Apple+ hat in letzter Zeit einige Filme in die Kinos gebracht, darunter Killers of the Flower Moon und Napoleon, und Anfang diesen Jahres angekündigt, noch viel mehr Produktionen auf diese Weise zu vermarkten. Das macht Sinn, fließt schließlich direkt Geld wieder zurück, das man konkret einem Projekt zuordnen kann, während der Zugewinn von Abonnenten nicht immer eindeutig einem Film oder einer Serie zuzuschreiben ist. Allerdings waren nicht alle Einsätze erfolgsgekrönt, so lief etwa To the Moon unter den Erwartungen, und vielleicht ist dies ein Grund, warum der bereits angekündigte und beworbene Wolfs dann trotz Starbesetzung wieder zurückgezogen wurde.
Nun denn, schauen wir ihn eben auf der Couch. Apple+ startet gerade so viele neue Serien, dass man einfach nicht mehr hinterherkommt. Und die Langfassung von Napoleon will ich auch noch sehen, falls ich irgendwann mal vier freie Stunden haben sollte. Oder eine schlaflose Nacht.
Wolfs
In einer Hotelsuite stürzt ein junger Mann (Austin Abrams) so unglücklich, dass die Staatsanwältin (Amy Ryan), die ihn für einen One-Night-Stand aufgegabelt hat, annimmt, er sei tot. In Panik ruft sie Jack (George Clooney) an, einen Cleaner, den ihr ein Freund empfohlen hatte und der sich der Sache annimmt. Doch als er gerade beginnen will, taucht Nick (Brad Pitt) auf, den das Hotel, das die Suite überwacht, für die gleiche Aufgabe herbestellt hat. Obwohl beide erklärte Einzelgänger sind, sollen sie nun zusammenarbeiten, was für eine Menge Reibung sorgt, nicht zuletzt, als sie feststellen, dass das Opfer gar nicht tot und im Besitz einer Lieferung gestohlener Drogen ist.
Ein ungleiches Paar, das eine gemeinsame Aufgabe erledigen soll und dabei auf eine Reihe von Schwierigkeiten stößt, die aus den Kontrahenten schließlich Freunde werden lässt – es gibt eine Reihe von Buddy-Komödien mit diesem Plotmuster. Regisseur und Drehbuchautor Jon Watts erfindet das Rad nicht neu, sondern setzt auf Altbekanntes. Das ist nicht verwerflich, solange die Geschichte mit einer Menge Humor gewürzt ist und temporeich erzählt wird.
Wolfs lebt vor allem von seinen beiden Hauptdarstellern, die sich seit vielen Jahren kennen und so perfekt aufeinander abgestimmt sind wie ein Uhrwerk. Hier sitzt jede Geste, jedes Stirnrunzeln und Augenrollen. Beide Figuren sind mysteriöse einsame Wölfe, die so viel gemeinsam haben, dass man sie für dieselbe Person halten könnte, wie das junge Opfer konstatiert, die aber permanent damit beschäftigt sind, sich gegenseitig ihre Dominanz zu beweisen. Klassische Alpha-Wölfe.
Obwohl es eine Menge Wendungen gibt in dieser letzten Endes absurden Geschichte, zieht das Tempo nur gelegentlich an, um dann wieder in einen gemütlichen Rhythmus zu verfallen. Man könnte meinen, es ist dem fortgeschrittenen Alter der Hauptdarsteller geschuldet, auf deren Konto auf ein paar Seniorenwitze gehen. Insgesamt hätte der Film jedenfalls ruhig etwas flotter sein dürfen und auch ein oder zwei Schüppen Humor mehr vertragen können. Dennoch kommt man als Zuschauer voll auf seine Kosten, wird mit unvergesslichen Momenten belohnt und grotesken Situationen.
Was leider so gar nicht gelungen ist, ist die komplizierte Geschichte rund um die gestohlenen Drogen, die so voller Irrwege, Spekulationen und beteiligter Parteien steckt, dass man spätestens in der zweiten Hälfte komplett den Überblick verliert. Auch das überraschende Finale, in dem alles noch einmal auf den Kopf gestellt wird, funktioniert daher nur, wenn man vorher extrem gut aufgepasst hat oder sich den Film ein zweites oder drittes Mal anschaut. Falls man sich die Mühe machen will. Letzten Endes ist aber nicht so wichtig, wer wen warum übers Ohr hauen will.
Alles in allem ist Wolfs ein vergnüglicher Spaß mit zwei gut aufgelegten Hauptdarstellern und ein paar gelungenen Szenen. Kein Meisterwerk, aber besser als viele andere aus dem Genre.
Note: 3