Beetlejuice Beetlejuice

Welche Kultfilme und Kassenschlager der Achtziger werden wohl als nächstes eine späte Fortsetzung erhalten? Kommt Die blaue Lagune als Rentner-Love-Story in unsere Kinos zurück? Treiben die Gremlins bald wieder Unsinn, und wann ruft eigentlich E.T. zurück? Wir werden es sehen. Oder hoffentlich nicht.

Einerseits kann ich gut verstehen, dass die Studios diese Filme in Auftrag geben, könnte schließlich der nächste Nostalgiehit dabei sein, und im schlimmsten Fall landet die Produktion eben auf dem hauseigenen Streamingdienst. Andererseits sollten sie sich einmal fragen, welcher Stoff denn in dreißig Jahren ein Remake, Reboot oder ein spätes Sequel erhalten soll, wenn es kaum noch Originalfilme gibt und die wenigen bereits etliche Fortsetzungen haben. Drohen uns dann japanische Verhältnisse?

Immerhin haben nun alle Menschen, die sich schon immer gefragt haben, was wohl aus der Gothic-Göre in Beetlejuice geworden ist, eine Antwort erhalten. In den USA ist der Film erneut ein Hit, bei uns läuft er wieder einmal unter den Erwartungen, könnte aber immerhin das Ergebnis des ersten Films toppen.

Beetlejuice Beetlejuice

Lydia (Winona Ryder) hat ihre Fähigkeit, tote Menschen zu sehen, monetarisiert und ist zu einem landesweit bekannten Medium mit eigener Fernsehshow aufgestiegen, fühlt sich aber immer noch gelegentlich von Betelgeuse (Michael Keaton) heimgesucht wie von einem übernatürlichen Stalker. Auch ihre Stiefmutter Delia (Catherine O’Hara) hat es zu etwas gebracht und ist eine arrivierte und schwerreiche Künstlerin. Als ihr Mann ums Leben kommt, trifft sich die Familie, zu der auch Lydias entfremdete Tochter Astrid (Jenny Ortega) und ihr Lebensgefährte Rory (Justin Theroux) zählen, in Winter River wieder. Rory will Lydia im Familiensitz an Halloween heiraten, gleichzeitig lernt Astrid einen netten Jungen (Arthur Conti) kennen, und Betelgeuse wittert eine neue Chance, mittels Heirat in die Welt der Lebenden zurückzukehren, hat aber gleichzeitig Stress mit seiner rachsüchtigen Ex-Frau Delores (Monica Bellucci).

Bereits 2011 sollte es eine Fortsetzung des US-Hits geben, und Seth Grahame-Smith, der schon Jane-Austen-Romane in Splatterfilme verwandelt und aus Abraham Lincoln einen Vampirjäger gemacht hat, wurde mit dem Verfassen eines Drehbuchs beauftragt. Dieses haben nun Alfred Gough und Miles Millar überarbeitet und Tim Burton hat es verfilmt. Das Ergebnis ist ein buntes Sammelsurium von Ideen und Versatzstücken, die ähnlich zusammengetackert wirken wie Delores‘ Gesicht.

War die Story des Originalfilms insgesamt eher dürftig und lebte vor allem vom Einfallsreichtum des Regisseurs, dachten sich die Produzenten diesmal wohl: Mehr hilft mehr. Lydia, Betelgeuse, Astrid und Delia erleben ihre eigenen Geschichten, die zum Teil ineinander verzahnt sind, zum Teil aber auch nichts mit den anderen zu tun haben. Insbesondere Delores‘ Rache wirkt wie ein Element aus einem anderen Film und hätte problemlos gestrichen werden können. Immerhin macht Monica Bellucci noch das beste aus ihrem Auftritt. Weitere Cameos und Gastrollen sorgen ebenfalls für Momente, die einem positiv in Erinnerung bleiben, etwa Danny DeVito, der als untoter Hausmeister Delores zum Opfer fällt, und Willem Dafoe geistert als schauspielernder Detektiv durchs Jenseits, der mit seiner Ghoul-Squad Jagd auf die rachsüchtige Frau macht. Alles nette Ideen, die dafür sorgen, dass der Film abwechslungsreich und unterhaltsam ist.

Dass immerhin einige der alten Darsteller wieder mit von der Partie sind, dürfte das Herz der Nostalgiker erfreuen. Auf Alec Baldwin und Geena Davis musste jedoch verzichtet werden, die digitale Verjüngung wäre wohl zu teuer geworden, und auch Jeffrey Jones, dessen Karriere seit dem Kinderporno-Skandal vor rund zwanzig Jahren den Bach runterging, wurde rausgeschrieben – und ist dennoch dabei. Als kopfloser Geist lernt er die Tücken der jenseitigen Bürokratie kennen.

Tim Burton belebt erneut die lustigen Schrumpfköpfe, die nun für Betelgeuse arbeiten, die Sandwürmer, die diesmal dank besserer Effekte weniger wie Sockenpuppen aussehen, und er verzichtet auch nicht auf eine bizarre Musicalnummer. Sogar der Banana Boat Song ist wieder zu hören. Falls ihn jemand vermisst haben sollte.

Der Film ist nicht so überdreht wie sein Vorgänger, was eindeutig eine Verbesserung darstellt, er hat eine temporeichere und interessantere Handlung, auch wenn diese zu vorhersehbar und zerfasert ist, und macht insgesamt wesentlich mehr Spaß. Die Nostalgiker dürften dabei wohl auf ihre Kosten kommen, und jüngere Kinogänger sollten überrascht sein, weil er so erfrischend anders ist.

Note: 3

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Über Pi Jay

Ein Mann des geschriebenen Wortes, der mit fünfzehn Jahren unbedingt eines werden wollte: Romanautor. Statt dessen arbeitete er einige Zeit bei einer Tageszeitung, bekam eine wöchentliche Serie - und suchte sich nach zwei Jahren einen neuen Job. Nach Umwegen in einem Kaltwalzwerk und dem Öffentlichen Dienst bewarb er sich erfolgreich an der Filmakademie Baden-Württemberg in Ludwigsburg. Er drehte selbst einige Kurzfilme und schrieb die Bücher für ein halbes Dutzend weitere. Inzwischen arbeitet er als Drehbuchautor, Lektor und Dozent für Drehbuch und Dramaturgie - und hat bislang fünf Romane veröffentlicht.