Bilde ich mir das nur ein, oder gibt es gerade eine Flut an Horrorfilmen? Allein im Vorprogramm zu Das erste Omen liefen sechs (!) Trailer zu anderen Genrefilmen, die allesamt in den nächsten Monaten starten werden. Verdenken kann man es den Produzenten nicht, sind viele Werke relativ günstig in der Herstellung und spielen oftmals ein Vielfaches davon in den jeweiligen Verwertungsphasen ein.
Mit Der Exorzist, Alien, Halloween oder nun Das Omen bekommen viele Genre-Klassiker aus den Siebzigerjahren zurzeit späte Sequels oder, wie in diesem Fall, Prequels. Bisher konnte keines davon an die früheren Erfolge anknüpfen. Was natürlich niemanden daran hindert, es weiter zu versuchen.
Das erste Omen
1971 trifft Margaret Daino (Nell Tiger Free) in Rom ein, um in einem Orden ihr Gelübde als Nonne abzulegen. Ihr Mentor ist Kardinal Lawrence (Bill Nighy), der einst der Priester war, der sich um Margarets Waisenhaus gekümmert und seither eine enge Beziehung zu der jungen Frau hat. Margaret arbeitet nun ebenfalls in einem Waisenhaus, wo sie sich besonders mit der zwölfjährigen Carlita Scianna (Nicole Sorace) anfreundet, die unter Halluzinationen leidet und daher als schwierig gilt. Sie erinnert Margaret an sie selbst, weil sie ebenfalls als Kind unter Halluzinationen litt. Als sich einige mysteriöse Dinge ereignen, kommt Margaret schließlich einer groß angelegten Verschwörung auf die Spur: Eine Gruppe hochrangiger Geistlicher will den Antichrist erzeugen, um durch ihn so viel Schrecken zu verbreiten, dass die Menschen sich aus Furcht wieder der Kirche zuwenden.
Das Omen ist ein Klassiker der Filmgeschichte, der Mitte der Siebzigerjahre ein riesiger Kassenerfolg war und zwei Fortsetzungen hatte. Im Kern ist es die Geschichte eines Vaters (gespielt von Gregory Peck), der erkennt, dass sein (angenommenes) Kind der Antichrist ist. Zahlreiche blutige und dramatische „Unfälle“ dezimieren dabei die Personen im Umfeld des Kindes und erschweren dem Vater die Aufklärung. Ich habe den Film vor vielen Jahren einmal gesehen und fand ihn zwar grundsätzlich spannend, insgesamt aber schon damals viel zu langsam.
Seit Das Omen ist sehr viel Zeit vergangen, und was damals originell war, ist heute ein alter Hut. Es war sicherlich Zufall, doch nur eine Woche vor dem Start kam mit Immaculate ein thematisch ähnlicher Film in unsere Kinos. Da hilft vermutlich auch der bekannte Titel nicht mehr.
Erschwerend hinzukommt, dass ein Prequel nicht unbedingt zwingend notwendig ist. Immerhin weiß man ja, dass das böse Balg der Teufel ist, man weiß sogar einiges über die Umstände seiner Zeugung. Diese nun weiter auszuführen, ist unnötig, noch dazu, wenn sie mit einer albernen Verschwörungstheorie ausgeschmückt wird, und ein Geheimnis daraus zu machen, ist erst recht überflüssig, weil jeder die Auflösung bereits kennt. Dass die Autoren Tim Smith, Arkasha Stevenson, die auch Regie geführt hat, und Keith Thomas es dennoch versuchen, weil sie sich einen überraschenden Twist ausgedacht haben, ist zwar löblich – nur ahnt jeder aufmerksame Zuschauer bereits von Anfang an, wie diese Enthüllung aussehen wird.
Viel zu erwarten war also nicht, aber immerhin gab es einen gut gemachten Trailer, der Spannung und Grusel versprach. Leider kann die Inszenierung von Stevenson, die hier ihr Langfilmdebüt gibt, dieses Versprechen nicht einlösen. Am gelungensten sind noch die Impressionen von Rom, und auch das Siebzigerjahre-Setting ist visuell gut umgesetzt worden. Atmosphärisch ist er jedoch nur Durchschnitt und ergeht sich vor allem in Zitaten des Genres. Stellenweise wird versucht, durch Jump Scares das Publikum bei der Stange zu halten, doch sind diese meist nicht gelungen und vorhersehbar.
Über weite Strecken stagniert die Handlung zudem, und auch die diversen visuellen Anspielungen auf das Original können nicht darüber hinwegtäuschen, dass das Drehbuch viel zu wenig zu erzählen hat. Mit Nell Tiger Free, die bereits in Servant mit übernatürlichen Phänomenen rund um ein mysteriöses Baby konfrontiert war, kommt noch eine Hauptdarstellerin dazu, die über zu wenig Charisma verfügt, um den Zuschauer an sich zu binden.
Erst im letzten Drittel nimmt die Geschichte Tempo auf und steuert auf ein halbwegs packendes Finale zu, um sich dann in diversen Enden zu verlieren. Diese sind wohl notwendig, um eine oder mehrere geplante Fortsetzungen zu etablieren, ob es diese jedoch geben wird, steht in den Sternen.
Note: 3-