Trap: No Way Out

Nepo-Babies sind seit einiger Zeit ein Gesprächsthema in Hollywood, also der Nachwuchs prominenter Eltern, dem allein aus diesem Grund alle Karrieretüren offenstehen. Mit einem berühmten Nachnamen und vor allem mit den familiären Kontakten zur Branche, in die man quasi hineingewachsen ist, haben viele von ihnen einen Start, von dem jeder Bartender, jede Kellnerin mit künstlerischen Ambitionen nur träumen kann. Aber selbst sie müssen am Ende ihr Talent unter Beweis stellen, und auch wenn viele von ihnen nicht schlecht sind, erreichen nur wenige das Niveau oder den Starstatus ihrer Verwandten.

M. Night Shyamalan hat zwei Töchter, die inzwischen erwachsen sind und ebenfalls ins Showbusiness streben. Ishana Shyamalan hat mit They See You kürzlich ihr Kinodebüt abgeliefert, der Familientradition folgend mit einem Fantasy-Horrorfilm, und nun versucht ihre Schwester Saleka, die schon für andere Projekte ihres Vaters Musik beigesteuert hat, sich in seinem jüngsten Werk nicht nur als Sängerin, sondern auch als Schauspielerin.

Aber das nur am Rande. In erster Linie geht es um den neuen Film von M. Night Shyamalan, der sich diesmal vom Übernatürlichen abwendet und an einem Thriller à la Hitchcock versucht.

Trap: No Way Out

Cooper (Josh Hartnett) belohnt seine zwölfjährige Tochter Riley (Ariel Donoghue) mit einem Konzertbesuch bei ihrer Lieblingssängerin Lady Raven (Saleka Shyamalan). Die große Polizeipräsenz auf dem Konzert weckt jedoch Coopers Misstrauen, der dank seines sympathischen Wesens bald herausfindet, dass das FBI die Veranstaltung dazu benutzt, den Butcher, einen gefürchteten Serienkiller in die Falle zu locken. Immer wieder beobachtet Cooper, wie Männer seines Alters aus dem Publikum herausgeholt werden, und er weiß, dass seine Identität als Butcher jederzeit auffliegen könnte.

„Je gelungener der Schurke, umso gelungener ist der Film“, soll Alfred Hitchcock einmal gesagt haben, und tatsächlich hat er einige Filme gedreht, in denen die Bösewichter die Hauptfiguren waren, etwa Psycho oder Cocktail für eine Leiche. Doch so sympathisch wie Cooper sind deren Antihelden nicht, und Josh Hartnett liefert eine insgesamt überzeugende Performance ab, übertreibt aber gelegentlich auch. Richtig gruselig ist sein Butcher nie, auch nicht am Ende, wenn er in die Enge getrieben wird.

Ein Problem des Stoffes ist, dass bereits sein Trailer viel zu viel verrät. So weiß auch der Zuschauer schon von einem sehr frühen Zeitpunkt an, dass Cooper der gesuchte Serienmörder ist, was jedoch die Spannung nicht mindert. Man fiebert stattdessen mit ihm mit und freut sich insgeheim, wenn er seine Verfolger, die von einer Profilerin (Haylee Mills) angeführt werden, austricksen kann. Shyamalan bedient sich dabei nicht einmal bestimmter Kniffe, wie etwa die Verfolger unsympathisch darzustellen, um Cooper gut aussehen zu lassen. Der Mann ist einfach Zucker, und dass er für seine Tochter manchmal peinlich ist, lässt ihn sogar noch netter wirken.

Über weite Strecken funktioniert dieses Katz-und-Maus-Spiel nahezu perfekt. Cooper ist gerissen, lässt sich nie aus der Ruhe bringen und ist dadurch seinen Verfolgern immer ein, zwei Schritte voraus. Wäre es dabei geblieben, hätte der Film ein solider Thriller werden können. Doch Shyamalan geriet in Versuchung, alles noch spektakulärer zu machen, noch eine weitere Wendung anzuhängen und dann, wenn man denkt, alles ist endlich vorbei, sich noch mehr Überraschungen auszudenken. Es ist wie bei einem Bühnenzauberer, der ein Kaninchen aus dem Hut hervorzieht, das dann einen Stepptanz hinlegt und sich in einen Frosch verwandelt.

Die Folge sind mehrere Szenen, die einfach nur ärgerlich sind, weil sie entweder unglaubwürdig in der Darstellung oder schlecht im Schauspiel sind. Dazu zählt vor allem das lächerlich dilettantische Vorgehen der Polizei, aber auch das Verhalten von Lady Raven. Hier rächt sich letzten Endes der Nepotismus, denn Saleka Shyamalan kann zwar ganz gut singen, und die von ihr beigesteuerten Songs sind durchweg solider Mainstream-Pop, aber nicht schauspielern. All das macht das letzte Drittel des Films etwas mühsam.

Alles in allem ist Trap: No Way Out ein solider Psycho-Thriller, dessen Drehbuch am Ende nur leider cleverer sein will als es ist und dessen Umsetzung nicht ohne Mängel ist.

Note: 3

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Über Pi Jay

Ein Mann des geschriebenen Wortes, der mit fünfzehn Jahren unbedingt eines werden wollte: Romanautor. Statt dessen arbeitete er einige Zeit bei einer Tageszeitung, bekam eine wöchentliche Serie - und suchte sich nach zwei Jahren einen neuen Job. Nach Umwegen in einem Kaltwalzwerk und dem Öffentlichen Dienst bewarb er sich erfolgreich an der Filmakademie Baden-Württemberg in Ludwigsburg. Er drehte selbst einige Kurzfilme und schrieb die Bücher für ein halbes Dutzend weitere. Inzwischen arbeitet er als Drehbuchautor, Lektor und Dozent für Drehbuch und Dramaturgie - und hat bislang fünf Romane veröffentlicht.