Der Trip – Ein mörderisches Wochenende

Den Namen Tommy Wirkola verbinde ich vor allem mit seinem Kult-Horrorfilm Dead Snow von 2009, in dem eingefrorene Nazi-Zombies Jagd auf Zivilisten machen. Dass der Mann davon sogar eine Fortsetzung namens Dead Snow – Red vs. Dead gemacht hat (wenn ich raten sollte, würde ich sagen, dass nun noch tote Kommunisten mitmischen), ist hingegen an mir vorbeigegangen. Dafür habe ich fast alle anderen Filme gesehen, die er seither gedreht hat, von Hänsel und Gretel: Hexenjäger über What Happend to Monday? hin zu Violent Night. Nur ein obskurer kleiner Horrorfilm sowie The Trip haben mir gefehlt, aber letzteren habe ich neulich auf Wow nachgeholt.

The Trip – Ein mörderisches Wochenende

Lars (Aksel Hennie) ist ein Fernsehregisseur, dessen Träume von einer großen Filmkarriere geplatzt sind. Ihn plagen zudem hohe Spielschulden, und seine Ehe mit der ebenfalls erfolglosen Schauspielerin Lisa (Noomi Rapace) liegt im Argen. Weshalb er seine Frau umbringen möchte. Zu diesem Zweck fährt er mit ihr in die abgelegene Hütte seines Vaters, wo er jedoch feststellen muss, dass auch Lisa ihm nach dem Leben trachtet.

Wir mögen vielleicht mit moralischer Empörung auf die alten Römer herabblicken, die sich an blutigen Gladiatorenkämpfen in der Arena erfreuten, aber sind wir wirklich so anders? Dass die Gewalt nun fiktiv ist, keine realen Opfer fordert und nur auf einer Leinwand stattfindet, mag man als zivilisatorische Errungenschaft feiern, aber die niederen Instinkte und die Lust am Gemetzel sind die gleichen.

Filme von Tommy Wirkola bedienen diese Freude am Gewaltexzess, und man braucht in manchen Szenen schon starke Nerven, um mit all dem Blut und Gedärm zurechtzukommen. Doch in erster Linie ist The Trip tatsächlich eine Komödie, und auch wenn einem das Lachen dabei manchmal im Halse stecken bleibt, kann man diesen schwarzen Humor durchaus genießen.

Schon die Prämisse, dass beide Ehepartner einen Mord am jeweils anderen planen, ist ein guter Ausgangspunkt. Die Motive sind nachvollziehbar, hat Lars die beiden mit seiner Spielsucht doch nahezu ruiniert, während Lisa ihn mit einem anderen betrogen hat, doch warum sie statt die Scheidung einzureichen oder es mit einer Therapie zu versuchen, gleich zu drastischen Mitteln greifen, wird nicht ausreichend genug erklärt. Man ist jedoch bereit, es einfach hinzunehmen.

Viel Zeit, um darüber nachzudenken, hat man ohnehin nicht, da die Story ständig eine andere, meist noch irrwitzigere Wendung nimmt und schon bald der erste Tote auf dem Boden liegt. Dass später drei geflohene Häftlinge auftauchen, gegen die das Ehepaar kämpfen muss, sei an dieser Stelle noch verraten, denn auch der Trailer stellt sie bereits vor, aber viel mehr sollte man besser nicht wissen.

Hier und da gibt es eine kleine Länge, werden bestimmte Ideen etwas zu ausführlich oder umständlich umgesetzt, aber alles in allem ist es ein kurzweiliges, wenn auch sehr blutiges Vergnügen. Die Darsteller sind nicht überragend, machen ihre Sache jedoch gut, und am Ende hat man sogar etwas gelernt: Gemeinsam zu meucheln ist besser als jede Paartherapie.

Note: 3+

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Über Pi Jay

Ein Mann des geschriebenen Wortes, der mit fünfzehn Jahren unbedingt eines werden wollte: Romanautor. Statt dessen arbeitete er einige Zeit bei einer Tageszeitung, bekam eine wöchentliche Serie - und suchte sich nach zwei Jahren einen neuen Job. Nach Umwegen in einem Kaltwalzwerk und dem Öffentlichen Dienst bewarb er sich erfolgreich an der Filmakademie Baden-Württemberg in Ludwigsburg. Er drehte selbst einige Kurzfilme und schrieb die Bücher für ein halbes Dutzend weitere. Inzwischen arbeitet er als Drehbuchautor, Lektor und Dozent für Drehbuch und Dramaturgie - und hat bislang fünf Romane veröffentlicht.