Diese Woche ist nicht nur Vater-, sondern auch Muttertag. Ich habe lange gesucht, aber ich konnte leider keinen richtig guten, passenden Film zum Feiertag finden – was wieder einmal beweist, dass zu wenige Produktionen für Frauen entstehen. Das Beste, was ich finden konnte, ist ein älterer Film, den ich vor einigen Monaten nachgeholt habe.
Pedro Almodóvar ist seit vielen Jahren eine Konstante im europäischen Kino, und es gibt einige seiner Arbeiten – Frauen am Rande des Nervenzusammenbruchs, La mala educación oder Volver – die ich sehr schätze, in den letzten Jahren konnten mich seine Ideen jedoch nicht mehr überzeugen. Parallele Mütter gehört ebenfalls dazu, und wenn Mark G. mich nicht dazu überredet hätte, hätte ich ihn wahrscheinlich gar nicht gesehen.
Parallele Mütter
Janis (Penélope Cruz) ist eine erfolgreiche Fotografin, die eines Tages den forensischen Pathologen Arturo (Israel Elejalde) bittet, ihr bei einem persönlichen Projekt zu helfen: Zu Beginn des Bürgerkrieges wurde ihr Ur-Großvater mit neun weiteren Männern seines Dorfes ermordet und in einem Massengrab bestattet. Sie und weitere Hinterbliebene wollen die Toten exhumieren und auf den lokalen Friedhof umbetten, um so das Geschehene zu verarbeiten und den Ermordeten ihre Würde zurückzugeben. Dabei kommen Janis und Arturo sich auch privat näher, und sie wird schwanger. Weil Arturo noch verheiratet ist, beschließt Janis, das Kind allein zu bekommen, und trifft in der Entbindungsklinik die junge Ana (Milena Smit), die am selben Tag ebenfalls ein Mädchen zur Welt bringt.
Es ist schwierig, über den Film zu schreiben, ohne den ersten Wendepunkt zu verraten. Wer sich überraschen lassen will, sollte hier lieber nicht weiterlesen. Einige Zeit nach der Geburt des Kindes findet Janis heraus, dass sie nicht die leibliche Mutter sein kann, das Baby offensichtlich vertauscht wurde. Diesen Plot kennt man bereits zur Genüge, in seiner melodramatischen Art ist er beispielsweise perfekt für eine Seifenoper.
Die Kunst besteht nun darin, diesen melodramatischen Aspekt nicht zu überreizen, sondern ganz bei den Figuren zu bleiben, ihre Emotionen zu schildern und dann einige überraschende Wendungen einzubauen. Das gelingt Almodóvar auch, aber nur zum Teil. Es gibt zwei weitere Twists in der Story, der eine tragisch und gelungen, der andere aufgesetzt und wenig glaubwürdig. Dass nicht alles funktioniert, liegt an der distanzierten Figurenzeichnung. Vor allem Janis, die wunderbar von Penélope Cruz gespielt wird, bleibt einem mitunter ein Rätsel. Warum sie sich etwa weigert, sich mit der Verwechslung auseinander zu setzen, ist schlichtweg nicht verständlich, und auch gegen Ende wirkt sie zu emotionslos, zu distanziert oder abgeklärt. Vielleicht hätte an dieser Stelle tatsächlich etwas mehr Melodram gutgetan. Und Ana bleibt viel zu blass, um sich für sie zu interessieren.
Erst gegen Ende, wenn Almodóvar wieder die Rahmenhandlung aufgreift und das Massengrab untersucht wird, bekommt die Geschichte jene Emotionen und Tiefe, die man sich die ganze Zeit über gewünscht hätte. Ob es sich aber lohnt, dafür die Längen des Mittelteils auszuhalten, muss jeder für sich entscheiden.
Note: 4+