Mit Call me by your Name kam Luca Guadagnino groß raus, der Film erhielt einige Oscar-Nominierungen, aber am Ende nur eine Trophäe für das beste Drehbuch von James Ivory. Seinen Durchbruch hatte der Regisseur aber schon einige Jahre zuvor mit A Bigger Splash, den ich bislang nicht gesehen habe, weil mir das Drehbuch nicht gefallen hat. Sehr sehenswert ist aber sein dritter Film, I am Love.
Seit Call me by your Name läuft es aber nicht mehr so ganz rund für den Regisseur. Eine Fortsetzung des Stoffes wird es wohl wegen Armie Hammer nicht geben, es sei denn, der gecancelte Schauspieler wird durch einen Kollegen ersetzt, und die beiden Filme, die Guadagnino danach gedreht hat, das Remake Suspiria sowie die Kannibalen-Love-Story Bones and All, waren enttäuschend. Daher war ich auf Challengers sehr gespannt, fand aber den Trailer extrem schwach und hatte eigentlich keine Lust, den Film zu sehen. Kurz bevor er aus den Kinos verschwand, habe ich mich dann aber doch überreden lassen.
Challengers – Rivalen
In einem Challenger-Turnier in New Rochelle stehen sich zwei alte Freunde als Rivalen gegenüber: Art Donaldson (Mike Faist) ist ein schwerreicher Tennisstar, dem nur noch ein Sieg bei den US Open für einen Grand Slam-Titel fehlt, der aber nach einer Verletzung nicht wieder zu seiner alten Form zurückgefunden hat und deshalb verunsichert ist. Sein Gegner ist Patrick Zweig (Josh O’Connor), der ein hoffnungsvoller Star der Tennisszene war, aber immer wieder im Turnier versagt und ständig pleite ist. Er spekuliert auf das Preisgeld des Turniers, weiß aber, dass seine Tage als aktiver Sportler inzwischen gezählt sind. In mehreren Rückblenden wird von der innigen Freundschaft der beiden erzählt, die zusammen auf ein Sportinternat gegangen sind – und um die gleiche Frau gebuhlt haben: Tashi Duncan (Zendaya) war ein aufgehender Stern am Tennishimmel, musste ihre Karriere aber frühzeitig verletzungsbedingt an den Nagel hängen. Sie war zuerst mit Patrick liiert, hat aber schließlich Art geheiratet und steht nach wie vor zwischen ihnen.
Dreiecksgeschichten handeln immer von Liebe, Leidenschaft, Freundschaft, Verrat und Leid. Denn am Ende bleibt immer einer auf der Strecke. Sie funktionieren ausschließlich über die Figuren, die sorgfältig gezeichnet werden müssen, will man doch verstehen, warum sie sich zueinander hingezogen fühlen und inwieweit sich die Dynamik der Beziehungen mit der Zeit verändert.
Das Drehbuch von Justin Kuritzkes nimmt sich am Anfang viel Zeit, die Figuren vorzustellen und vor allem den Kontrast zwischen dem Platzhirsch Art und dem Außenseiter Patrick herauszuarbeiten, wobei die Sympathien klar bei dem charismatischen Patrick liegen, der in seinem Auto schlafen muss, weil er nicht einmal Geld für eine Unterkunft hat. Die beiden bekriegen sich auch von Anfang an so heftig auf dem Platz, dass man sofort weiß, dass es eine gemeinsame Geschichte geben muss.
Diese wird in den Rückblenden erzählt, in einem soliden, wenn auch vorhersehbaren Rahmen. Wir sehen, wie Art und Patrick beste Freunde sind, bis sie sich in Tashi verlieben, die mit ihnen spielt und sie gegeneinander aufhetzt. Später versucht der eifersüchtige Art, der Tashi auf geradezu pubertäre Weise anhimmelt, sie und Patrick auseinanderzubringen, weil er erkennt, dass sein bester Freund trotz gegenteiliger Behauptungen nicht der Typ für feste Beziehungen ist. Doch Patrick und Tashi bekommen den Bruch auch ohne seine Unterstützung hin, denn er nimmt Tennis nicht so ernst wie sie. Für Tashi hat der Sport geradezu religiöse Bedeutung, und sie definiert das perfekte Match als eine Art perfekte Beziehung, in der der Flow des Spiels wichtiger ist als der Sieg. Was nicht bedeutet, dass Tashi nicht extrem ehrgeizig wäre.
Letzten Endes entscheidet sich Tashi für Art, weil er ihr ergeben ist und daher formbar. Durch ihn kann sie eine Karriere im Tennis durchleben, nachdem sie ihre eigene aufgeben musste. Man erkennt aber auch, dass sie sich niemals für Art entschieden hätte, wenn ihre Verletzung nicht gewesen wäre. Tashi ist ein zutiefst egoistischer, manipulativer Mensch, der trotz all des Erfolgs und des Reichtums unzufrieden ist, und das macht sie unsympathisch.
Diese dunklen Aspekte erahnt man aber häufig nur, Guadagnino und Kuritzkes trauen sich nicht so recht an die Abgründe ihrer Figuren heran, sondern kreisen lieber an der Oberfläche. Immerhin versteht der Regisseur sein Handwerk, inszeniert die Streitgespräche wie Tennisspiele und umgekehrt, verliert sich aber auch in visuellen Spielereien, etwa einer Subjekte des Balls, die ganz nett sind, aber auch überflüssig.
Insgesamt weiß man nicht, was Kuritzkes mit seinem unausgegorenen Buch eigentlich erzählen will. Für eine Liebesgeschichte fehlt es an Leidenschaft und, nun ja, überzeugender Zuneigung, für eine Story über das Zerbrechen einer Männerfreundschaft an einem ernstzunehmenden Konflikt zwischen den männlichen Protagonisten. Zum Teil ist es eine Studie über Ehrgeiz, zum Teil metaphysische Sportphilosophie, aber alles wirkt inkohärent und wenig überzeugend. Hinzukommen zu viele Szenen, in denen Bälle über den Platz gedrescht werden, was auf Dauer ziemlich ermüdend ist. Die Folge sind Längen und leider auch Langeweile.
Note: 3-