Kölner Filmtage 2024

Wie war das noch mit den Plänen von Menschen und gewissen Nagetieren? Vergangene Woche fanden die ersten Kölner Filmtage, Nachfolger der Filmmesse Köln, statt, und wir hatten uns vorgenommen, darüber zu berichten. Dummerweise hätten wir dafür einzelne Genehmigungen von allen präsentierenden Verleihern einholen und vermutlich unseren Bericht vorab vorlegen müssen. Mindestens zwei Verleiher wollten sogar, dass absolut nichts über ihre Tradeshows berichtet wird, nicht einmal in den Sozialen Medien. Da wir direkt nach der letzten Veranstaltung weiter nach Frankfurt mussten und auch nicht auf die Filme oder ein Mindestmaß an Schlaf verzichten wollten, wäre es ziemlich schwierig geworden, rechtzeitig etwas zu Papier zu bringen und absegnen zu lassen, so dass es spätestens heute online gehen kann.

Deshalb habe ich beschlossen, an dieser Stelle nur meine persönlichen Eindrücke von der Veranstaltung zu schildern und auf die offizielle Webseite der Filmtage zu verweisen, wo es ebenfalls eine Auflistung aller Titel gibt, von denen wir Trailer, Ausschnitte und Promos gesehen haben. Wer mag, schaut dort am besten nach (über die Download-Buttons kommt man zu einer Übersicht der Titel): https://filmtagekoeln.de/praesentationen/

Für uns waren die drei Tage in Köln tatsächlich so etwas wie ein kleiner Urlaub. Das Wetter war ein Traum, die Stimmung top, wir haben viele Freunde getroffen, uns wunderbar unterhalten und ein paar Filme geschaut. Was will man mehr? Wie immer war der riesige Platz vor dem Kino mit Zelten und Tischen belegt, wo man sich bei leckerem Essen und (am Abend sogar alkoholischen) Getränken austauschen konnte. Plakate und Aufsteller sorgten für Kinoflair, und Universal hatte ein gläsernes Iglu aufgebaut, in dem für zwei Produktionen geworben wurde, von denen man in den nächsten Wochen und Monaten noch viel hören dürfte.

Wie immer führte Dominik Porschen durch das Programm und verbreitete dabei so viel Freude und Optimismus, dass die schwierigen letzten Monate beinahe vergessen waren. Insgesamt scheint die Branche zuversichtlicher in die Zukunft zu blicken als noch zu Beginn des Jahres, und wir waren uns alle einig, dass es spätestens ab Oktober wieder nach oben gehen sollte. 2024 wird zwar kein Knallerjahr, aber auch keine Katastrophe.

In den insgesamt 15 Tradeshows wurden die Highlights der nächsten Monate präsentiert, aber auch schon sehr viel Material aus dem nächsten Jahr. Oftmals waren die bereits bekannten Trailer zu sehen, aber auch exklusive Ausschnitte, minutenlange Sequenzen und viele Promos, insgesamt eine Menge Material. Leider waren die Veranstaltungen so dicht getaktet, dass man zwischendurch kaum Zeit hatte, die Toilette aufzusuchen oder etwas zu trinken zu holen. Es gab zwar zwei längere Pausen an jedem Tag, aber der menschliche Verstand ist nicht dafür ausgelegt, mehr als zwei Stunden lang konzentriert zuzuhören und Wissen zu verarbeiten. Wie es aussieht, wurde diese Kritik bereits aufgegriffen, und man darf davon ausgehen, dass es nächstes Jahr entspannter wird, so dass es auch mehr Zeit für Gespräche über die Filme gibt.

Was ich ebenfalls schade fand, war die Tatsache, dass man zu wenige Filme schauen konnte. Es wurden insgesamt 14 verschiedene Produktionen gezeigt, von denen man sich im besten Fall vier aussuchen konnte. Wenn man sich ein Epos wie Horizon gönnt, sogar nur drei. Da ich nicht zu jenen gehören, die nur kurz in die Vorstellungen reinschauen, um ein Gefühl für den Stoff zu bekommen, ist das definitiv zu wenig.

Wir haben uns heuer für diese Filme entschieden: Transformers One, Der wilde Roboter, The Substance und Speak no Evil. Auf diese Weise hatten wir einen Animations- und einen Horrorfilmtag. Darüber hinaus wurde noch Feste Freunde präsentiert, der in einer Sonderveranstaltung in Anwesenheit des Regisseurs gezeigt wurde.

Am Dienstagabend wurde zudem groß der 50. Geburtstag von Splendid im Maybach gefeiert, und hier hatte man dann endlich die Gelegenheit für ausführliche Gespräche. Ein insgesamt sehr schöner und runder Abend.

Natürlich fehlten in diesem Jahr auch nicht die Stargäste: Tobis sorgte für internationalen Flair mit Kevin Costner, und mit Annette Frier, Uwe Ochsenknecht und Simon Verhoeven waren drei bekannte Gesichter aus Deutschland dabei, zu denen sich noch weitere Darsteller, Regisseure und Produzenten gesellten. Mit Besuchern auf der Bühne ist es immer so eine Sache, einerseits sorgen sie, wenn sie witzig sind, für vergnügliche Unterhaltung, andererseits können sie leicht den Zeitrahmen sprengen.

Zum Schluss stellt sich noch die Frage, welche Filme bei mir den größten Eindruck hinterlassen haben. Gab es Überraschungen? Welche Filme hatte man bislang noch nicht auf dem Schirm? Ich habe nicht mitgezählt, aber wir haben vermutlich Material zu über hundert Filmen gesehen, und es fällt mir schwer, mich an vieles zu erinnern. Die folgende Aufstellung ist also selektiv.

Eine angenehme Überraschung war für mich The Penguin Lessons, der uns das Mentor-Movie à la Der Club der toten Dichter zurückbringt. Auf Gladiator II hatte ich bislang keine rechte Lust, das hat sich nach den Ausschnitten aber geändert. Auf Konklave bin ich immer noch sehr gespannt. Mit Red One gibt es den ersten „Weihnachtsfilm“ seit langem, auf den ich mich freue. Über Mickey 17 vom The Parasite-Regisseur war bislang noch nicht viel bekannt, aber er ist nun bei mir auf Platz 1 der Heiß-auf-Filme in 2025 gerutscht.

Über die Filme, die wir uns angesehen haben, berichte ich natürlich zu gegebener Zeit. Nur eines vorweg: Der wilde Roboter hat mich echt umgehauen. Bislang hieß er bei mir nur Robotron Crusoe, aber die Geschichte ist viel mehr als eine ungewöhnliche Robinsonade und absolut empfehlenswert. Einer der schönsten Filme des Jahres.

Es sind diese Überraschungen, die jede Tradeshow, jede Branchenveranstaltung zu etwas Besonderem machen, weil man auch noch nach … murmel, murmel … Jahren zum Staunen gebracht werden kann. Aber noch viel besser als spannende neue Filme zu entdecken und das Staunen wieder zu erlernen, sind selbstverständlich die persönlichen Begegnungen mit alten Freunden und die vielen anregenden Gespräche über das Kino und seine einzigartige Magie, die manchmal über all die Zahlen, Statistiken und Geschäftsberichte in Vergessenheit gerät. In diesem Sinne: Ich freue mich jetzt schon auf die Münchner Filmwoche im Januar und natürlich auf Köln im nächsten Sommer. Bis dahin sehen wir uns im Kino!

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Über Pi Jay

Ein Mann des geschriebenen Wortes, der mit fünfzehn Jahren unbedingt eines werden wollte: Romanautor. Statt dessen arbeitete er einige Zeit bei einer Tageszeitung, bekam eine wöchentliche Serie - und suchte sich nach zwei Jahren einen neuen Job. Nach Umwegen in einem Kaltwalzwerk und dem Öffentlichen Dienst bewarb er sich erfolgreich an der Filmakademie Baden-Württemberg in Ludwigsburg. Er drehte selbst einige Kurzfilme und schrieb die Bücher für ein halbes Dutzend weitere. Inzwischen arbeitet er als Drehbuchautor, Lektor und Dozent für Drehbuch und Dramaturgie - und hat bislang fünf Romane veröffentlicht.