken CIA-Profikiller in Schwierigkeiten.
Grace of Monaco: Nicole Kidman in einem Biopic über Grace Kelly bzw. Gracia Patricia von Monaco, die sich Anfang der Sechziger entscheiden muss, ob sie Fürstin bleiben oder nach Hollywood zurückkehren will.
Philomena: Judi Dench in einem anrührenden Drama über eine Frau, die ihren Sohn sucht, den man ihr vor fünfzig Jahren weggenommen hat.
Yves Saint Laurent: Der berühmte Modeschöpfer in einem französischen Biopic.
Und morgen Mittag bin ich tot: Eine deutsche Tragikomödie über das aktuelle Thema Sterbehilfe.
Les Invincibles: Eine weitere französische Komödie, diesmal mit Gérard Depardieu, die sich um den heimlichen Nationalsport Boule dreht.
Vampire Academy: Und noch ein Vampir-Teenie-Film. Wieder eine Trilogie, die auf einem berühmten Buch basiert, von dem ich noch nie gehört habe. Aber: Die gezeigten Ausschnitte waren witzig und die Umsetzung gelungen. Da geht vielleicht mehr als nur die Zielgruppe rein.
Walk of Shame: Eine launige Komödie mit der großartigen Elizabeth Banks in der Hauptrolle, bei der auf dem Weg zu einem Vorstellungsgespräch so einiges schief läuft…
Holiday!: Immer wenn man denkt, das Musical wäre ausgestorben, kommt ein neues daher. Diesmal geht es um eine beschwingte Dreiecksgeschichte und die Musik der Achtziger.
Die Biene Maja: Nach dem Neustart der Serie folgt nun der Kinofilm. Das kleine Publikum wird’s mögen.
Meine persönlichen Highlights: Wie in alten Zeiten und Philomena .
Nach der Mittagspause ging es weiter mit einer doppelten Tradeshow, denn der Ascot Elite Filmverleih stellte ebenfalls seine Neuerwerbungen vor:
Anchorman 2 – Die Legende kehrt zurück: Wer den ersten Teil mochte, kommt vermutlich erneut auf seine Kosten.
Shadow Recruit: Jack Ryan in seiner neuesten Inkarnation als Chris Pine, der seine Verlobte Keira Knightley vor den bösen Russen retten muss. Kenneth Branagh führt Regie und spielt den Schurken. Zünftige Action.
Noah: Wer jetzt an die Bibelfilme der Fünfziger und Sechziger denkt, ist schief gewickelt, denn der neueste Streich von Darren Aranofsky ist ein bildgewaltiger Katastrophenfilm.
Labor Day: Der neue Film von Jason Reitman mit Kate Winslet und Josh Brolin in einem romantischen Drama über eine Geiselnahme mit ungewöhnlichem Verlauf. Erinnerte mich ein wenig an Die Brücken am Fluss.
Hercules: Sandalen-Actioner mit Dwayne Johnson, der zumindest so aussieht, wie man das von einem Herkules erwartet.
Project: Almanac: Found footage-Film über eine Gruppe Teenager, die eine Zeitmaschine findet und ausprobiert. Erinnerte mich stark an Chronicle.
Mein persönliches Highlight: Labor Day.
Vor den Filmen des Ascot Elite Filmverleihs gab es ein kurzes Sizzle Reel mit Ausschnitten der kommenden Filme.
Dallas Buyers Club: Das Featurette zeigte ein bisschen mehr vom Film. Oscarverdächtig gutes Drama.
The Voices: Deutsch-amerikanische Produktion mit Ryan Reynolds als mörderischen Schizophrenen, der mit Tieren spricht und Frauenköpfe im Kühlschrank aufbewahrt. Sehr schräg. Quasi zum kranklachen.
Wer: Found-footage-Filme sind anscheinend immer noch schwer angesagt, diesmal geht es um einen Werwolf.
Big Game: In diesem Abenteuer-Actioner stürzt der US-Präsident (Samuel L. Jackson) nach einem Anschlag über Finnland ab und wird von einem Kind, das im Wald lebt, vor seinen Angreifern gerettet.
Northmen: Die erste Eigenproduktion wurde von Ken Duken vorgestellt, der einen der in Schottland gestrandeten Wikinger spielt. Action à la Centurio oder Der Adler der neunten Legion.
Der blinde Fleck: Schön, dass sich jemand traut, einen deutschen Polit-Thriller zu machen. Diesmal mit Benno Fürmann, der als Journalist Ungereimtheiten bei der Aufklärung des Oktoberfestanschlags 1980 aufdeckt und in Gefahr gerät. Sah überraschend gut aus.
Snowpiercer: Ein koreanischer Endzeitfilm mit Chris Evans, Tilda Swinton und John Hurt in den Hauptrollen. Eine actionreiche Metapher über den Zustand unserer Gesellschaft, die ein bisschen an Metropolis erinnert. Nur spielt sie in einem Zug.
Spuren: Die wahre Geschichte einer jungen, von Mia Wasikowska gespielten Frau, die durch die australische Wüste wandert. Wer Into the Wild mochte, wird den Streifen sehen wollen.
Calvary: The Guardian mochte ich ja gar nicht, aber dieser Film mit Brendon Gleeson als irischer Priester, der zum Ziel eines Mordkomplotts wird, gefiel mir richtig gut.
Mein persönliches Highlight: Dallas Buyers Club.
Zuerst gab es die bei allen Verleihern üblichen Rück- und Ausblicke, danach wollte uns Kalle Friz betrunken machen. Zumindest wäre ich angeheitert gewesen, wenn ich den Prosecco aus dem Goodie Bag getrunken hätte, um den Erfolg von Die Tribute von Panem: Catching Fire zu feiern. Und dann hätte ich vermutlich den Rest der Tradeshow verschlafen, was schade gewesen wäre…
Desaster: Justus von Dohnányi und Stefan Kurt präsentierten eine schwarze Komödie über zwei Killer, die sie zusammen mit einigen Freunden in Südfrankreich gedreht haben. Für die Fans von Bis zum Ellbogen.
Die schwarzen Brüder: Das Buch habe ich als Kind geliebt, nun kommt die rührende Geschichte über die Kaminkehrerjungen des späten 19. Jahrhunderts ins Kino.
Banklady: Christian Alvert verfilmte die Karriere der ersten deutschen Bankräuberin Gisela Werler.
Das magische Haus: CGI-Kinderfilm über einen streunenden Kater, der von einem alten Kauz aufgenommen wird, dessen Haus von anderen sprechenden Tieren und lebendigen Spielzeugen bevölkert wird. Süße Mischung aus Toy Story und Kevin – Allein zu Haus.
Paddington: Nach Harry Potter bringt David Heyman ein weiteres, zugegebenermaßen etwas weniger berühmtes Kultbuch auf die große Leinwand. Als Kind habe ich den Bären geliebt, und auch jetzt ist er noch so knuffig, dass man ihn einfach gernhaben muss. Ein Höhepunkt dieser Münchener Filmwoche war sicherlich das amüsante, stellenweise reichlich absurde Interview von Hooman Afshari mit dem Bären Paddington.
Le Passé – Das Vergangene: Der preisgekrönte Film des iranischen Regisseurs Ashgar Farhadi.
Beziehungsweise New York: Der Teaser verspricht eine französische Beziehungskomödie.
Robocop: Das Remake, auf das viele Fans gewartet haben.
Mortdecai: Johnny Depp spielt einen adeligen Kunsthändler, der nach einem Nazi-Schatz sucht, Gwyneth Paltrow ist seine Ehefrau, die Probleme mit (männlichen) Schnurrbärten hat. Der Rest ist typisch britisch und sehr komisch.
Non-Stop: Liam Neeson gerät als Air Marshall in ein möderisches Katz-und-Maus-Spiel an Bord eines Flugzeugs. Sieht spannend aus.
Mein persönliches Highlight: Mortdecai.
Die Tradeshow begann mit einem Gänsehaut-Moment, als Ben Becker aus dem Roman Die Bücherdiebin vorlas. Danach ging es nahtlos weiter mit den Ausschnitten und Trailern:
Die Bücherdiebin: Der Trailer verspricht ein emotionales Drama.
Monuments Men: Auch hier wurde nicht viel verraten, aber der Trailer ist gut, die Besetzung top, da weiß man, was man erwarten kann: Viel.
Grand Budapest Hotel: Ich bin ja kein großer Fan von Wes Anderson, aber dieser hochkarätig besetzte Film hat so viel Humor und schrägen Charme, dass er mir gut gefallen hat.
Superhypochonder: Ob es bei diesem Titel bleibt, ist noch nicht sicher, aber eines steht fest: Das ist die große Überraschung der Münchener Filmwoche. Dany Boon und das Team von Willkommen bei den Sch’tis zeigen sich in absoluter Höchstform und liefern ein Gag-Feuerwerk ab. Vielleicht die lustigste Komödie des Jahres.
Le Weekend: Ein in die Jahre gekommenes britisches Ehepaar feiert seinen Hochzeitstag in Paris und gerät in skurrile Situationen. Charmanter Spaß mit emotionalen Momenten.
Zwischen den Clips gab es noch einen Gastauftritt von Gerhard Polt, der uns auf gewohnt humorvolle Art von seinen Erlebnissen als Komparse bei Fassbinder berichtet hat…
Und Äktschn: Der Trailer zum Film von Polt, der als begeisterter Amateur einen Film drehen will und dabei für reichlich Verwicklungen sorgt.
Zwischen Welten: Feo Aladags neuestes Drama über deutsche Soldaten am Hindukusch und das Schicksal der Familie eines ihrer Dolmetscher. Gutes, deutsches Arthousekino.
Hin und weg: Florian David Fitz unternimmt mit seinen Freunden (darunter Jürgen Vogel) eine Radtour nach Belgien – um dort zu sterben. Anrührendes Drama zum Thema Sterbehilfe, das Und morgen Mittag bin ich tot Konkurrenz macht.
Drei sind zwei zu viel: Cameron Diaz und Leslie Mann entdecken, dass derselbe Mann sie mit einer anderen betrügt. Rache-Komödie à la Der Club der Teufelinnen.
Die Abenteuer von Mr. Peabody & Sherman: Die Ausschnitte wurden von einer gut aufgelegten Hella von Sinnen anmoderiert. Es geht um die Neuverfilmung einer Kinderserie aus den Sechzigern über einen klugen Hund und seinen menschlichen Adoptivsohn, die durch die Zeit reisen. Sah witzig und charmant aus.
Rico, Oskar und die Tieferschatten: Ein deutscher Kinderfilm nach einer preisgekrönten Romanreihe.
X-Men – Zukunft ist Vergangenheit: Bei Star Trek wurde ein Treffen der Generationen zum Hit, was hier auch gelingen könnte. Und endlich ist auch Bryan Singer wieder mit an Bord.
Rio 2 – Dschungelfieber: Die Fortsetzung wirkt mindestens so flott und unterhaltsam wie der erste Teil.
Mein persönliches Highlight: Superhypochonder und X Men – Zukunft ist Vergangenheit.
Damit entließ uns die Fox beschwingt in die kühle, aber zum Glück nicht eisige Münchener Nacht. Morgen warten auf uns weitere Verleiher mit zahlreichen Trailern und Ausschnitten. Es bleibt also spannend…