Auch dieser Beitrag schlummerte viel zu lange auf meiner Festplatte, und der Film wurde wie Hör auf zu lügen bereits vor einem Jahr auf einer Tradeshow am Rande des Münchner Filmfests präsentiert. Normalerweise versuche ich, möglichst zeitnah die Beiträge zu veröffentlichen, aber nicht immer passen sie thematisch in eine Woche, und wenn ich einen Film weit vor dem Starttermin sehe, muss ich ohnehin warten, bis er schließlich in die Kinos kommt. Was dann dazu führen kann, dass er auf meiner Liste immer weiter nach hinten rutscht. Immerhin, der Titel passt zurzeit wunderbar zu unseren Temperaturen.
Die Insel der Zitronenblüten
Marina (Elia Galera) arbeitet als Ärztin für eine Organisation in Afrika. Eines Tages muss sie in ihre Heimat Mallorca zurückkehren, weil ihre Schwester Anna (Eva Martín) und sie eine Bäckerei von einer Frau geerbt haben, die sie nicht kennen, die aber früher einmal für kurze Zeit für ihre Eltern gearbeitet hat. Während sie mehr darüber herauszufinden versuchen, kommen sich Marina und Anna, die sich im Laufe der Zeit aus den Augen verloren haben, wieder näher.
Der deutsche Titel, der vom Verlag der sehr erfolgreichen Romanvorlage gewählt und vom Verleih übernommen wurde, ist ein bisschen nichtssagend und hat wenig mit dem Originaltitel zu tun, der auf den eine wichtige Rolle spielenden Kuchen mit Zitrone und Mohn verweist. Er klingt jedenfalls, als würde er eher zu einer dieser seichten Sommergeschichten passen, die Frauen im Urlaub lesen, oder zu einer ARD-Degeto-Schmonzette. Und man könnte jetzt sagen: Genau das ist der Film auch.
Die Geschichte greift alle Klischees auf, die man erwarten kann: Es geht um zwei entfremdete Schwestern, die sich neu kennenlernen und ihre Vergangenheit aufarbeiten müssen, um dunkle Familiengeheimnisse, die jeder Zuschauer nach drei Sekunden durchschaut hat, und um eine unheilbare Krankheit, die eine Figur ereilt und die zu einem tränenreichen Finale führt. Alles wie gehabt. Dazu die romantische Kulisse Mallorcas mit verträumten Dörfern und leeren Stränden, die kein Pauschaltourist je gesehen hat.
Fairerweise sollte man aber auch sagen: Und warum eigentlich nicht? Die Familiengeschichte, auch wenn sie nicht halb so geheimnisvoll ist wie die Autoren uns weismachen möchten, ist insgesamt interessant geschildert. Man versteht Marinas Trauer und Wut, weil sie als Teenager von der Insel verbannt wurde und nie begreifen konnte, warum ihre Mutter ihr dies angetan hat. Man kann sich auch gut in ihre Schwester hineinversetzen, die stets ein angepasstes Leben geführt hat und nun feststellen muss, dass es für manche Dinge zu spät ist. Sogar die ruppige Bäckereihilfe wächst einem mit der Zeit ans Herz.
Regisseur Benito Zambrano, der auch das Drehbuch nach der Vorlage von Cristina Campos geschrieben hat, hat eine insgesamt zwar wenig originelle, aber grundsolide Arbeit abgeliefert, eine gefühlvolle, sommerlich leichte Geschichte, die perfekt für einen lauen Abend geeignet ist.
Note: 3-