Der Titel der Buchvorlage ist deutlicher: Spoiler Alert: The Hero Dies: A Memoir of Love, Loss, and Other Four-Letter-Words. Das liest sich schon fast wie eine Kurzinhaltsangabe. Das Buch war ziemlich erfolgreich, weshalb sich Hollywood dafür interessierte und es schließlich im Frühjahr 2023 in die Kinos brachte. Mit überschaubarem Erfolg, was vielleicht daran lag, dass es um ein gleichgeschlechtliches Paar ging (was die Leute bei Philadelphia allerdings auch nicht gestört hat) oder viele es einfach nicht mögen, wenn ihnen jemand schon vor dem Beginn des Films das Ende verrät.
Ich wollte ihn auch nicht im Kino sehen. Melodramen können bisweilen zwar eine kathartische Wirkung haben, schlagen aber leider meistens aufs Gemüt. Was unsere Gegenwart schon ganz gut allein erledigt. Viele Menschen, die ich kenne, verzichten gerade auf die Nachrichten, weil sie diese ohne Antidepressive nicht mehr ertragen, da muss man sich nicht auch noch die traurige Geschichte eines Paares ansehen, bei dem einer an Krebs stirbt.
Aber einige haben mir den Film empfohlen, und manchmal muss man auch seine Komfortzone verlassen und sich mit traurigen Geschichten auseinandersetzen. Also ist dies die Woche der bittersüßen Love-Stories.
Spoiler Alarm
Michael (Jim Parsons) arbeitet als Redakteur für eine Fernsehzeitschrift und ist ein klassischer Nerd. Als er in einer Schwulenbar den attraktiven, sportlichen Kit (Ben Aldrige) kennenlernt, der Fotograf ist und nicht einmal einen Fernseher besitzt, glaubt er nicht, dass sich daraus eine längerfristige Beziehung entwickeln könnte. Doch sie harmonieren gut miteinander, Michael hilft Kit beim Coming-Out gegenüber seinen Eltern (Sally Field und Bill Irwin), sie ziehen zusammen und stehen nach dreizehn Jahren kurz vor der Trennung, als bei Kit Krebs im Endstadium diagnostiziert wird.
Normalerweise würde ich nicht so ausführlich über den Inhalt eines Films berichten, aber die meisten Aspekte tauchen bereits im Trailer auf, und die erste Szene beginnt bereits an Kits Totenbett. Das ist ein kühner Schachzug von Regisseur Michael Showalter und den Drehbuchautoren David Marshall Grant und Dan Savage, aber auch irgendwie naheliegend, wenn man das Ende ohnehin bereits kennt.
In langen Rückblenden wird dann die Geschichte des Kennenlernens ausführlich erzählt, und hier überrascht der Film sogar ein klein wenig, denn sie ist überaus witzig und charmant. Man lernt Kit und vor allem Michael, dessen Biografie dies in erster Linie ist, besser kennen, mit all ihren Schrullen und Macken. Dass dieser Teil der Geschichte so gut funktioniert, liegt in erster Linie am Humor der Autoren, aber auch an der Chemie zwischen Parsons und Aldrige.
Nach dieser überaus gelungenen ersten Hälfte kippt erwartungsgemäß die Stimmung, und es wird düster. Kit erkrankt an Krebs, und es sieht von Anfang an nicht gut aus. Das wissen die Zuschauer natürlich, schließlich verrät es bereits der Titel, weshalb die Autoren sich auch nicht sonderlich lange mit den Behandlungsmethoden aufhalten. Auch das ist eine gute Entscheidung. Stattdessen konzentrieren sie sich darauf, zu zeigen, wie Michael und Kit nach einer Trennungsphase wieder zusammenfinden.
Hier zeigen sich dann auch die größten Schwächen der Geschichte. Wäre Kit nicht an Krebs erkrankt, hätte die Beziehung der beiden vermutlich nicht überlebt. Die charmanten Schrullen und Eigenheiten, über die man am Anfang lacht, erweisen sich plötzlich als unüberwindliche Hindernisse, hinzukommen Untreue und Verletzungen. Für kurze Zeit sind sie ein zerstrittenes Paar wie viele, um dann plötzlich mit der niederschmetternden Diagnose konfrontiert zu werden.
Was diese Entwicklung allerdings mit Michael und Kits Beziehungsdynamik macht, wird nicht ausführlich genug geschildert. Sie reden zwar über ihre Ängste, und die Autoren erzählen viel über kleine, vielsagende Gesten, nur wartet man die ganze Zeit auf seelische Offenbarungen und eine reinigende Aussprache, die erst ganz zum Schluss und auf eine etwas zu oberflächliche Art erfolgt. Hier wäre mehr Tiefe wünschenswert gewesen. Dafür setzen die Autoren ganz auf ein hochemotionales Ende, bei dem man durchaus einige Tränen vergießen kann – bis sie es mit einem blöden Einfall beschädigen.
Alles in allem ist Spoiler Alarm genau der Film, den man erwartet: eine melodramatische Geschichte über Liebe und Verlust, wie es sie zu Dutzenden gibt (Love Story, Zeit der Zärtlichkeit und Freundinnen sind wohl einige der bekanntesten Titel), und wer diese mochte und gerne am Ende eines Films Rotz und Wasser heult, wird hier gut bedient.
Note: 3