Mit Ein Herz und eine Krone wurde Audrey Hepburn zum Star, und angeblich war sie es, die Paramount auf das Theaterstück Sabrina Fair hinwies und verlangte, die Hauptrolle zu spielen. Nach anderen Quellen war es hingegen Regisseur Billy Wilder. Letzten Endes spielt es keine Rolle, wer auf die Idee kam, denn der Film zählt zu den ganz großen Klassikern Hollywoods. Was jedoch niemand daran gehindert hätte, 1995 ein Remake zu drehen, das nicht schlecht war, aber bei weitem nicht an das Original heranreichte.
Ich hatte den alten Film als Kind gesehen, konnte mich auch noch an vieles erinnern, wollte ihn aber dennoch unbedingt noch einmal anschauen. Jetzt, in der dunklen Jahreszeit, mit all den Krisen und Kriegen in der Welt, war es höchste Zeit für etwas Heimeliges, Anrührendes, und ein bisschen Romantik schadet bekanntlich auch nie.
Sabrina
Sabrina (Audrey Hepburn) wächst auf dem luxuriösen Landsitz der Industriellenfamilie Larrabee auf – als Tochter des Chauffeurs Thomas (John Williams). Schon als junges Mädchen war sie in David (William Holden), den jüngeren Sohn der Familie, verschossen, der jedoch ein erklärter Playboy ist. Aus Liebeskummer will sie sich sogar das Leben nehmen, wird aber von Davids älterem Bruder Linus (Humphrey Bogart) gerettet. Ihr Vater schickt sie zu einer Kochausbildung nach Paris, und als Sabrina zwei Jahre später zurückkehrt, ist sie wunderschön, weltgewandt – und verdreht David umgehend den Kopf. Doch Linus will ihn mit einer reichen Erbin verheiraten, mit deren Familie er ins Geschäft zu kommen hofft, weshalb er die Liaison hintertreibt.
Viele Blaupausen der modernen romantischen Komödie haben ihren Ursprung in älteren Filmen. Hier steht eine Frau zwischen zwei unterschiedlichen Männern, verliebt sich zuerst in den einen, dann in den anderen. So formelhaft wie heutzutage ist das Drehbuch von Billy Wilder und Ernest Lehman, das auf dem Theaterstück von Samuel A. Taylor basiert, jedoch nicht. Man spürt vor allem deutlich Wilders Handschrift bei den vielen, wohlüberlegten und durchchoreografierten Details und Running Gags. So wie bestimmte Motive und Handlungen immer wiederkehren, setzt er auch geschickt die Musik von Frederick Hollander und Richard Rogers ein, variiert handlungsbestimmende Lieder, mischt sie mit dem Score und lässt sie auch die Darsteller immer wieder vor sich hinträllern.
So entsteht in der Summe eine unglaublich dichte und gagreiche Geschichte, in der es immer wieder neue Details zu entdecken gibt. Manches, wie der Versuch, eine Olive aus einem Glas zu entfernen, wird so beiläufig, aber genial eingesetzt, dass es sowohl höchst unterhaltsam und lustig, aber auch bezeichnend für die Figurenbeschreibung ist. Kein Wunder, dass Billy Wilder zu den großen Genies des Kinos zählt.
Für heutige Zuschauer ist das Tempo vielleicht eine Spur zu langsam, und auch sonst fallen einige störende Dinge auf. Dazu zählt vor allem die weitgehende Passivität und Naivität der Heldin, die ein wenig zu verträumt und romantisch veranlagt ist und an ihrer fixen Idee einer Romanze mit David festhält, obwohl sie ihn eigentlich schon längst hätte durchschauen müssen. Von einer modernen Heldin hätte man sich besseres Urteilsvermögen und vor allem mehr Aktivität gewünscht.
Ein weiteres Problem sind die beiden männlichen Darsteller, die zwar großartig agieren, aber viel zu alt für ihre Rollen sind. Wenn man bedenkt, dass Sabrina achtzehn bzw. zwanzig sein soll und David sie als Kind einmal geküsst hat, sollte er nur wenige Jahre älter sein, um keinen unschönen Verdacht aufkommen zu lassen. Tatsächlich war Holden zu dem Zeitpunkt bereits Mitte dreißig und Bogart über fünfzig, und es ist nur ihrem Talent zu verdanken, dass die Story dennoch funktioniert.
Es gibt zudem ein Ungleichgewicht in der Geschichte. Die erste, längere Hälfte ist relativ flott, ungemein witzig und intelligent erzählt, doch mit der Romanze schleichen sich dann einige Längen ein, und der Humor verkümmert ein wenig. Dennoch ist es bemerkenswert, dass Wilder in einer Komödie ein Thema wie Selbstmord anschneidet – was er später in Das Apartment ein weiteres Mal getan hat.
Natürlich sieht man diese alten Filme immer aus unserer heutigen Perspektive, wodurch einem Dinge auffallen, die man früher übersehen hätte oder die nicht problematisch waren. Neben dem Frauenbild, das man in den Klassikern häufig kritisieren kann, ist es diesmal der Umweltgedanke. Wenn Linus von immer mehr Fabriken träumt, die zum Wohl der Menschen errichtet werden sollen, wenn er seinem Faible für einen neuartigen Kunststoff nachgibt und davon schwärmt, dass es eines Tages überall sein wird, sogar Teil unserer Nahrung, denkt man unwillkürlich an Umweltverschmutzung und Mikroplastik im Essen. Die alten Filme sind eben Kinder ihrer Zeit.
Sabrina ist von einigen kleineren Schwächen und Längen abgesehen, die nahezu perfekte Liebeskomödie. Audrey Hepburn ist einfach Zucker, es gibt eine Menge gelungener Gags und so viel Romantik, dass es einem an einem kalten Wintertag direkt warm ums Herz wird.
Note: 2