Nächsten Dienstag ist Valentinstag, und auch wenn der Brauch, an dem Tag kitschige Karten oder schwülstige Liebeserklärungen auszutauschen und sich mit seinem Partner zu einem romantischen Date zu treffen, in den angelsächsischen Ländern verbreiteter ist als bei uns, gewinnt er immer mehr an Bedeutung. Viele Paare gehen essen und ins Kino, oder sie machen es sich auf dem Sofa bequem.
Im Augenblick läuft mit Wo die Lüge hinfällt eine überaus erfolgreiche romantische Komödie in den Kinos, doch diese habe ich nicht gesehen, weil ich die Idee etwas zu unoriginell fand, aber vielleicht hole ich sie irgendwann nach. Vermutlich aber nicht am Valentinstag. Da RomComs leider aus der Mode sind, habe ich diese Woche nicht viel anzubieten, aber vielleicht möchte sich ja der eine oder andere einen dieser Filme anschauen …
Früher war nicht nur, um mit Loriot zu sprechen, mehr Lametta, sondern es gab auch wesentlich mehr romantische Komödien im Kino – die häufig außergewöhnlich erfolgreich waren. Aber die Komödie liegt seit langem im künstlichen Koma, und Hollywood produziert lieber Filme für asiatische Teenagerjungen. Dass Frauen auch ins Kino gehen und möglicherweise nicht so versessen auf actiongeladene Superheldenfilme und Computerspielverfilmungen sind, scheint manchen Studiobossen entgangen zu sein. Kann ja mal passieren.
Hinzukommt, dass es auch immer weniger Stars gibt, die diese Bezeichnung tatsächlich verdienen. Früher waren zum Beispiel Meg Ryan und Julia Roberts die Leading Ladies in Hollywood, dann hatten Jennifer Aniston und Katherine Heigl noch eine Weile lang einen guten Lauf. Aber heute?
Als 2022 tatsächlich eine romantische Komödie ins Kino kam, mit Julia Roberts und George Clooney in den Hauptrollen, fühlte sich das zunächst etwas befremdlich, geradezu anachronistisch an. So als hätte man versehentlich eine Ankündigung für 2002 gelesen. Aber der Trailer sah ganz amüsant aus, und an den Kassen war der Film dann auch relativ erfolgreich, so dass Hollywood dieses Genre vielleicht noch mal wiederbeleben wird. Die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt. Ich habe mir den Streifen nun auf Wow angesehen.
Ticket ins Paradies
Georgia (Julia Roberts) und David (George Clooney) waren nur fünf Jahre lang verheiratet, sind aber immer noch durch ihre Tochter Lily (Kaitlyn Dever) miteinander verbunden. Leider, denn die beiden können sich nicht ausstehen und zanken sich jedes Mal, wenn sie sich treffen. Nach ihrem College-Abschluss reist Lily mit ihrer Freundin Wren (Billie Lourd) nach Bali, wo sie sich Hals über Kopf in den Algenzüchter Gede (Maxime Bouttier) verliebt – und ihn schon bald heiraten will. Als ihre Eltern zur Hochzeit anreisen, sind sie sich zum ersten Mal seit zwanzig Jahren einig: Diese Ehe muss verhindert werden.
Zugegeben, die Grundidee dieser Produktion ist nicht wirklich originell, und wenn man schon mal eine romantische Komödie gesehen hat, weiß man spätestens nach fünf Minuten, wie die Geschichte ausgehen wird. Nein, eigentlich weiß man es schon, wenn man den Trailer gesehen hat. Aber romantische Komödien sind nun einmal per se wenig originell und vorhersehbar, so wie Horrorfilme, was jedoch nicht bedeutet, dass sie nicht gut sein können. Es kommt auf das Wie an, nicht das Was.
Das Drehbuch von Ol Parker, der auch Regie geführt hat, und Daniel Pipski beginnt überaus vielversprechend. Man lernt Georgia und David in einer Parallelmontage kennen, in der sie ihren jeweiligen Gesprächspartnern von den Anfängen ihrer Ehe erzählen, und das ist so witzig und temporeich geschrieben, dass man sich in den besten Momenten an die klassische Screwball Comedy erinnert fühlt.
Zwei gegensätzliche Figuren, die sich zudem spinnefeind sind, zusammenzuspannen, ist schon mal ein guter Einfall für eine funkensprühende Komödie, und in den ersten rund dreißig Minuten macht der Film so gut wie nichts falsch. Leider dauert die Geschichte noch ein bisschen länger, und spätestens mit der Ankunft auf Bali geht ihr schlagartig die Luft aus. Die Dialoge sind zwar immer noch gelegentlich witzig und pointiert, lassen aber die Scharfzüngigkeit und das Tempo vom Anfang vermissen. Stattdessen lassen die Autoren Georgia und David über ihre gescheiterte Ehe sinnieren und die Gründe für ihre Entfremdung erforschen, was grundsätzlich keine schlechte Idee ist, aber über Gemeinplätze und Plattitüden nicht hinauskommt.
Das wäre alles vollkommen in Ordnung, wenn die Handlung wenigstens Kapriolen schlagen oder die Darsteller sich witzige Wortgefechte liefern würden, aber Slapstick oder physischer Humor sind nicht Parkers Stärken, und die besten Dialoge haben die Autoren bereits alle verbraucht. Auch die Nebenhandlungen sind nicht so prickelnd, dass sie über den etwas schalen Rest hinwegtrösten könnten, und manche Einfälle sind albern.
Letzten Endes retten nur die beiden charismatischen Hauptdarsteller, die sichtlich Spaß an den Dreharbeiten gehabt haben, den Film vor dem Absturz in die Bedeutungslosigkeit. Schade, denn der Anfang ist wirklich toll.
Note: 3-