Als wir uns „den neuen Affen-Film“ angesehen haben, liefen in den Nebensälen The Fall Guy und Garfield – Eine Extraportion Abenteuer, und im Vorprogramm waren unter anderem die Trailer zu Twisters, Bad Boys: Ride or Die, Furiosa: A Mad Max Saga, Alien – Romolus und Transformers One zu sehen. Was haben all diese Filme gemeinsam? – Ihre Ursprünge lagen irgendwann zwischen den Sechzigern und Neunzigern. Falls es noch eines Beweises gebraucht hätte, dass Hollywood ein einziger Recyclinghof der Ideen ist, hier ist er.
Auch den zehnten Ableger eines Franchises, das schon in den Siebzigerjahren sein kreatives Ende erreicht hatte und vor allem dank der Fortschritte in der CGI-Technologie reüssierte, hätte ich nicht gebraucht. Doch dann sah der Trailer überraschend gut aus, und auch wenn wir uns alle nach frischen, unverbrauchten Ideen und originellen Geschichten sehnen, war ich mehr als bereit, der Produktion eine Chance zu geben.
Planet der Affen: New Kingdom
Viele Jahre nach Caesars Tod wächst der Schimpanse Noa (Owen Teague) im Adler-Clan auf, einer Kolonie von Affen, die Raubvögel zähmen und zum Jagen benutzen. Eines Tages stößt er auf die junge Menschenfrau Mae (Freya Allan), die von einer Gruppe Affen unter der Führung von Sylva (Eka Darville) gejagt wird. Diese überfallen die Kolonie, töten Noas Vater und verschleppen seine Mutter und die anderen Mitglieder. Noa schwört, sie zu retten und nach Hause zu bringen, und begibt sich auf eine gefährliche Reise.
Die Welt hat sich sehr verändert. Noas Clan lebt im Großraum des ehemaligen Los Angeles, das wie ein üppiger Dschungel aussieht, in dem die Skelette der Wolkenkratzer wie Felsen aus der grünen Masse ragen. Wenn man bedenkt, dass die Gegend eigentlich eine Wüste ist, eine erstaunliche Transformation. Die Affen, die nun die Erde beherrschen, befinden sich auf dem Stand primitiver Dorfgemeinschaften, die im Einklang mit der Natur leben und sich in den Ruinen der alten Welt eingenistet haben.
Wie Regisseur Wes Ball und der Drehbuchautor Josh Friedman diese Welt beschreiben, ist gut gelungen. Der Clan besitzt eigene Regeln und Traditionen, und so beginnt die Geschichte mit der sehr spannenden Suche nach einem Raubvogelei, das jeder heranwachsende Jugendliche finden und ausbrüten muss, um so eine Bindung zum Tier aufzubauen. Mit dem Auftauchen eines Menschen bricht aber die unbekannte Außenwelt in die Idylle ein und mit Sylva das Grauen. Auch das wird packend erzählt.
Noa ist ein sympathischer Held, dem man gerne auf die gefährliche Reise folgt, auch weil man zu diesem Zeitpunkt neugierig auf die übrige Welt und das titelgebende Königreich ist. Zunächst muss er jedoch neue Gefährten finden, zu denen vor allem Mae gehört. Diese ist viel intelligenter als die anderen Menschen, die wie halbnackte Steinzeitmenschen in Horden durch die Wälder Kaliforniens laufen und unter primitiveren Bedingungen leben als die Affen, die amüsiert auf sie herabblicken. Doch Mae ist anders, sie scheint von dem Virus, das die meisten Menschen der Sprache und ihrer Intelligenz beraubt hat, nicht befallen worden zu sein. Und sie befindet sich auf einer Mission, über die sie aber lange Zeit nicht spricht. Das Misstrauen zwischen Mensch und Affe sitzt aber immer noch tief, und daran ändert sich trotz der gemeinsamen Abenteuer und der Tatsache, dass Noa ihr mehrmals das Leben rettet, bis zum Ende nichts. Für die Zukunft lässt das nichts Gutes ahnen.
Ein zweiter Gefährte, der Noa begleitet, ist Raka (Peter Macon), der ein Mitglied des Ordens von Caesar ist und das Vermächtnis des „Affen-Moses“ bewahrt. Er ist von menschlichem Wissen und Büchern fasziniert, weiß aber zu wenig über die Vorgeschichte und bringt das meiste davon auch noch durcheinander. Man fühlt sich an Der Herr der Ringe erinnert, wo auch das Wissen um die Macht des Ringes vergessen wurde. Hier werden sehr schön Elemente aus den alten Filmen, etwa Caesars Fenster als Identifikationssymbol der Anhänger, eingearbeitet.
Erst im letzten Drittel gelangen Noa und Mae in das besagte Königreich, in dem Proximus Caesar (Kevin Durand) mit harter Hand herrscht und sich dabei auch auf Caesar beruft, ohne allerdings dessen moralische Maxime zu teilen. Der neue König will mehr Macht, vor allem jene Macht, die die Menschen in einem Bunker in Form von Waffen zurückgelassen haben. Als Berater und Historiker steht ihm dabei Trevathan (William H. Macy) zur Seite, ein weiterer Mensch, der seine geistigen Fähigkeiten behalten hat.
An dieser Stelle hat die Geschichte einige Längen, und man beginnt sich unwillkürlich zu fragen, wohin diese neue Saga eigentlich steuert. Ist dies der Beginn einer Noa-Trilogie oder eher einer Mae-Trilogie – oder geht es um etwas vollkommen anderes? Nach dem fulminanten Showdown, der die Story von Proximus zu einem Ende bringt und daher gut als eigenständiger Teil des Franchises funktionieren kann, wird die Sicht auf die Welt nach dem Untergang erweitert. Und was sich andeutet, scheint wohl auf einen weiteren Kampf Mensch gegen Affe hinzusteuern.
Es ist schade, dass den Machern nichts Besseres eingefallen ist, dass die Affen immer noch als edle Wilde herhalten müssen, die ohne menschliche Anleitung nicht in der Lage zu sein scheinen, Wissen zu sammeln und anzuwenden, oder dass jegliche Art von Wissen ausschließlich zum Töten genutzt wird. Immerhin wird diese nicht wirklich neue und originelle Geschichte auf eine spannende Weise erzählt und besitzt somit einen nicht zu unterschätzenden Unterhaltungswert.
Note: 3+