Mein Filmjahr 2024

Im vergangenen Jahr habe ich mich relativ ausführlich mit der Situation des Kinos, seinen Krisen, ausgelöst durch die Pandemie-Nachwehen und den Doppel-Streik in Hollywood, auseinandergesetzt, und ich habe nicht das Gefühl, heuer etwas wirklich Neues zu dem Thema beitragen zu können. Die Erwartungen, dass ab September oder Oktober die Kinos wieder mit genügend Produktionen versorgt würden, um einen regulären Betrieb auf dem Niveau von 2019 führen zu können, haben sich leider nicht ganz erfüllt. Es wird besser, aber langsamer als ich erwartet hätte.

Das ändert allerdings nichts am Zuschauerverhalten, das sich, wenn die Zeichen nicht trügen, fundamental verändert hat, nicht nur bei uns, sondern auch in den USA. Aber auch hier gibt es nichts Neues zu berichten, und endgültig Bilanz ziehen wird man vermutlich erst Ende nächsten Jahres können.

Schon vor zwölf Monaten herrschte die einhellige Meinung, dass 2024 ein schlechteres Kinojahr als 2023 werden würde, und am Ende haben sich diese Erwartungen leider erfüllt. Persönlich fand ich das Jahr gar nicht mal so schlecht. Mit 41 Kinobesuchen liege ich zwar immer noch unter meinem Durchschnitt aus den Vor-Pandemie-Jahren, ich habe aber leider aus Zeitgründen auch einige Filme verpasst. Darüber hinaus habe ich natürlich noch etliche, meist ältere Filme im Streaming angeschaut – und jede Menge Serien, weshalb es heuer erstmals einen Beitrag dazu geben wird.

Nach einem Blick auf die Charts ist mir aufgefallen, dass ich von den deutschen Top Ten des Jahres nur zwei gesehen habe (Dune: Part Two und Deadpool & Wolverine). Von meiner Heiß-auf-Liste des vergangenen Jahres fehlt mir immerhin nur einer (Back to Black), aber die meisten haben sich im Nachhinein leider als Enttäuschung erwiesen. Dennoch fand ich 2024 qualitativ etwas besser als seinen Vorgänger. Abgesehen von Dune: Part Two ist wohl kein Film für die Ewigkeit dabei, aber besonders angetan war ich von Der wilde Roboter, bei dem ich vermutlich mehr gelacht habe als bei allen anderen Filmen zusammen. Die schönste Überraschung war jedoch ein alter Film, den ich noch nicht kannte und in den ich mich schockverliebt habe: Die Schwester der Braut von 1938. Tatsächlich war dies eines meiner größten Highlights des Jahres, was viel über das heutige Kinos aussagt, aber auch über meinen abseitigen Geschmack.

Meine Top Ten 2024:

  • Der wilde Roboter                             2+
  • Dune: Part Two                                  2+
  • The Holdovers                                   2
  • Furiosa: A Mad Max Saga                 2
  • All of Us Strangers                            2-
  • A Quiet Place: Tag Eins                    2-
  • Twisters                                              2-
  • Amerikanische Fiktion                      2-
  • Late Night with the Devil                  3+
  • Wicked                                               3+

Obwohl ich normalerweise versuche, die richtigen Gurken zu vermeiden, indem ich auf mein Bauchgefühl, Zuschauerbewertungen sowie Kritiken vertraue, habe ich mehr schlechte Filme gesehen als sonst. Manchmal ist man eben wie ein gebranntes Kind, das dennoch auf die heiße Herdplatte langen muss. Bestes Beispiel: Die Musketier-Verfilmungen, von denen ich wusste, dass sie nicht gut sein sollten, aber ich hatte solche Lust auf einen historischen Stoff, dass ich dennoch nicht widerstehen konnte. Zwei Mal.

Ein weiterer Grund war, dass ich ein paar Filmen eine Chance geben wollte, obwohl sie nicht gelungen sein sollten, weil sie von renommierten Regisseuren stammen, die es heuer noch einmal wissen wollten. Kevin Costners Horizon war gar nicht mal so schlecht, aber Francis Ford Coppola hat sich mit seinem Megalopolis mega überhoben, und Robert Zemeckis Here war so schnell wieder aus dem Kino verschwunden, dass ich ihn nicht einmal anschauen konnte.

Meine Flop Five 2024:

  • Megalopolis                                        5
  • Civil War                                           5+
  • Longlegs                                            4-
  • Die drei Musketiere: Milady              4
  • Baby to go                                          4+

Mit Deadpool & Wolverine gab es 2024 wieder einen überaus erfolgreichen Superheldenfilm, die ansonsten eher rar gesät waren. Ich habe dieses Genre zwar nicht wirklich vermisst, aber dafür das Spektakel-Kino, für das sie stehen und das nur unzureichend durch Filme wie Twisters, Wicked oder Gladiator II. bedient wurde. Man darf also gespannt sein, wie es bei Marvel und DC weitergehen wird, wenn in diesem Jahr die Weichen neu gestellt werden, und ob es weitere opulente Großproduktionen geben wird, die zum Träumen einladen. Ein paar sind ja bereits gesetzt.

Ansonsten habe ich bereits in meinem Fazit nach der Münchner Filmwoche konstatiert, dass die großen Überraschungen ausgeblieben sind. Es gibt zwar einige vielversprechende Titel, die auch ziemlich erfolgreich an den Kassen sein werden, aber persönlich bin ich von 2025 bisher nicht beeindruckt. Dennoch habe ich wieder eine Heiß-auf-Liste erstellt, auch wenn es kaum Filme gibt, auf deren Start ich ungeduldig warte:

  • Mickey 17
  • Beating Hearts
  • Downton Abbey 3
  • 28 Years Later
  • Der Pinguin meines Lebens
  • Parthenope
  • Kung Fu in Rome
  • The Brutalist
  • Für immer hier
  • Drachenzähmen leicht gemacht

Darüber hinaus gibt es noch weitere Filme, auf die ich neugierig bin, und es wird im Laufe des Jahres mit Sicherheit noch Titel geben, die ich momentan gar nicht auf dem Schirm habe. 2025 ist ja noch jung, vielleicht hält es ja die eine oder andere Überraschung parat.

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Über Pi Jay

Ein Mann des geschriebenen Wortes, der mit fünfzehn Jahren unbedingt eines werden wollte: Romanautor. Statt dessen arbeitete er einige Zeit bei einer Tageszeitung, bekam eine wöchentliche Serie - und suchte sich nach zwei Jahren einen neuen Job. Nach Umwegen in einem Kaltwalzwerk und dem Öffentlichen Dienst bewarb er sich erfolgreich an der Filmakademie Baden-Württemberg in Ludwigsburg. Er drehte selbst einige Kurzfilme und schrieb die Bücher für ein halbes Dutzend weitere. Inzwischen arbeitet er als Drehbuchautor, Lektor und Dozent für Drehbuch und Dramaturgie - und hat bislang fünf Romane veröffentlicht.