Gerade wurde der vierte und letzte Teil der Conjuring-Reihe angekündigt, der im September nächsten Jahres starten und den Untertitel Last Rites tragen soll. Die diversen Spin-offs, die es dazu gab und die sich mit den Spukgestalten beschäftigten, denen die Dämonenjäger begegnet waren, führen mehr oder weniger ein Eigenleben, manchmal erfolgreich, manchmal eher nicht. Mit The Crooked Man wurde bereits eines im Entstehungsprozess gecancelt, und da eine HBO-Serie geplant ist, wird es wohl erst einmal keine weitere Expansion des Film-Universums geben.
Vergangenes Jahr lief The Nun II in unseren Kinos, und wären die Kritiken nicht so verhalten gewesen, hätte ich ihn mir vermutlich angesehen. Dies habe ich nun auf Wow nachgeholt, an einem schaurig-kalten Oktoberabend.
The Nun II
Vier Jahre, nachdem Irene (Taissa Farmiga) mit ihren beiden Mitstreitern den Dämon Valek besiegt hat, lebt die ehemalige Novizin nun als Nonne in einem italienischen Kloster, wo sie sich mit der amerikanischen Schwester Debra (Storm Reid) anfreundet. Eines Tages erhält sie Besuch von einem Kardinal, der ihr von einer unheimlichen Serie an Morden und Selbstmorden berichtet, die sich von Rumänien nach Frankreich zieht und den Schluss nahelegt, dass der Dämon Valek von einem Menschen Besitz ergriffen hat. Während Irene und Debra den letzten Mord untersuchen, lebt Maurice (Jonas Bloquet) nur wenige Kilometer entfernt als Hausmeister an einer Mädchenschule, die in einem ehemaligen Kloster untergebracht ist. Dort bemerkt er, dass einige seltsame Dinge vor sich gehen, die ihn an die Ereignisse in Rumänien erinnern.
Vom ersten Teil ist bei mir nicht allzu viel hängengeblieben, was in diesem Fall sogar von Vorteil ist, denn es erspart einem eine Enttäuschung. Tatsächlich arbeiten die Drehbuchautoren Akela Cooper, Ian Goldberg und Richard Naing mit nahezu denselben Versatzstücken wie im ersten Teil. Natürlich ist der Gegenspieler derselbe, und Dämonen ändern scheinbar ihre Vorgehensweise nicht, also bleibt der Modus Operandi ebenfalls gleich. Valek mordet sich durch Europa und hat es scheinbar auf die verstreuten Mitglieder einer Familie abgesehen, die von einer Heiligen abstammen, auf deren Reliquie es der Höllenfürst abgesehen hat. Als Story ist das ganz gut durchdacht, greift gruselige Elemente der Heiligenvita auf und nutzt clever die Merkmale der Transsubstantiationslehre, um den Nonnen eine mächtige Waffe an die Hand zu geben. Auch wenn sie es dabei mit der Tradition nicht so genau nehmen.
Wer sich dagegen noch gut an The Nun erinnert, weiß viel früher als die Helden, wer von Valek besessen ist und wird sich wundern, dass das Ende der Fortsetzung in einem klaren Widerspruch zur Post-Credit-Szene des ersten Teil steht. Wer sagte noch, dass Unwissenheit ein Segen sei? Tatsächlich macht der Film mehr Spaß, je weniger man über den Vorgänger oder das Conjuring-Universum weiß, dann fallen auch die Längen in der ersten Hälfte nicht so ins Gewicht, und die Nonne ist umso gruseliger.
Die Regie von Michael Chaves ist solide und setzt auf die unheimliche Atmosphäre des Settings, streut ein wenig nostalgischen Charme ein, hat aber in der Schauspielführung einige Defizite. Taissa Farmiga agiert wieder ein wenig schlafmützig, mit Storm Reid ist es den Autoren gelungen, wenigstens eine Person of Color reinzuschmuggeln, auch wenn man sich fragt, was all die Amerikaner und Kanadier im Europa der Fünfzigerjahre machen, und Jonas Bloquet bekommt diesmal eine größere Rolle. Es gibt zwei, drei wirklich gelungene Szenen, aber zu wenige Jump-Scares oder Horrormomente.
Für hartgesottene Fans des Genres dürfte der Streifen zu harmlos sein, aber alle, die sich gerne auf sanftere Art gruseln oder Spaß an Filmen wie Der Da Vinci Code – Sakrileg haben, sollten auf ihre Kosten kommen. Ich fand den Film sogar eine Spur besser als den Vorgänger.
Note: 3