Der Super Mario Bros. Film

Als Kind der Achtzigerjahre kenne ich natürlich Super Mario, habe es aber nie gespielt, zum einen aus Ermangelung eines Nintendos, zum anderen bin ich kein Fan von Jump-and-run-Spielen. Die sind mir zu hektisch. Als die Verfilmung für den vergangenen Sommer angekündigt wurde, war mein erster Gedanke: Den fällt aber auch wirklich gar nichts mehr ein, wenn sie mit so einer ollen Kamelle daherkommen. Aber das Spiel mit seinen diversen Ablegern und Serien gehört immer noch zu den populärsten und meist verkauften der Welt. Also war es nur an der Zeit, bis ein weiterer Film – nach einer Anime-Version und einer Realverfilmung – an den Start ging.

Im Kino habe ich mir den Film nicht angesehen, weil er mich schlichtweg nicht interessiert hat, aber nachdem er so überaus erfolgreich war, wurde meine Neugier geweckt, und nach Weihnachten, als ich mit einer Erkältung flach lag, schien mir so etwas Leichtes gerade recht.

Der Super Mario Bros. Film

Mario und sein Bruder Luigi haben in Brooklyn ihre eigene Klempnerei eröffnet, sehr zum Missfallen ihres Vaters, der der Meinung ist, dass das Risiko des Scheiterns zu groß sei. Prompt endet ihr erster Auftrag in einem Desaster. Doch als die Stadt einen Wasserrohrbruch nicht in den Griff bekommt, schlägt ihre Stunde. In der Kanalisation stoßen die Brüder jedoch auf ein magisches Rohr, das sie in ein fremdes Universum saugt. Während Luigi vom bösen Bowser gefangengenommen wird, landet Mario im Pilzkönigreich der Prinzessin Peach. Doch auch das wird von Bowser bedroht.

In den Videospielen hat der Held eine Mission zu erfüllen, muss ständig rennen, Hindernisse überwinden, sammelt Belohnungen und Punkte und rettet die Prinzessin. Wer sich jemals gefragt hat, wovon der Film handeln würde, brauchte sich nur an diese Basics zu erinnern. Tatsächlich wird in der Geschichte sehr viel gerannt und gesprungen. Würde man all diese Aktionen, die nicht unbedingt für den Handlungsablauf notwendig sind, weglassen, wäre es vermutlich ein Kurzfilm.

Mit knapp neunzig Minuten ist Der Super Mario Bros. Film ohnehin extrem kurz, zumindest für heutige Verhältnisse. Dafür ist er auch extrem bunt, ein riesiges, dreidimensionales Wimmelbild voller putziger kleiner Figuren in drolligen Kostümen. Für die Fans der Spiele wurden eine Menge Details eingebaut, manche so versteckt, dass man nach ihnen suchen und den Film mehrmals ansehen muss, um alle zu finden. Aber anscheinend treffen die Macher damit genau den Nerv des Publikums.

Für jemanden, der absolut nichts mit Mario und Luigi anfangen und schon nach fünfzehn Minuten sein „Mamma mia“ nicht mehr hören kann, ist es allerdings eine Herausforderung. Zum Glück hat das Illumination-Studio einige Erfahrung damit, turbulente Storylines zu entwickeln. Vor allem der Anfang macht daher eine Menge Spaß, insbesondere der erste Auftrag der beiden Klempner, bei dem sie nahezu ein Badezimmer verwüsten wie einst Loriot ein Wohnzimmer.

Mit dem Beginn des zweiten Akts, wenn die Helden in einer quietschbunten Galaxie weit, weit entfernt gelandet sind, verliert die Geschichte schlagartig an Originalität, dreht dafür aber erst so richtig auf. Mit Prinzessin Peach und Donkey Kong, in dessen Game Mario seinen allerersten Auftritt hatte, kommen zwei weitere beliebte Figuren ins Spiel, mit denen er sich gegen seinen Erzfeind Bowser verbrüdert. Dass Bowser eine machthungrige Schildkröte und kein knubbeliger Drache ist, musste mir allerdings erst jemand sagen. Und dann habe ich mich gefragt, ob damit Mitch McConnell gemeint sein soll.

Eine ausgefeilte Dramaturgie oder eine tiefergehende Figurenzeichnung sollte man bei dem eskapistischen Spektakel, das bald aus dem Ruder läuft wie eine Kindergeburtstagsfeier mit einem betrunkenen Clown jedoch nicht erwarten. Immerhin erscheint die Prinzessin nicht als das stereotype Fräulein in Not, sondern kann sich nicht nur gegenüber all den Männern behaupten, sondern auch besser austeilen als die meisten von ihnen. Bisweilen geht es in den Kämpfen sogar überraschend ruppig zu, außerdem wird gefoltert und verstümmelt, gemordet und erobert, dass man sich bisweilen fragt, ob der Film wirklich für Kinder geeignet ist.

In erster Linie ist das knallbunte Klempner-Abenteuer ein großer Spaß für die Fans der Spiele, die sowohl mit den Figuren als auch den zahllosen Anspielungen etwas anfangen können. Für alle anderen ist der Film mit seiner eindimensionalen Handlung und klischeebeladenen Figuren ein bisschen zu infantil, aber wenigstens schön anzuschauen. Der große Erfolg weckt jedoch Begehrlichkeiten, und so müssen wir uns auf weitere Filme, Serien, Spin-Offs und Games gefasst machen. Die Macher dürfte es freuen, tragen sie doch zahllose Münzen nach Hause wie jene Pilzkerlchen im Film.

Note: 3-

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Über Pi Jay

Ein Mann des geschriebenen Wortes, der mit fünfzehn Jahren unbedingt eines werden wollte: Romanautor. Statt dessen arbeitete er einige Zeit bei einer Tageszeitung, bekam eine wöchentliche Serie - und suchte sich nach zwei Jahren einen neuen Job. Nach Umwegen in einem Kaltwalzwerk und dem Öffentlichen Dienst bewarb er sich erfolgreich an der Filmakademie Baden-Württemberg in Ludwigsburg. Er drehte selbst einige Kurzfilme und schrieb die Bücher für ein halbes Dutzend weitere. Inzwischen arbeitet er als Drehbuchautor, Lektor und Dozent für Drehbuch und Dramaturgie - und hat bislang fünf Romane veröffentlicht.