Ein menschlicher Astronaut, der Schiffbruch auf einem fremden, abgeschiedenen Planeten erleidet, ist an und für sich nichts Besonderes mehr (zumindest in einem Science-Fiction-Film), was die Geschichte aber interessant macht, ist ihr Clou: Bei dem Planeten handelt es sich um die Erde vor 65 Millionen Jahre. Dieser Twist macht neugierig, ermöglicht er doch ein Aufeinandertreffen von Menschen und Dinosauriern außerhalb von Jurassic Park und seinen Nachfolgern und bietet darüber hinaus interessante Ansätze, über die Ursprünge der Menschheit nachzudenken.
Dennoch war dem Film an den Kinokassen kein Erfolg beschieden, und auch der IMDb-Wert ist mit nur 5,4 unterdurchschnittlich, weshalb ich lange Zeit gezögert habe, ihm eine Chance zu geben. Aber vergangenes Wochenende war mir nach einem actionlastigen Film, bei dem man gut abschalten kann, und irgendwie fiel mir diese Produktion wieder ein, die zudem nur noch bis zum 10. Juni auf Netflix zu sehen ist.
65
Um die Behandlung seiner todkranken Tochter bezahlen zu können, nimmt Mills (Adam Driver) einen Job an, der ihn für zwei Jahre von seiner Familie trennt. Als Kapitän eines intergalaktischen Transporters fliegt er Güter und Passagiere quer durch die Galaxis, doch dann gerät er unvermittelt in einen Asteroidenschwarm und stürzt ab. Zusammen mit der neunjährigen Koa (Ariana Greenblatt), der einzigen weiteren Überlebenden, muss er sich fünfzehn Kilometer durch eine feindliche Umgebung schlagen, um zur Rettungskapsel zu gelangen.
Schon der Titel verrät, dass sich Mills einen etwas ungünstigen Zeitpunkt für seine Bruchlandung ausgesucht hat, schlug doch damals ein riesiger Meteor auf der Erde ein und vernichtete einen Großteil des Lebens, darunter die Dinosaurier. 65 erzählt also nicht nur von einer Begegnung zwischen Menschen und Sauriern in deren natürlicher Umgebung, sondern auch von ihrem Untergang.
Möglicherweise hängen die schlechten Zuschauerbewertungen mit der Erwartungshaltung zusammen, die man angesichts der Prämisse und des Trailers entwickeln kann: Wer spannende Verfolgungsjagden, Versteckspiele und Kämpfe gegen blutrünstige Raptoren oder T-Rexe erwartet, sollte nicht allzu enttäuscht sein, dass diese Tiere nur eine Nebenrolle spielen. Mills und Koa treffen zwar auf einige bissige Exemplare, darunter einen nachtragenden T-Rex, ihr Hauptfeind ist aber die Natur an sich.
Nicht nur die Saurier haben es auf die beiden Helden abgesehen, sondern auch jede Menge Insekten, Sümpfe und Geysire. Dem Film von Scott Beck und Bryan Woods, die auch das Drehbuch geschrieben haben, wurde vor allem vorgeworfen, sich zu wenig für die Biologie der Kreidezeit zu interessieren und mehr auf Ekelmomente (riesige Moskitos, die beim Zerquetschen äußerst klebrige Sekrete zurücklassen) und Schock-Szenen zu setzen. Aber ist es nicht genau das, was ein spannender Film tun sollte?
Im Grunde ist 65 eine Mischung aus Robinsonade und Survival-Thriller, der knackige 90 Minuten Spannung verspricht und dieses Versprechen auch tatsächlich einhält. Sicher, man könnte sich eine genauere Charakterzeichnung wünschen, aber Drivers von Trauer und Tragik umflorte Figur läuft als Retter zu Höchstleistungen auf, das vermeintlich schwache Mädchen ist viel taffer als es scheint, und zusammen raufen sie sich, allen Widerständen in Form von fehlenden Fremdsprachenkenntnissen zum Trotz, zu einem schlagkräftigen Team zusammen.
Nichts an dem Film ist überraschend, neu oder wirklich originell. Doch er ist auch nie langweilig, ärgerlich unlogisch oder übertrieben klischeehaft. Getreu dem Gesetz von Herrn Murphy wird jedes Hindernis noch durch die Umstände schwieriger, jede Kalamität dramatischer, und das ist durchaus sehenswert.
Note: 3