To the Moon

Als der Trailer zum Film erschien, versprach er eine Menge Spaß und Romantik vor dem Hintergrund der Mondlandung. Irritierend war nur, dass es in der Geschichte offenbar auch darum ging, dass die NASA in einem Film die Landung auf unserem Erdtrabanten fälschen ließ – was bekannterweise seit Jahrzehnten von Vertretern der entsprechenden Verschwörungstheorie behauptet wird. So richtig neugierig machte dieser Aspekt allerdings nicht.

Letzten Endes habe ich mir den Film nicht im Kino angesehen, weil der imdB-Wert etwas mau war und Apple seine Produktionen sowieso immer zeitnah auf seine Plattform bringt – oder sogar den Kinostart in letzter Minuten abbläst wie bei Wolfs. Diese Politik muss man ja nicht auch noch belohnen.

Zudem macht Apple sich mit dem Film gewissermaßen selbst Konkurrenz, denn dort läuft seit Jahren mit For All Mankind eine Serie, in der die Russen den Wettlauf zum Mond gewinnen, was für eine alternative Geschichtsschreibung sorgt. Wer sie noch nicht kennt, sollte sie unbedingt anschauen, sie ist eine der besten Serien aller Zeiten. Doch zurück ins Jahr 1969.

To the Moon

Anfang der Sechzigerjahre hatte Präsident Kennedy unter dem Druck russischer Erfolge in der Raumfahrt angekündigt, bis zum Ende der Dekade einen Mann auf den Mond zu schicken. Doch bei der NASA läuft es 1969 nicht rund: Die Mittel sind knapp, und die Katastrophe der Apollo-1-Mission liegt wie ein düsterer Schatten über der Raumfahrtbehörde. Kein Wunder, dass sich auch die Öffentlichkeit kaum noch für Astronauten und Weltraumflüge interessiert. Als mit Nixon ein neuer Präsident ins Weiße Haus einzieht, engagiert sein Mann für besondere Fälle, der mysteriöse Moe (Woody Harrelson), die raffinierte New Yorker Marketingexpertin Kelly Jones (Scarlett Johansson) als PR-Managerin der NASA. Kelly will zuerst den Job nicht übernehmen, doch Moe weiß, dass sie unter falschem Namen lebt und in ihrer Jugend einige Straftaten verübt hat, die er verschwinden lassen kann. Kelly reist nach Florida, übernimmt das Marketing und sorgt dafür, dass das Programm bald in aller Munde ist. Doch der Launch-Direktor Cole Davis (Channing Tatum) stört sich massiv an ihren Methoden – obwohl er sich stark zu Kelly hingezogen fühlt.

Der Film beginnt mit einem altmodischen Vorspann, der visuell stark an die Arbeit des legendären Saul Bass erinnert und mit historischen Filmausschnitten und Nachrichten unterschnitten ist, in denen die Ereignisse bis zum Beginn der Handlung zusammengefasst werden, der Wettlauf mit den Russen um die Vorherrschaft im All ebenso wie Kennedys kühnes Versprechen. Anschließend lernen wir Kelly und ihr Talent kennen, den Menschen nahezu alles zu verkaufen, was diese wollen oder auch nicht wollen. Bis zu diesem Zeitpunkt funktioniert der Film perfekt und liefert ein Feuerwerk an Ideen und pointierten Onelinern ab, dass man die schönsten Hoffnungen für den Rest hegt.

Drehbuchautorin Rose Gilroy setzt auf die klassische romantische Komödie, nimmt ein paar Anleihen bei den Doris Day-Filmen jener Zeit und, wie gesagt, setzt auf pfiffige Dialoge. Auch das Kennenlernen von Kelly und Cole, nicht wirklich originell, aber immerhin charmant umgesetzt, bereitet einen wunderbar witzigen Schlagabtausch vor, an dem die beiden Darsteller sichtlich Freude haben.

Doch hier und da tauchen seltsame Szenen auf, die nicht so recht zum Rest der amüsanten Handlung passen. Das Timing, das Regisseur Greg Berlanti anfangs großartig meistert, funktioniert stellenweise nicht mehr, manche Darsteller übertreiben, und auch die Gags zünden nicht. Spätestens mit der Idee, die Mondlandung im Studio nachzudrehen und so ein großes Geheimnis innerhalb der NASA zu etablieren, das sich zwangsläufig auch auf die Beziehung zwischen Kelly und Cole auswirken muss, gerät die Handlung aus dem Gleichgewicht. Es ist, als hätte es zwei Drehbuchversionen gegeben, die eine spritzig, humorvoll und romantisch, die andere absurd überdreht, unbeholfen und verschroben, und dann hat ein Praktikant beide fallen lassen und falsch wieder zusammengefügt. Dabei kommt eine seltsame Mischung heraus aus Spion in Spitzenhöschen, einer Doris Day-Komödie über eine NASA-PR-Frau, die sich in einen Wissenschaftler verliebt, und Unternehmen Capricorn, einem Drama über die Inszenierung einer gefälschten Marslandung.

Nach einer größtenteils flotten, amüsanten und unterhaltsamen ersten Hälfte zieht sich der Film in der zweiten etwas zu sehr dahin. Dreißig Minuten hätte man kürzen und vor allem auf die gefälschte Mondlandung verzichten sollen, die erstens nicht so richtig in die Handlung passt und zweitens bei weitem nicht so witzig ist wie sie sein könnte. Daran kann auch das Auftauchen des lebenden Running Gags, einer schwarzen Katze, nichts ändern. Dennoch macht der Film eine Menge Spaß, vor allem dank seiner gut aufgelegten Hauptdarsteller.

Note: 3

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Über Pi Jay

Ein Mann des geschriebenen Wortes, der mit fünfzehn Jahren unbedingt eines werden wollte: Romanautor. Statt dessen arbeitete er einige Zeit bei einer Tageszeitung, bekam eine wöchentliche Serie - und suchte sich nach zwei Jahren einen neuen Job. Nach Umwegen in einem Kaltwalzwerk und dem Öffentlichen Dienst bewarb er sich erfolgreich an der Filmakademie Baden-Württemberg in Ludwigsburg. Er drehte selbst einige Kurzfilme und schrieb die Bücher für ein halbes Dutzend weitere. Inzwischen arbeitet er als Drehbuchautor, Lektor und Dozent für Drehbuch und Dramaturgie - und hat bislang fünf Romane veröffentlicht.