Venom: The Last Dance

Vergangenes Wochenende war ich zum ersten Mal seit Wochen wieder im Kino. Keine Ahnung, warum es so lange gedauert hat, schließlich gab es einige Filme, die ich sehen wollte und nun nachholen muss, aber manchmal werden unsere Pläne einfach durchkreuzt. Immerhin habe ich jetzt den finalen Teil des Venom-Franchises gesehen.

Venom: The Last Dance

Sein Ausflug in das Paralleluniversum war nur von kurzer Dauer, nun sitzt Eddie (Tom Hardy) mit Venom in einer schäbigen Bar in Mexiko und ertränkt seinen Kummer in Tequila. Die Polizei fahndet seit seinem Kampf gegen Carnage immer noch nach ihm, weil sie glaubt, er sei für all die Toten verantwortlich. In einem anderen Teil des Universums sinnt derweil der mächtige Knull (Andy Serkis), der die Symbionten erschaffen hat und nach einer Rebellion gegen ihn in einem Verlies sitzt, auf Rache. Er schickt Xenophagen los, gefährliche, insektenähnliche Monster, um nach dem sogenannten Codex zu suchen, den einer der Symbionten bei sich trägt und durch den er sein Gefängnis verlassen könnte. Dieser Codex entsteht, sobald ein Symbiont seinen Wirt wiederbelebt – so wie Venom es mit Eddie getan hat.

Superheldenfilme sind nur so gut wie ihre Schurken. Im ersten Teil gab es einen Tech-Milliardär mit Allmachtsfantasien, der Experimente an den Symbionten vorgenommen hat, nun taucht mit Dr. Payne (Juno Temple) eine neugierige Wissenschaftlerin auf, die ebenfalls mehr über die Kreaturen in Erfahrung bringen will, aber deutlich empathischer ist. Dafür agiert ihr militärischer Aufpasser, General Strickland (Chiwetel Ejiofor), ziemlich fanatisch und schreckt vor keinem Gewalteinsatz zurück, um Eddie und Venom zu fassen. Ein guter Schurke ist er deshalb leider nicht, ebenso wenig wie Carnage im zweiten Teil. Und dann gibt es noch Knull, der jedoch permanent in seinem galaktischen Gefängnis hockt und vor sich hinbrummt. Zwar gibt es mit seinen Xenophagen überaus mächtige, nahezu unbesiegbare Kreaturen, aber sie sind nur sein Werkzeug, und Knull selbst tritt praktisch nie in Erscheinung. Das ist ein Manko.

Auch ist die Story ziemlich verworren und unnötig kompliziert. Die Idee mit dem Codex klingt nicht nur fadenscheinig, sondern ist auch ziemlich unglaubwürdig, außerdem gibt es einige Verwicklungen, die mit dem zweiten Teil zusammenhängen und die man nicht ganz durchschaut. Zusammen mit einem eher gemächlichen Tempo und faden Gags sorgt all das für einen zähen, sogar langweiligen Anfang.

In Fahrt kommt die Geschichte erst mit einer Familie auf einem Roadtrip. Martin Moon (Rhys Ifans) ist ein UFO-Gläubiger, der die kurz bevorstehende Schließung der Area 51 zu einem letzten Trip nutzt, um sich von der Existenz von Aliens zu überzeugen. Sie gabeln unterwegs Eddie auf und bieten ihm Unterschlupf und eine Mitfahrgelegenheit an, und die Szenen mit der Familie sind emotional und überaus gut gelungen. Sie stechen geradezu heraus aus einem insgesamt leider nur durchschnittlichen und bisweilen schlecht geschriebenen Drehbuch (von Regisseurin Kelly Marcel und Tom Hardy) voller absonderlicher Einfälle (wie gesagt: der Codex) und gigantischer Zufälle (Mrs. Chen (Peggy Lu) in Las Vegas). Letzterer führt immerhin zur zweitschönsten Szene, und auch diese hat mit Musik zu tun. Und dem titelgebenden Last Dance.

Bis zum Beginn des Finales hat man sich mit dem Film und dem Franchise aber wieder versöhnt. Sogar die Wortgeplänkel zwischen Eddie und Venom werden etwas besser, und das Ende rührt einen sogar ein kleines bisschen an. Auch der Showdown ist völlig solide, wenn man bedenkt, dass sich der Schurke kein einziges Mal blicken lässt. Da hat wohl jemand die Einladung zum Tanz nicht bekommen. Nach einem relativ schwachen Anfang kriegt der Film also noch rechtzeitig die Kurve und sorgt für einen einigermaßen gelungenen letzten Teil. Nach dem zweiten Film hätte es schlimmer kommen können.

Am Ende behalten sich die Macher natürlich noch eine oder zwei Hintertürchen offen, um bei Bedarf weiterzumachen, ob nun mit oder ohne Tom Hardy. Aber zuvor ist Kraven the Hunter an der Reihe.

Note: 3

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Über Pi Jay

Ein Mann des geschriebenen Wortes, der mit fünfzehn Jahren unbedingt eines werden wollte: Romanautor. Statt dessen arbeitete er einige Zeit bei einer Tageszeitung, bekam eine wöchentliche Serie - und suchte sich nach zwei Jahren einen neuen Job. Nach Umwegen in einem Kaltwalzwerk und dem Öffentlichen Dienst bewarb er sich erfolgreich an der Filmakademie Baden-Württemberg in Ludwigsburg. Er drehte selbst einige Kurzfilme und schrieb die Bücher für ein halbes Dutzend weitere. Inzwischen arbeitet er als Drehbuchautor, Lektor und Dozent für Drehbuch und Dramaturgie - und hat bislang fünf Romane veröffentlicht.