Transformers One

Normalerweise versuche ich immer, ein Thema für die Beiträge einer Woche zu finden, aber diesmal ist es mir nicht gelungen. Die heutige Kritik wäre vergangene Woche vermutlich besser platziert gewesen, als der Film gestartet ist, passte aber nicht zu den anderen Artikeln. Vor zwei Wochen hätte er sehr gut gepasst, aber da war es einerseits zu früh, andererseits war kein Platz. Ist eben manchmal so. Also gibt es diese Woche quasi eine gemischte Tüte.

Als ich ein Kind war, gab es noch keine Transformer, nur Matchbox-Autos, die einfach nur Autos waren. Hat uns auch nicht geschadet. Entsprechend ist der ganze Hype komplett an mir vorbeigegangen. Den ersten und dritten Teil des Franchises habe ich tatsächlich gesehen, den ersten, weil ich neugierig war, den dritten, weil es hieß, dass dies endlich ein guter Film sei. Leider war er so schwach wie der erste. Man muss wohl damit aufgewachsen sein, um es zu mögen.

Doch nun kam ein Prequel als Animationsfilm in die Kinos, das wirklich und wahrhaftig gelungen sein soll. Ja, das haben sie uns beim dritten Teil auch schon weismachen wollen, diesmal sollte es aber stimmen. Wirklich. So mit Indianerehrenwort. Als die Produktion auf den Filmtagen in Köln lief, dachte ich mir, dass dies die beste Gelegenheit ist, sie zu sehen. Denn wenn sie mir nicht gefallen sollte, hätte ich immer noch Zeit, in einen anderen Film zu gehen.

Transformers One

Die Lage auf dem Planeten Cybertron ist ernst: Nach einem langen, verheerenden Krieg, in dem alle Primes bis auf Sentinel Prime vernichtet wurden, ist die zentrale Energiequelle versiegt und die Matrix der Führung verschollen. Orion Pax und D-16 sind gute Freunde, die gemeinsam durch dick und dünn gehen und davon träumen, die Matrix zu finden und berühmt zu werden. Als sie einen Hinweis auf ihren Verbleib erhalten, müssen sie an die Oberfläche des Planeten, doch das ist allen streng untersagt.

Wenn man die früheren Filme nicht kennt, fühlt man sich in diesem Universum zunächst ein klein wenig verloren. Gegen wen die Transformer gekämpft haben, bleibt ebenso ein Rätsel wie diese geheimnisvolle Matrix, von der man nur weiß, dass sie irgendwie den versiegten Energiefluss wieder in Schwung bringen kann. Bis dahin sind die meisten Transformer, denen ihr Kern entfernt wurde, so dass sie nicht mehr in der Lage sind, sich zu verwandeln, dazu verdammt, den Planeten mit mühsam abgebauten Mineralien am Laufen zu halten. Nur Sentinel Prime und seine Truppe sind noch richtige Transformer und unterdrücken mehr oder weniger offensichtlich den Rest, der sie dafür noch als Idole feiert.

Als Zuschauer ist man schnell auf der Seite der beiden Outlaws, die mit allen Mitteln versuchen, Helden zu werden. Der erste Höhepunkt des Films ist entsprechend ein Rennen, in dem sie gegen sämtliche verbliebenen Transformer antreten und das spannend und temporeich gemacht ist. Die Animation ist solide, die Action gut, manche Sprüche sind vielleicht zum Fremdschämen, aber für einen Kinderfilm durchaus okay.

Mit der Suche nach der verlorenen Matrix kommt die Story dann richtig in Schwung. Es gibt neue Sidekicks wie den etwas nervigen B-127 und die prinzipientreue Elita-1, die ein bisschen an Hermione aus den Harry-Potter-Büchern erinnert. Man lernt viel über die Schöpfungsgeschichte und Mythologie des Planeten, der ursprünglich der erste Transformer war, und welches Schicksal die Prime ereilte.

Auch das letzte Drittel, in dem finstere Machenschaften der Elite enthüllt und die Freunde zu Feinden (und zu Optimus Prime bzw. Megatron) werden, ist spannend, wenn auch nicht so flott wie der Anfang des Films. Manche Entwicklung vollzieht sich vielleicht etwas zu abrupt, um glaubwürdig zu sein, aber auch das ist verzeihbar. Kids dürften allemal auf ihre Kosten kommen, und die erwachsenen Begleiter können darüber nachdenken, ob die Geschichte eine Allegorie auf die politische Situation in den Vereinigten Staaten ist. Hinweise gibt es genug, von den Rennspektakeln, die die Masse ruhig stellen sollen, über die korrupte Elite, die ihre Unterdrückung mit Freundlichkeit tarnt, bis hin zum finalen Kampf zwischen Optimus Prime, der wie ein blau-weiß-roter All-American-Quaterback aussieht, während Megatron als Panzer-Transformer den militärisch-industriellen Komplex zu vertreten scheint.

Alles in allem ein solider, unterhaltsamer Animationsfilm für die Fans des Franchises.

Note: 3

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Über Pi Jay

Ein Mann des geschriebenen Wortes, der mit fünfzehn Jahren unbedingt eines werden wollte: Romanautor. Statt dessen arbeitete er einige Zeit bei einer Tageszeitung, bekam eine wöchentliche Serie - und suchte sich nach zwei Jahren einen neuen Job. Nach Umwegen in einem Kaltwalzwerk und dem Öffentlichen Dienst bewarb er sich erfolgreich an der Filmakademie Baden-Württemberg in Ludwigsburg. Er drehte selbst einige Kurzfilme und schrieb die Bücher für ein halbes Dutzend weitere. Inzwischen arbeitet er als Drehbuchautor, Lektor und Dozent für Drehbuch und Dramaturgie - und hat bislang fünf Romane veröffentlicht.