Was ist nur mit dem ZDF los? Da lief doch gestern tatsächlich ein Spielfilm zur besten Sendezeit! Zwar keine brandneue Ware, aber immerhin ist Casino Royale das sehr erfolgreich Relaunch der Bond-Reihe und damit immer noch attraktiv. War das Absicht oder eher ein Versehen? Man weiß es nicht, selten ist es auf jeden Fall.
Angeschaut habe ich ihn mir dennoch nicht, schließlich habe ich ihn zwei Mal gesehen und noch eine ganze Menge anderer Filme auf meiner Liste, die ich abarbeiten muss. Wie zum Beispiel:
Silver Linings
Pat (Bradley Cooper) wird nach acht Monaten aus der Psychiatrie entlassen, nachdem er den Geliebten seiner Frau beinahe tot geprügelt hatte. Obwohl seine Frau inzwischen eine einstweilige Verfügung gegen ihn erwirkt hat, glaubt er immer noch daran, seine Ehe retten zu können. Eines Tages trifft er jedoch Tiffany (Jennifer Lawrence), die seit dem Tod ihres Mannes ebenfalls psychische Probleme hat und wie Pat bei wieder in ihrem Elternhaus wohnt. Die beiden freunden sich an…
Der Film war für acht Oscars nominiert und zählte damit zu den Favoriten um die goldene Trophäe, am Ende ging er jedoch weitgehend leer aus. Lediglich Jennifer Lawrence erhielt den Preis, allerdings eher für ihre konstant herausragende Leistung, die sie hier erneut unter Beweis stellte. Es war ein sehr schwaches Jahr mit meist schwachen Filmen – und Silver Linings ist leider keine Ausnahme davon.
Die Geschichte ist nur mäßig interessant, was vor allem an den Figuren liegt. Pat ist leider kein sympathischer oder auch nur bemerkenswerter Charakter, obwohl Bradley Cooper sich Mühe gibt, der Figur ihre Würde zu lassen und sie nicht einfach vorzuführen wie einen durchgeknallten Affen im Zirkus. Sein Ziel ist von Anfang an zum Scheitern verurteilt, und sein permanentes Bemühen um das Aussichtslose hat etwas Ermüdendes an sich, das zusammen mit dem unentwegten und meist sinnfreien Gequassel sämtlicher Beteiligten dazu führt, dass man seine Ohren genervt auf Durchzug stellt. Neben einer unerträglichen Haupt- verfügt der Film auch noch um mindestens genauso nervige und neurotische Nebenfiguren. Echte Menschen kommen nicht vor, vielleicht noch mit einer Ausnahme: Jacki Weaver spielt Pats Mutter mit so viel zurückhaltender und stiller Warmherzigkeit, dass sie ein Leuchtturm der emotionalen Intelligenz und geistigen Gesundheit darstellt und zu Recht dafür mit einer Oscarnominierung belohnt wurde.
David O. Russell zeichnet ein rabenschwarzes Bild des modernen Amerikas, das von endlos frustrierten, konsumsüchtigen, dauerquasselnden, hysterischen Menschen bevölkert wird, die sich unentwegt als Opfer der Verhältnisse stilisieren. Da ist vielleicht ein Körnchen Wahrheit dran, was aber dennoch nichts daran ändert, dass diese Überzeichnung schnell unglaublich nervt. Die Botschaft wird nun mal nicht deutlicher, wenn man sie ein Dutzend Mal wiederholt, anstatt sie zu differenzieren.
Gegen Ende hin versucht sich Silver Linings noch als Liebesgeschichte, und hier funktioniert er sogar stellenweise gut. Auch wenn man nicht wirklich daran glaubt, dass Pat und Tiffany sich ineinander verlieben oder dass diese Beziehung eine Chance hat, das erste Jahr zu überstehen. Zwei Strohhalme können einander nun einmal keinen Halt geben. Weshalb Russell vielleicht absichtlich Zuflucht sucht in das märchenhafte, dicht am Klischee inszenierte Die Liebe besiegt alles-Ende, das er nicht einmal ironisch bricht. Überraschenderweise wirkt der Film gerade in dieser Verlogenheit am wahrhaftigsten.
Note: 4-