Manchmal muss man als Drehbuchautor einfallsreich sein, um sein Produkt an den Mann zu bringen. Als die Autoren dieser Geschichte absolut keinen Produzenten finden konnten, der ihr knallhartes Drama über einen ehrgeizigen Journalisten auf die Leinwand bringen wollte, strickten sie den Plot kurzerhand zur Komödie um. Der Lohn war immerhin eine Oscarnominierung.
Dennoch war mir der Titel gänzlich unbekannt, als ich zufällig bei Kabel Eins Classics darüber gestolpert bin, wo er gelegentlich zusammen mit anderen in einer Doris-Day-Retrospektive läuft. Dieser Schwarz-Weiß-Film entstand nur drei Jahre nach Man soll nicht mit der Liebe spielen, vereint erneut Doris Day und Gig Young, wirkt aber deutlich älter.
Reporter der Liebe
James Gannon (Clark Gable) ist der Chefredakteur einer großen New Yorker Zeitung, der sich ohne Schulabschluss hochgearbeitet hat. Als er von einer Universität gebeten wird, eine Gastvorlesung zu halten, lehnt er mit harschen Worten ab: Journalismus kann man nicht in Vorlesungen erlernen. Sein Chef zwingt ihn, dennoch hinzugehen, und als er entdeckt, dass der vermeintliche Professor die attraktive Dozentin Erica Stone (Doris Day) ist, ist sein Interesse geweckt. Doch Stone macht sich, ohne zu wissen, wer er ist, über Gannon und seinen Brief lustig – was seinen Kampfgeist weckt.
Es ist selten, dass in einem älteren Film das Thema so klar benannt und auf mehreren Ebenen bespielt wird. In diesem Fall geht es um die Frage, was bedeutsamer ist, Schulbildung oder praktische Erfahrung, und die Autoren, Fay und Michael Kanin, liefern eine salomonische Lösung: Beides ist gleich bedeutend. Oder wie Erica Stone es formuliert: „Bildung sorgt dafür, dass man weiß, wie Erfahrung buchstabiert wird.“
Als erfahrener Zuschauer weiß man schon nach den ersten Minuten, wie sich die Geschichte entwickeln wird, und leider hält der Film keinerlei Überraschung parat. Interessant ist vor allem die männlich-weibliche Dynamik: Gannon ist ein Macher, dynamisch, selbstsicher und von sich eingenommen. Weil er mit seinem Beruf verheiratet ist, wählt er vor allem Frauen aus, die leicht zu haben und zu beeindrucken sind, und zu Beginn ist seine Geliebte eine frivole und reichlich naive Sängerin und Tänzerin (Mamie van Doren). Doch als er Stone begegnet, ist es sofort um ihn geschehen. Zuerst bezaubert ihn ihr Aussehen, später ihr Talent. Bei Stone ist es eher umgekehrt: Gannon (der sich unter falschem Namen eingeschrieben hat) beeindruckt sie mit seinem Talent, erst später entwickelt sie Zuneigung.
Aus heutiger Sicht ist die Beziehung zwischen den beiden höchst problematisch. Dass Gannon Stone attraktiv findet, kann man nachvollziehen, sein Liebeswerben jedoch wirkt unglaubwürdig. Selbst ihm sollte klar sein, dass eine Frau wie sie sich nicht auf eine flüchtige Affäre einlassen würde. Was will er also von ihr? So verliebt, dass er sie für die Richtige hält, für die er sogar vor den Traualtar treten würde, ist er offensichtlich nicht, zudem ist er über zwanzig Jahre zu alt für Stone – was man auch deutlich sieht. Problematisch wird das Ganze jedoch, als er sie plötzlich in ihrem Büro über sie herfällt und küsst. Für den heutigen Zuschauer nahezu ein Schockmoment.
Dass dieses übergriffige Verhalten damals als normal angesehen wurde, ist heute kaum noch vorstellbar. Gannon ist eben ein ganzer Kerl, und seine männliche Ausstrahlung so machtvoll, dass Stone nach diesem Kuss ganz benommen ist und beinahe in Ohnmacht fällt. Von da an ist ihr Interesse an ihm nicht mehr nur auf seine vorzügliche Arbeit beschränkt. Und der heutige Zuschauer schüttelt fassungslos den Kopf, der damalige wird vermutlich gelacht haben.
Zur Ehrenrettung des Films sei hinzugefügt, dass Gannons Männlichkeit arg in Mitleidenschaft gezogen wird. Nicht nur Stone und die akademische Welt verunsichern ihn und lassen ihn ob seiner Unzulänglichkeit wütend austeilen, mit Dr. Hugo Pine (Gig Young) taucht dann auch noch ein Gegenspieler auf, der mit Stone ausgeht. Viel schlimmer: Pine ist ein intellektuelles Schwergewicht, belesen, klug, analytisch und zudem ungeheuer attraktiv. Gannon ist so eingeschüchtert, dass er zu unfairen Mitteln greift, aber immer wieder ins Leere läuft. Pine ist scheinbar in allem überlegen, bis er ihn am Ende doch austricksen kann. Aus dieser Konstellation hätte man tatsächlich einiges herausholen können, doch Pine entpuppt sich als überraschend harmlos. Sein Interesse an Stone ist allein akademischer Natur, was die Figur zu einem Eunuchen macht. Immerhin führt das Wissen, dass Pine keine Konkurrenz darstellt, dazu, dass die beiden Männer sich miteinander verbünden, um Stone zu überrumpeln und in einer befremdlichen Szene mit einer Menge Mansplaning zu einer Beziehung mit Gannon zu überreden versuchen.
Reporter der Liebe ist eine typische Romantische Komödie ihrer Zeit: Es geht um verunsicherte Männer, die mit ihren Gefühlen konfrontiert werden, von denen sie nicht einmal wussten, dass sie sie haben. Sie werden in ihrem Selbstbild erschüttert und müssen einige Wahrheiten über sich und die Welt lernen, bis sie am Ende domestiziert sind. Die Frauen sind intellektuell klar überlegen, aber auch zu verkopft. Erst durch den Kontakt mit rauer Männlichkeit erwachen ihre sexuellen Instinkte, gegen die sie sich lange Zeit gewehrt haben, bis sie schließlich doch nachgeben. Alles dazwischen ist ein heiterer Schlagabtausch. Zumindest im Idealfall. Tatsächlich ist der Film von George Seaton erstaunlich zahm, und man fragt sich, was ein Billy Wilder wohl aus dem Stoff gemacht hätte. Pointierte Dialoge oder Situationskomik sucht man leider vergeblich, dabei hätte es genügend Material gegeben, um der Geschichte mehr Pepp zu verleihen.
Alles in allem eine solide, aber nicht herausragende, aus heutiger Sicht stellenweise sogar problematische Komödie mit zwei Publikumslieblingen.
Note: 3-