Beetlejuice

Späte Fortsetzungen von modernen Klassikern oder Kultfilmen sind ja bereits seit Jahren en vogue und mal mehr, mal weniger erfolgreich. Manche wie Top Gun: Maverick werden zu Kassenschlagern im Kino, andere wie Beverly Hills Cop: Axel F landen bei einem Streamingdienst. Mit Beetlejuice Beetlejuice kommt nun eine weitere Fortsetzung nach über dreißig Jahren in die Kinos, wobei es zuvor bereits eine Zeichentrickserie mit vier Staffeln sowie ein Musical gegeben hat, die auf dem Original basieren oder sich zumindest daran orientieren.

Ich habe den Film nicht Ende der Achtziger gesehen, als er nach Deutschland kam (so erfolgreich war er mit 329.000 Besuchern damals auch gar nicht), sondern erst einige Jahre später, nachdem Tim Burton bekannter geworden war. Und er hat mir nicht gefallen. So überhaupt gar nicht. Zeit also, dem Stoff eine zweite Chance zu geben.

Beetlejuice

Adam (Alec Baldwin) und seine Frau Barbara (Geena Davis) führen ein zurückgezogenes Leben in einem riesigen Haus außerhalb einer idyllischen Kleinstadt in Neu-England, bis sie eines Tages bei einem Autounfall ums Leben kommen. Weil die Bürokratie im Jenseits eine Katastrophe ist, müssen sie die nächsten 125 Jahre in ihrem Haus verbleiben, bevor sie weiterziehen können. Sobald sie es verlassen, landen sie in einer von riesigen Würmern dominierten Zwischenwelt. Als eines Tages eine neue Familie in das Haus einzieht und Delia (Catherine O’Hara) es in eine postmoderne Scheußlichkeit verwandelt, wollen die genervten Geister die Lebenden vertreiben. In Delias Stieftochter Lydia (Winona Ryder), die als einzige die Verstorbenen sehen kann, finden sie sogar eine Verbündete. Doch alle Bemühungen schlagen fehl, und so engagieren Adam und Barbara in ihrer Not schließlich den überdrehten Poltergeist Betelgeuse (Michael Keaton).

Kaum zu glauben, dass der Film in seiner ursprünglichen Version von Michael McDowell und Larry Wilson ein knallharter Horrorfilm werden sollte, mit Betelgeuse als mephistophelischem Dämon. Die neue Version von Warren Skaaren verwandelte das Skript schließlich in die überdrehte schwarze Komödie, der Tim Burton als Regisseur seinen unverwechselbaren Stempel aufdrückte.

Nicht nur aus heutiger Sicht sieht der Film altmodisch aus, schon damals wirkte er etwas antiquiert, aber das war durchaus gewollt, denn Burton orientierte sich stilistisch an den alten B-Movies aus den Fünfzigern und Sechzigern. Vor allem die Stop-Motion-Szenen und Puppen wirken geradezu rührend altbacken und sind vermutlich eine Hommage an die Kunst von Ray Harryhausen.

Die Geschichte, die entfernt an die alten Topper-Filme erinnert, ist reichlich simpel und nimmt Horrorfilme, die sich mit Exorzismus und Besessenheit beschäftigen, auf die Schippe, indem es diesmal die Toten sind, die die Lebenden vertreiben wollen. Adam und Barbara ziehen dabei alle Register, schlagen sich die Köpfe ab und reißen sich die Haut vom Leib, vergessen dabei aber, dass die Lebenden sie nicht sehen können, weshalb sie schließlich auf Bettlaken umsteigen und damit noch alberner aussehen. Diese Mischung aus kindischer Überdrehtheit und blutiger Groteske ist vermutlich ein Riesenspaß, wenn man zehn oder zwölf ist und sich auf Halloween freut, Erwachsene müssen wohl zuerst ihr nervigstes innere Kind channeln.

Michael Keaton als Betelgeuse (oder Beetlejuice) taucht erst relativ spät auf, schafft es aber in seinen knapp zwanzig Minuten Screentime spielend, den bisherigen Grad an Verrücktheit zu übertreffen und den Film maßgeblich zu prägen. Man muss Tim Burton definitiv für seinen überbordenden Einfallsreichtum loben, denn es gibt sehr viele schrullige Details, die manche eher alberne Szene bereichern und in ein Gothic-Wimmelbuch verwandeln. Vieles, vor allem die gesamte zweite Hälfte der Geschichte wirkt aber stellenweise improvisiert, so als wäre den Autoren nicht mehr viel eingefallen und der Regisseur hätte den Schauspielern als einzige Anweisung mitgegeben, sich hemmungslos auszutoben.

Beetlejuice, der manchmal auch als Lottergeist Beetlejuice firmiert, ist ein schräge Klamotte mit übernatürlichem Touch, die trotz blutiger Details ein eher kindliches Publikum anspricht. Oder Leute mit einem Hang zu cineastischer Nostalgie. Mir hat er leider wieder nicht gefallen.

Note: 4+

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Über Pi Jay

Ein Mann des geschriebenen Wortes, der mit fünfzehn Jahren unbedingt eines werden wollte: Romanautor. Statt dessen arbeitete er einige Zeit bei einer Tageszeitung, bekam eine wöchentliche Serie - und suchte sich nach zwei Jahren einen neuen Job. Nach Umwegen in einem Kaltwalzwerk und dem Öffentlichen Dienst bewarb er sich erfolgreich an der Filmakademie Baden-Württemberg in Ludwigsburg. Er drehte selbst einige Kurzfilme und schrieb die Bücher für ein halbes Dutzend weitere. Inzwischen arbeitet er als Drehbuchautor, Lektor und Dozent für Drehbuch und Dramaturgie - und hat bislang fünf Romane veröffentlicht.